Verhandlungen sind das Kampffeld der Taktiker. Nicht jedes Argument muss stimmen, nicht jede Drohung wahr werden. Was zählt, egal ob im Tarifstreit oder bei Verkaufsgesprächen, ist das Resultat. Wäre TTIP nur Sache von Beamten, dann könnte, ja müsste hinter den verschlossenen Türen der Verhandlungssäle genauso geblufft und taktiert werden wie im Verkaufsgespräch. Aber so läuft es nicht.
Freihandel:TTIP, jetzt noch geheimer
Die EU-Kommission ärgert sich über Indiskretionen und erschwert Ministern den Zugang zu vertraulichen Freihandels-Dokumenten. Geplant war das ganz anders.
Das Handelsabkommen Europas mit den USA, mit all seinen unheilvollen Zuschreibungen, wird längst vor aller Augen verhandelt - auch wenn die EU-Kommission nun krampfhaft versucht, Verhandlungspapiere abzuschirmen. Jenseits der Gespräche verfolgen Tausende Beobachter argwöhnisch das Geschehen; sie misstrauen den Verhandlern, ob mit Grund oder nicht. Das ist ihr gutes Recht, denn am Ende wird TTIP eben kein Abkommen, das nur Beamte und Regierungen betrifft, sondern Bürger und Firmen, Jobs und Märkte.
Die EU-Behörde wird dieses Dilemma nicht überwinden können. Sie könnte zwar effizienter verhandeln, bliebe ihre Taktik länger geheim. Doch ihre Geheimniskrämerei schürt den Verdacht, sie opfere heimlich Interessen ihrer Bürger. So steht sie vor der Wahl zwischen einem schlechten oder gar keinem Abkommen. Denn entscheiden werden am Ende nicht Beamte, sondern Parlamente. Und da zählt nicht nur das Resultat, sondern auch Glaubwürdigkeit. Die droht Brüssel gerade zu verlieren.