Reiseanbieter:Die Pleite von Thomas Cook ist erst der Anfang

Die Reisebranche steht unter Druck. In diesen Abwärtsstrudel versinkt nun Thomas Cook. Dieses Schicksal droht noch weiteren Reiseanbietern.

Kommentar von Caspar Busse

Eigentlich war das unvorstellbar: Einer der größten Reiseveranstalter Europas ist pleite - mit unübersehbaren Folgen. Hunderttausende Touristen sitzen in ihren Urlaubsorten fest und wissen erst einmal nicht, wie sie wieder nach Hause kommen sollen, allein 140 000 deutsche Kunden sind betroffen. Viele andere, die bereits eine Reise bei Thomas Cook gebucht haben, müssen nun ihre Pläne ändern. Flugzeuge bleiben am Boden. Und die mehr als 21 000 Mitarbeiter des Konzerns stehen vor einer ungewissen Zukunft.

Das Aus des britischen Reiseveranstalters Thomas Cook, zu dem auch Unternehmen wie Neckermann oder Condor gehören, ist nicht irgendeine Insolvenz. Sie wird weitreichende Folgen haben - auch für die Tourismusbranche insgesamt. Aber wie kann das sein? Reisen wird ja immer beliebter, Tourismus ist ein sogenannter Mega-Trend, immer mehr Menschen sind unterwegs, die Ausgaben steigen - und Thomas Cook, der älteste Reisekonzern der Welt und Erfinder der Pauschalreise, geht in Insolvenz.

Die Erklärung: Das Reisen verändert sich, immer mehr Menschen bevorzugen Individualurlaub und achten dabei auch auf Nachhaltigkeit. Sie wollen etwas erleben und keinen Urlaub von der Stange. Hotels und Flüge werden zunehmend online gebucht, die Reisen werden zudem immer kürzer. Auch wenn noch immer viele ins Reisebüro gehen und dort die Angebote von Reiseveranstaltern nutzen: Die Zeit der Pauschalreise ganz alter Prägung läuft aus - und das trifft besonders große Veranstalter wie Thomas Cook, die selbst Hotels und Ferienresorts betreiben und eigene Fluggesellschaften haben - und auch deshalb nicht so schnell umsteuern können und wollen.

Dazu kommt eine Reihe spezieller Probleme bei Thomas Cook. Die Geschäfte laufen schon länger schlecht, zuletzt sollten Investoren aus China mit neuem Kapital das Unternehmen retten - ohne Erfolg. Der Brexit sorgte zusätzlich für große Unsicherheit, die Schwäche des britischen Pfund war schlecht für die britischen Touristen, die Reisen wurden teurer. Die Folge: Thomas Cook musste Rabatte gewähren, um Geschäfte zu machen, was die Krise noch vergrößerte. Der Wettbewerb ist hart.

Im Tourismusgeschäft geht es auch um Vertrauen. Wenn es Zweifel an der Solidität eines Reiseveranstalters gibt, bleiben oft die Kunden aus. Denn die haben Angst, dass sie im Falle einer Insolvenz - wie jetzt bei Thomas Cook - stranden könnten oder ihren Urlaub nicht mehr antreten können und das Geld erst einmal weg ist. Weniger Buchungen und Vorauszahlungen vergrößern dann die Krise des Unternehmens. Das kann dazu führen, dass etwa Hotelpartner oder Banken Zahlungsbedingungen verschärfen, was die Finanzen des Unternehmens weiter belastet. Es ist ein Teufelskreis, vor dem auch andere Reiseanbieter Angst haben.

Zur SZ-Startseite

Pleite von Thomas Cook
:Gibt es einen Notverkauf von Condor an die Lufthansa?

Nach der Pleite des Reiseveranstalters Thomas Cook bangen die Mitarbeiter um ihre Zukunft und Reisende um ihren Urlaub. Unklar ist in Deutschland vor allem auch, wie es mit Condor weitergeht. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: