Der Prozess hat bereits begonnen. Die EZB hat das Geld für die griechischen Banken verknappt, indem sie ihre ELA-Notfallkredite, wie beschrieben, bei 88,6 Milliarden Euro deckelte. Sollte sie die Kredite ganz kündigen, was rechtlich vermutlich geboten wäre, dann wären alle Institute bankrott. Sie müssten schließen, sie könnten kein Geld mehr an ihre Kunden auszahlen und die Geldautomaten nicht mehr befüllen. Der Euro würde in diesem Fall nicht sofort aus dem griechischen Alltag verschwinden, schließlich haben viele Griechen vorgesorgt und Bargeld abgehoben. Schätzungsweise 20 Milliarden Euro horten griechische Haushalte derzeit. Viele haben auch Einkommen aus Ländern wie Deutschland oder Frankreich. Doch die Regierung müsste, mangels eigener Euro-Einnahmen, ihre Rechnungen mit Schuldscheinen bezahlen, diese würden zu einer Art Parallelwährung. Die Schuldscheine würden auf Euro lauten, aber mit kräftigem Abschlag gehandelt werden. Viele Menschen würden irgendwann überhaupt nicht mehr an frisches Geld kommen. Das könnte die Lage in Athen explosiv machen.
Können die Griechen selbst Geld drucken?
Ja, aber der Notendruck ist nur ein Teilaspekt. Die Einführung einer neuen Währung, in dem Fall der Drachme, ist ein komplexer technischer, logistischer und juristischer Vorgang. Die griechische Nationalbank müsste klären, welche Konten von Euro auf Drachme umgestellt werden und welche nicht. Die Banken müssten ihre IT umstellen, die gedruckten Banknoten müssten sicher an die Banken im Land verteilt werden. Das bedarf genauer und langwieriger Vorbereitung, die zudem im Geheimen laufen müsste. Sobald klar wird, dass Griechenland die Drachme wieder einführt, wird eine neue Welle der Kapitalflucht einsetzen. Um sich der entgegenzustemmen, müsste eine Regierung die Banken auf unbestimmte Zeit schließen. Die entscheidende Frage wird sein, was mit der griechischen Nationalbank passiert. Bleibt die Bank von Griechenland unabhängig wie die Bundesbank, kann die neue Drachme irgendwann Vertrauen gewinnen. Wird die Bank dagegen politisiert und gezwungen, die Staatsausgaben mit gedrucktem Geld zu finanzieren, dann beginnt eine verheerende Inflationsspirale.
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Verzweifelt streckt der Rentner vor einer Bank in Athen seine Hand aus. Er will Geld. Besonders die alten Menschen leiden unter der Finanznot im Land.
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Diese Rentnerin zieht eine Marke. Dann wartet sie in der Schlange vor der Bank. Wenn sie Glück hat, kann sie 120 Euro abheben - für die ganze Woche.
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Auch vor dieser Bank sitzen wie schon während der letzten Tage Pensionäre und hoffen, ihre Bezüge zu erhalten. Mittlerweile fast verzweifelt.
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Wie anders war die Stimmung noch wenige Stunden zuvor. Ausgelassen feierten tausende Gegner des Sparprogramms ihren Sieg beim Referendum.
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Sorglos trotz Krise? Ein Student mit seiner Bouzouki im Café. 49,7 Prozent der jungen Leute sind arbeitslos.
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Die Angst der Menschen ist überall spürbar. Viele sitzen auf der Straße, niemand weiß, wie es weitergeht.
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Ein Pensionär streitet mit einem Bankangestellten. Kommt kein neues Geld von der EZB, können die griechischen Banken nur bis Freitag überleben.
Bild: Christian Hartmann/Reuters -
Ein Mann läuft vor einem Stand mit Hüten vorbei, an der Wand Graffiti von Euro- und Dollarzeichen. Ob Griechenland in der Eurozone bleibt, ist ungewiss.
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Vor einem Kiosk bleiben ein paar Fußgänger stehen. In den Zeitungen lesen sie, welche Reaktionen das "Nein" zu den Sparforderungen der Gläubiger hat.
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Mit Entsetzen studiert dieser Mann die Zeitungen. Ein "Grexit" ist nicht auszuschließen.
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Die Suppenküche für Bedürftige im Zentrum ist schon jetzt überfüllt. Nun könnte sich die Armut der Menschen noch weiter verschärfen.
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Ungewisse Zukunft: Ein Obdachloser schläft vor einem geschlossenen Laden mit Postern mit "Nein" zum Referendum.
Bild: Emilio Morenatti/AP
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