Wirtschaft kompakt:Bertelsmann: Sparen wie noch nie

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Jetzt geht's ans Eingemachte: Bertelsmann startet nach tiefroten Zahlen das größte Sparprogramm der Geschichte. Gespart hat auch die Post - nicht zur Freude der Kunden.

Europas größter Medienkonzern Bertelsmann reagiert mit dem umfangreichsten Sparprogramm seiner Geschichte auf die Wirtschaftskrise, die den Konzern im ersten Halbjahr tief in die roten Zahlen zog.

Bertelsmann hat bislang offen gelassen, ob das Geschäftsjahr 2009 mit einem Gewinn abgeschlossen werden kann. (Foto: Foto: AP)

Über alle Sparten hinweg sollen bis Jahresende mehr als 900 Millionen Euro eingespart werden, kündigte Konzernchef Hartmut Ostrowski an. Das bereits laufende Sparprogramm kostet auch Stellen: Schon zum Halbjahr arbeiteten 3700 weniger Mitarbeiter bei Bertelsmann als Ende 2008. Vorgaben für einen Arbeitsplatzabbau gebe es aber nicht, erläuterte ein Sprecher.

Bertelsmann wird, wie andere Medienunternehmen auch, durch die weltweite Wirtschaftskrise empfindlich getroffen. In vielen Ländern halten sich die Verbraucher mit Einkäufen zurück. Auch bei den Unternehmen wird das Geld knapper, weshalb sie ihre Werbebudgets kappen. Bertelsmann erlöst jedoch ein Drittel seiner Umsätze mit Reklame.

Der Umsatz des Gütersloher Konzerns sank von Januar bis Juni auf 7,2 (Vorjahr: 7,7) Milliarden Euro. Das operative Ergebnis ging um fast ein Drittel auf 475 (685) Millionen Euro zurück. Sowohl der Fernsehkonzern RTL Group, als auch die Verlagsgruppen Random House und Gruner + Jahr sowie das Club- und Buchhandelsgeschäft büßten teilweise kräftig ein.

Allein die Dienstleistungstochter Arvato zeigte eine stabile Entwicklung, weil Firmen in der Krise zunehmend Dienste auslagern, um zu sparen. Damit konnte das schwierige Druckgeschäft kompensiert werden.

Netto verbuchte Bertelsmann einen Verlust von 333 Millionen Euro nach einem Gewinn von 372 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Hier machten sich auch Wertberichtigungen, etwa auf das Druckunternehmen Prinovis, bemerkbar, die sich auf 474 Millionen Euro beliefen. Für das Gesamtjahr rechnet Bertelsmann mit schwächeren Ergebnissen als 2008. Ob das Unternehmen das Jahr mit einem Gewinn abschließen kann, hat der Vorstand bislang offen gelassen.

Pilotenstreik bei Air Berlin

Bei Air Berlin gibt es seit Montagmorgen erneut Streiks.

Die Piloten-Gewerkschaft Cockpit rief die Piloten der Tochtergesellschaft LTU zu Arbeitsniederlegungen von 5.30 Uhr an auf. Die Streiks der LTU-Piloten sollen bis um 21.30 Uhr andauern. Zudem sollten sich auch die Cockpit-Beschäftigten von Air Berlin in den Morgenstunden mit einem "Sympathiearbeitskampf" beteiligen.

Bei einem vorherigen Streik hatte Air Berlin seine Piloten aufgefordert, die LTU-Piloten zu ersetzen.

LTU gehört seit 2007 zur Air Berlin. Als eigenständige Marke existiert der traditionsreiche Ferienflieger jedoch heute nicht mehr. Die LTU-Flugzeuge wurden umlackiert, Air Berlin wickelt seine Langstreckenflüge aber nach wie vor überwiegend mit Personal der LTU ab.

Von den insgesamt 1240 Piloten der Gruppe sind rund 330 von LTU. Kernpunkt der Auseinandersetzung zwischen Unternehmen und den Gewerkschaften ist die Eingliederung der LTU-Piloten und des Kabinenpersonals bei Air Berlin.

"Die Deutsche Post ist keine Schneckenpost"

Die Deutsche Post hat Kritik zurückgewiesen, sie würde Briefe zu langsam ausliefern. "Die Deutsche Post ist keine Schneckenpost geworden", sagte Briefvorstand Jürgen Gerdes - sie sei vielmehr "die schnellste in Europa".

Der Konzern überprüfe monatlich anhand von 70.000 Testsendungen die Länge der Sendungszeiten. Vom TÜV zertifizierte und von unabhängigen Instituten überwachte Versuche hätten für die Zeit von Januar bis Juli 2009 ergeben, dass 95,4 Prozent der Sendungen "am nächsten Werktag im Briefkasten liegen".

Gerdes reagierte mit seinen Äußerungen auf Kritik von Verbraucherverbänden und einen Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Diese hatte in einem Versuch 99 Briefe auf den Weg geschickt, von denen dem Blatt zufolge nur 61 Prozent am nächsten Werktag beim Empfänger gelandet seien. "Es steht mir nicht zu, Tests zu beurteilen, die ich von der Systematik her nicht kenne", sagte Gerdes dazu. "70.000 Sendungen sind aber aussagekräftiger als 99 Sendungen", unterstrich er.

Der Konzern will Gerdes zufolge zudem binnen vier Wochen entscheiden, ob Probeläufe aus dem Sommer wiederholt werden sollen, bei denen Sendungen auf weniger Briefzentren konzentriert und Zustellbezirke zusammengelegt worden waren.

"Wir haben im Sommer einige Dinge ausprobiert, weil wir festgestellt haben, dass in den Hauptferienzeiten das Sendungsvolumen dramatisch zurückgeht", verteidigte Gerdes diese Schritte, bei denen "eine Menge" funktioniert habe. Es habe aber sicherlich auch Beschwerden und "einige Fehler" gegeben.

Güterverkehr auf der Schiene bricht ein

Der Güterverkehr auf der Schiene ist in der Folge der Wirtschaftskrise so stark eingebrochen wie noch nie in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Im ersten Halbjahr 2009 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Montag mit 147,3 Millionen Tonnen rund 22,4 Prozent weniger Güter transportiert als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Die Beförderungsleistung sank um 22,8 Prozent auf 46,13 Milliarden Tonnenkilometer. Im Binnenverkehr mussten die Eisenbahnunternehmen dabei noch die geringsten Einbußen hinnehmen.

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