Triebwerkhersteller Rolls-Royce:Im schlimmsten Fall kriminell

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Wusste Rolls-Royce frühzeitig von den Triebwerkproblemen bei der A380-Flotte? Das Unternehmen schweigt zu den Vorwürfen eisern - und riskiert so, seinen guten Ruf zu verspielen.

Jens Flottau

Es ist in den vergangenen zwei Wochen sehr eintönig gewesen, den britischen Triebwerkhersteller Rolls-Royce um Stellungnahmen zu den Problemen rund um die Motoren des Airbus A380 zu bitten. Die Antwort war stets die gleiche: "Kein Kommentar." Nur einmal machte der Konzern eine Ausnahme und räumte ein, dass voraussichtlich zahlreiche Triebwerke des Typs Trent 900 ausgetauscht werden müssen.

Die defekten Triebwerke bringen Rolls-Royce mehr und mehr in die Bredouille. (Foto: REUTERS)

Dabei wäre es mehr als an der Zeit für eine öffentliche Stellungnahme. Es steht nämlich nicht mehr nur der Verdacht im Raum, dass Rolls-Royce fehleranfällige Triebwerke ausgeliefert hat. Mittlerweile würde man gerne wissen, warum Rolls-Royce ganz offensichtlich zwar bei den vier nagelneuen Lufthansa- A380 verbesserte Motoren einbauen, die älteren und offenbar für Öllecks anfälligen Flieger bei Singapore Airlines und Qantas aber weiterfliegen ließ, bis am 4. November ein Ölfeuer eine Qantas-Maschine zu einer haarigen Notlandung zwang.

Bestätigt sich der Verdacht, dann war die Haltung im besten Fall fahrlässig. Rolls-Royce hätte dann selbst nicht damit gerechnet, dass Öllecks so häufig auftreten würden und ein Motorausfall das Flugzeug in eine Notlage bringen könnte.

Im schlimmsten Fall aber ist das Verhalten kriminell, sollte in der dringend fälligen Aufarbeitung herauskommen, dass sich der Konzern der Gefahren bewusst gewesen ist. Schließlich hätte das Unternehmen in diesem Fall das Leben der rund 450 Menschen an Bord des Qantas-Fluges QF32 aufs Spiel gesetzt und mögliche weitere Vorfälle erst ermöglicht.

Der Konzern muss seine Lehren ziehen aus dem Desaster und sicherstellen, dass sich die Fehler nicht wiederholen, auch wenn das schmerzhafte personelle und strukturelle Veränderungen nach sich ziehen würde. Zuvor muss Rolls-Royce aber ehrliche Aufklärung leisten. Darauf haben die Passagiere einen Anspruch, die sich in die Flugzeuge setzen sollen, aber auch die Fluggesellschaften und Airbus, denen nun finanzielle Schäden in Millionenhöhe drohen.

Doch das Unternehmen schweigt weiterhin und macht dadurch alles nur noch schlimmer. Rolls-Royce ist dabei, seinen guten Ruf nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch in der Branche zu ruinieren. Denn niemand will sich auf einen Lieferanten verlassen, der sich mangelndes Sicherheitsbewusstsein nachsagen lassen muss. Die Schadenersatzansprüche, die Airbus jetzt angekündigt hat, dürften erst der Anfang sein, wenn Rolls-Royce nicht schnell gegensteuert. Langfristig dürften sinkende Marktanteile viel schmerzhafter sein. Wenn dies so kommt, dann wäre dies ein Lehrstück einer selbstverschuldeten Krise.

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