Wirtschaft kompakt:Aldi verlässt Griechenland

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Aldi zieht sich erstmals aus einem Land zurück, BMW belohnt seine Mitarbeiter mit mehr als 1000 Euro und Karstadt-Investor Berggruen erhält mehr Luft. Außerdem: Daimler schraubt nach einem starken zweiten Quartal seine Prognose rauf.

Aldi streicht in Griechenland bereits nach weniger als zwei Jahren wieder die Segel. Aldi Süd beendet die Geschäftstätigkeit der dortigen 38 Filialen, teilte der Lebensmittel-Discounter am Freitag in Mülheim an der Ruhr mit.

Nix Hellas!  Aldi will sich aus Griechenland zurückziehen. (Foto: ag.ap)

Nach Einschätzung des Handels-Informationsunternehmens Planet Retail ist dies der erste Rückzug von Aldi überhaupt aus einem Land, in dem schon ein Filialnetz bestand. Mit mehreren Interessenten würden Gespräche über die Übernahme und Weiterführung der Geschäftstätigkeit geführt, heißt es in einer Stellungnahme von Aldi Süd zu den Plänen in Griechenland.

Aldi Süd wird sich nach eigenen Angaben verstärkt der Expansion in allen anderen neun Ländern widmen, in denen das Unternehmen mit insgesamt mehr als 4200 Filialen tätig ist. Das sind Deutschland, Österreich, Schweiz, Slowenien, Ungarn, Großbritannien, Irland, USA, Australien. Aldi Süd äußerte sich nicht dazu, ob dies der allererste Rückzug in der Firmengeschichte ist. Aldi Süd ist ein Schwesterunternehmen von Aldi Nord, die sich die Märkte im In- und Ausland aufgeteilt haben.

Dreamliner
:Eleganz made by Boeing

Boeing versucht, sich von Konkurrent Airbus abzusetzen - und setzt mit der Boeing 787 Dreamliner auf eine dynamische Formensprache.

Der wieder in Schwung gekommenen Autohersteller BMW belohnt seine Mitarbeiter nach der schweren Branchenkrise mit einer Sonderzahlung. Im Durchschnitt erhalten die rund 71.000 Beschäftigten des Konzerns 1060 Euro, kündigte Gesamtbetriebsratschef Manfred Schoch auf einer Betriebsversammlung in München an. Die Zahlung sei "Ausdruck der Wertschätzung für das Durchhaltevermögen" der Mitarbeiter in den Krisenjahren 2008 und 2009.

Trotz Krise durchgehalten? Glückwunsch! BMW zahlt seinen Mitarbeitern je 1060 Euro. (Foto: ag.ddp)

Das Unternehmen hatte nach kräftigen Absatzeinbrüchen in den vergangenen Jahren auf Sonderzahlungen verzichtet, viele Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit. Die Aktion kostet BMW einen hohen zweistelligen Millionenbetrag, die Zahlungen für die einzelnen Mitarbeiter sind nach Gehaltsgruppen gestaffelt. Insgesamt dürfte der Hersteller rund 75 Millionen Euro an seine Beschäftigten zahlen. Der Konzern hatte angesichts der deutlich wachsenden Nachfrage zuletzt seine Absatz- und Gewinnprognose für das laufende Jahr erhöht.

Der Investor Nicolas Berggruen bekommt drei Wochen länger Zeit, um die Übernahme von Karstadt unter Dach und Fach zu bringen. Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg teilte mit, er habe mit Berggruen notariell vereinbart, dass dieser die Bedingungen für den Kauf erst bis zum 8. August erfüllen müsse. Die Frist war eigentlich am Donnerstag abgelaufen, doch hakt Berggruens Einstieg noch an der Einigung mit dem Vermieter-Konsortium Highstreet. Dieses muss einen 850 Millionen Euro schweren Kredit kurzfristig refinanzieren, weil dessen Gläubiger Valovis Bank sich zurückziehen will.

Berggruen hatte um mindestens zwei Wochen Aufschub gebeten. Görg appellierte an die Vermieter und Berggruen, sich zu einigen. Das Geschäft von Karstadt sei auch im Juni besser als erwartet gelaufen, erklärte der Insolvenzverwalter. Dies müsse "allen Beteiligten in diesem komplexen Verfahren Ansporn sein, sich im Interesse der Beschäftigten, der Gläubiger und im eigenen Interesse auf eine nachhaltige Lösung zu verständigen", sagte Görg

Der Stuttgarter Autokonzern Daimler hat dank höherer Nachfrage nach seinen Limousinen im zweiten Quartal wieder einen Milliarden-Gewinn eingefahren. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte auf 2,1 Milliarden Euro zu, wie der Dax -Konzern überraschend mitteilte. Im Vorjahr war noch ein Fehlbetrag von einer Milliarde Euro angefallen.

Den vorläufigen Zahlen zufolge steuerte dazu die Personenwagensparte Mercedes-Benz Cars wegen des reißenden Absatzes vor allem in China und den USA knapp 1,4 Milliarden Euro bei. Der Umsatz des Konzerns stieg kräftig von 19,6 Milliarden Euro im von der Krise geprägten Vorjahreszeitraum auf nun 25,1 Milliarden Euro. Daimler kündigte an, den Gewinnausblick für das Gesamtjahr bei der Vorlage der vollständigen Quartalsbilanz am 27. Juli anheben zu wollen. Bislang stellte der Konzern ein Ebit von mehr als vier Milliarden Euro in Aussicht.

