Volkswagen und Porsche:Piëchs neue Feinde

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Norwegen übt harsche Kritik an der Fusion von VW mit Porsche. Auch andere VW-Anteilseigner fühlen sich von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch schlecht informiert.

Th. Fromm und M. Hesse

Dem Volkswagen-Konzern drohen wegen der geplanten Porsche-Übernahme Proteste seiner Minderheitsaktionäre auf breiter Front. So ist der staatliche norwegische Pensionsfonds NBIM, der 270 Millionen Euro bei VW investiert hat und dort zuletzt 0,15 Prozent der Stamm- und vier Prozent der Vorzugsaktien hielt, in engen Gesprächen mit anderen Aktionären.

VW-Großaktionär Ferdinand Piëch: "Fürchterlich hohen Preis" für Porsche bezahlt. (Foto: Foto: AP)

"Wir bekommen für unsere Position eine breite Unterstützung", sagte Anne Kvam, bei NBIM zuständig für den Bereich Corporate Governance, der Süddeutschen Zeitung. Zurzeit liegen noch 14,5 Prozent der VW-Aktien im Streubesitz.

Mächtiger Anleger

Zwar ist NBIM, der zur norwegischen Zentralbank gehört, bei VW nur ein verhältnismäßig kleiner Aktionär. Da der Staatsfonds weltweit aber über 300 Milliarden Euro angelegt hat, gehört er zu den Großen der Branche - und zu den Mächtigen.

Die Norweger waren am Mittwoch mit einem Brandbrief gegen VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piëch an die Öffentlichkeit gegangen, in dem sie diesem einen schweren Interessenskonflikt vorwerfen.

Piëch hat nun zwei Wochen Zeit, den Brief zu beantworten. Zunächst wolle man abwarten, was die anderen Investoren gegen VW unternähmen, so Kvam. "Wir haben dann eine ganze Reihe von Möglichkeiten, zu reagieren." Möglich sei, die Anteile an VW zu verkaufen. "Wir haben allerdings langfristige Ziele und möchten VW's Erfolg sehen."

Kritik an der Eigentümerstruktur

Die Investoren beklagen gravierende Mängel in der Eigentümerstruktur des Konzerns: So gehört der Porsche Automobil Holding, die von den Familien Porsche und Piëch kontrolliert wird, mehr als die Hälfte des VW-Konzerns.

Die Norweger kritisieren daher unter anderem den geplanten Kauf des Salzburger Autohandelsgeschäfts von den Familien Porsche und Piëch, dessen Wert mit 3,55 Milliarden Euro beziffert wurde.

Auch die 12,4-Milliarden-Euro-Übernahme des Auto-Geschäfts von Porsche ist nach Ansicht der Investoren zu teuer. Auf diese Punkte habe man mehrmals hingewiesen, von VW aber keine zufriedenstellende Antwort bekommen.

"Der Aufsichtsrat sollte uns beweisen, dass das, was gerade passiert, im Interesse aller Aktionäre ist", sagte Kvam. Piëch vertrete als VW-Aufsichtsratschef "nicht nur seine Familie, sondern alle Aktionäre - auch die kleinen", kritisierte die Bankerin.

DWS schließt sich Vorwürfen an

Die Fondsgesellschaft DWS, die zur Deutschen Bank gehört, schloss sich den Vorwürfen Norwegens im Grundsatz an, blieb in der Intonierung jedoch milder. "Bisher ist nicht ersichtlich, warum die Porsche AG von VW mit 12,4 Milliarden Euro bewertet wird", sagte Henning Gebhardt, bei der DWS zuständig für deutsche Aktien, der SZ.

Der gesamte Deal lege nahe, dass es Interessenkonflikte zwischen den Familien und den übrigen VW-Aktionären gebe. "Ich bin aber optimistisch, dass das Management sehr bald die notwendigen Informationen dazu liefern wird." Der Manager einer anderen Fondsgesellschaft beklagte die mangelhafte Informationsweitergabe. "Es ist schwierig, die Übernahme zu bewerten, weil viele Details nicht bekannt sind."

Ein VW-Sprecher wollte den Sachverhalt am Donnerstag nicht kommentieren. In Wolfsburger Unternehmenskreisen war man jedoch wohl schon auf Kritik von Minderheitsaktionären vorbereitet. Allerdings gibt man sich hier entspannt. "Die können in der Hauptversammlung gegen Beschlüsse stimmen, aber sie sind in der Minderheit", heißt es.

© sueddeutsche.de/dpa/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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