E-Bikes:McLaren-Tochter übernimmt insolventen Radhersteller Van Moof

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Das Fahrrad S3 Pedelec von Van Moof. Das Unternehmen hatte im Juli Insolvenzantrag gestellt. (Foto: Van Moof)

Das E-Bike-Unternehmen ist vorerst gerettet. Doch der neue Eigentümer macht klar: Einfach werden die kommenden Monate für Van Moof ganz und gar nicht.

Der insolvente niederländische Fahrradhersteller Van Moof hat einen neuen Eigentümer gefunden. Lavoie, Tochter des Formel 1-Zulieferers McLaren Applied und Anbieter elektrischer Roller, gab am Donnerstag die Übernahme bekannt. Einen Kaufpreis nannte die Firma zunächst nicht. Allerdings bezifferte McLaren-Applied-Verwaltungsratschef Nick Fry die Investitionssumme inklusive frischer Gelder zur Stabilisierung und Ausweitung des Geschäfts auf "kurzfristig mehrere zehn Millionen Pfund".

"Dies ist eine große Chance für uns, denn Van Moof ist ein Unternehmen mit einem hervorragenden Produkt", fügte Fry hinzu. Die Firma habe sich jedoch selbst in eine schwierige finanzielle Lage gebracht - die kommenden Monate würden nicht leicht. Es gehe nun erst einmal darum, "Stabilität in den Betrieb von Van Moof zu bringen" und das E-Mobilitätsgeschäft auszubauen, sagte Lavoie-Geschäftsführer Eliott Wertheimer. "Van Moof hat 190 000 Kunden weltweit und unser Ziel ist es, diese Fahrer weiterhin auf der Straße zu halten."

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Van Moof hatte Mitte Juli Insolvenzantrag gestellt. Schon in den Wochen zuvor hatten sich in den sozialen Medien Beschwerden gehäuft. Vor allem über lange Lieferzeiten für schon lange bezahlte Räder beklagten sich dort viele Kunden. Am Ende bekam das Unternehmen schließlich Probleme mit der Rückzahlung von Investorenkrediten und war gezwungen, seine Filialen zu schließen.

Der E-Bike-Hersteller hatte zuvor extrem vom Boom elektrischer Fahrräder profitiert. Schnell breitete sich Van Moof auch im Ausland aus. Doch finanzielle Erfolge stellten sich einfach nicht ein. 2021 verbuchte das Unternehmen einen Verlust von etwa 80 Millionen Euro.

Die Brüder Taco und Ties Carlier hatten Van Moof 2009 gegründet und wollten die Metropolen weltweit mit dem "idealen Stadt-Fahrrad" ausrüsten. Die minimalistischen Van-Moof-Bikes waren international mehrfach wegen ihres Designs ausgezeichnet worden. Hochgelobt wurden anfangs auch technische Innovationen. Van Moof versprach, dass die Räder fast nicht gestohlen werden könnten durch ein digitales Schloss, eingebauten Alarm und GPS.

Technische Mängel, lange Lieferzeiten und auch Wartezeiten bei Reparaturen bedeuteten schließlich das Aus für das Unternehmen aus Amsterdam. Problematisch war vor allem, dass Van Moof alles in eigener Hand halten wollte - auch die Herstellung von Ersatzteilen und die Reparatur. Das war zu viel für das kleine Unternehmen. Nun bleibt abzuwarten, wie die McLaren-Tochter Lavoie den Betrieb neu organisiert - und effizienter gestaltet.

© SZ/Reuters/Bloomberg/vit - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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