Dreamliner: Bitte warten, bitte warten...

Der US-Luftfahrtkonzern Boeing muss die erste Auslieferung seines neuen Langstrecken-Flugzeugs 787 Dreamliner möglicherweise ein weiteres Mal verschieben. Die Belieferung der ersten Kunden werde sich unter Umständen von Ende 2010 "um einige Wochen" auf Anfang 2011 verzögern, teilte der Programmchef von Boeing, Scott Francher, mit.

Das Unternehmen verfolge aber nach wie vor das Ziel, noch in diesem Jahr die ersten Maschinen auszuliefern. Das Problem mit der Stabilisierung des Flugkörpers, das Ende Juni zu einem Aussetzen der Testflüge geführt hatte, sei behoben, betonte Francher. "Die 787 zeigt gute Leistungen", erklärte er. "Bei den Testflügen haben wir nichts gefunden, was unser Vertrauen in die Kapazität dieser Maschine trüben könnte."

Der erste Testflug der Dreamliner im vergangenen Dezember war mit zwei Jahren Verspätung erfolgt. Vorausgegangen waren zahlreiche Verschiebungen wegen technischer Probleme. Ursprünglich hätten die ersten Maschinen bereits 2008 ausgeliefert werden sollen.

Die Dreamliner besteht etwa zur Hälfte aus Leichtmaterialien wie Kohlefasern, die Maschine soll 20 Prozent weniger Energie verbrauchen als Flugzeuge vergleichbarer Größe. Mit der Boeing 787 will der Flugzeugbauer aus Seattle seinem schärfsten Konkurrenten Airbus Kunden für den noch in der Entwicklung befindlichen A350 abspenstig machen. Insgesamt haben nach Angaben von Boeing 56 Firmen mehr als 800 Bestellungen abgegeben. Die erste Maschine soll an die japanische Airline ANA ausgeliefert werden.

Der erste Testflug der Dreamliner im vergangenen Dezember war mit zwei Jahren Verspätung erfolgt. Vorausgegangen waren zahlreiche Verschiebungen wegen technischer Probleme. Ursprünglich hätten die ersten Maschinen bereits 2008 ausgeliefert werden sollen.

Der Dauerstreit um die Schokoladen-Goldhasen geht weiter. Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe hat bekanntgegeben, dass das Verfahren zwischen den Herstellern Lindt und Riegelein erneut vor dem Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt ausgetragen werden muss.

Dort müssen weitere Details über Form, Farbe und Schriftzug der beiden Goldhasen ermittelt werden. Mit dem Karlsruher Richterspruch hat der Lindt-Hase einen Etappensieg im Streit mit seinem Konkurrenten erzielt. Lindt hatte seinen Goldhasen mit dem typischen roten Band und Glöckchen im Jahr 2000 als Marke schützen lassen. Seither wird gestritten. Zwar trägt der Riegelein-Hase kein rotes Bändchen, aber auch er ist in Goldpapier gepackt und in Sitzform gegossen.

Lindt sieht in dem Konkurrenz-Produkt eine Herkunftstäuschung und Verwechslungsgefahr. Das OLG Frankfurt hatte das wiederholt verneint und damit dem Riegelein-Hasen zunächst die Koexistenz mit seinem Kollegen mit dem roten Bändchen gesichert.

Aber der Wettbewerbssenat des BGH in Karlsruhe zog den Fall noch einmal an sich. Die Begründung der Frankfurter Richter sah der BGH als nicht ausreichend an. Nun werden die beiden Hasen noch einmal durch die juristische Mangel gedreht - zum fünften Mal in zehn Jahren. ( Aktenzeichen: Bundesgerichtshof I ZR 57/08)

Der britische Ölkonzern BP kommt bei dem geplanten Verkauf von Unternehmensteilen voran. Der Konzern und seine Berater seien dabei, die letzten Formalitäten zu regeln, berichtete die Financial Times unter Berufung auf Kreise.

Voraussichtlich noch vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen am 27. Juli dürften die ersten Verkäufe bekanntgegeben werden, schrieb die Zeitung. BP braucht Geld, um die Folgen der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko zu beseitigen.

Der Konzern hofft, durch die Trennung von Beteiligungen 20 Milliarden Dollar (rund 15,5 Mrd Euro) erlösen zu können. Einer der Deals, der dem Zeitungsbericht zufolge kurz vor dem Abschluss steht, ist der Verkauf von Teilen des Amerika-Geschäfts an den Öl- und Gasförderer Apache für 12 Milliarden Dollar.

Darüber hinaus dürfte BP versuchen, seine Anteile am Ölförderer Pan American Energy of Argentina sowie Beteiligungen an Öl- und Gasfeldern in Kolumbien, Venezuela und Vietnam zu versilbern. Auch der Verkauf des BP-Anteils am Ölfeld Mars im Golf von Mexiko an den Konkurrenten Royal Dutch Shell sei diskutiert worden.

Um frisches Kapital aufzutreiben, hatte BP-Chef Tony Hayward zudem mit Investoren unter anderem aus dem Nahen Osten gesprochen. Abu Dhabis Kronprinz Sheikh Mohammed bin Zayed Al-Nahyan hatte sein Interesse bekundet. Allerdings seien Abu Dhabi und andere interessierte Staatsfonds auf der Hut und wollten deshalb nicht im großen Stil bei BP einsteigen, schreibt die Zeitung.

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