Autoindustrie:Tesla dementiert Ausmaß des Stellenabbaus in Grünheide

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Mit dem Abbau von 14 000 Arbeitsplätzen will Elon Musk Tesla hungriger für die Zukunft machen. (Foto: Pool/Getty Images)

Laut Handelsblatt sollten in Brandenburg 3000 Jobs beim amerikanischen E-Autohersteller wegfallen. Tesla zieht diese Zahl nun in Zweifel, macht aber keine konkrete Angabe.

Von Christina Kunkel

Es ist eine harte Reaktion auf die zuletzt schwächelnden Verkaufszahlen: Der US-Elektroautobauer Tesla will offenbar weltweit rund jeden zehnten Arbeitsplatz streichen. Das berichten mehrere Medien wie die US-Tech-Publikation Electrek und das Handelsblatt. Sie beziehen sich dabei auf eine interne Mail, laut der Tesla-Chef Elon Musk den Stellenabbau angekündigt habe. Darin stehe unter anderem: Tesla habe die "schwierige Entscheidung" getroffen, seinen "Personalbestand weltweit um mehr als zehn Prozent zu reduzieren". Und weiter: "Das wird uns schlank, innovativ und hungrig für die nächste Wachstumsphase machen." Er hasse den Schritt, aber er sei nötig. Unterschrieben sei die Mail lapidar mit: "Danke, Elon." Tesla kommentierte die Berichte zum Stellenabbau bisher nicht.

Laut dem Handelsblatt sollen auch rund 3000 der insgesamt 12 500 Mitarbeiter im brandenburgischen Grünheide von den Sparplänen betroffen sein. Die ersten Mitarbeiter seien bereits darüber informiert worden, es ginge vor allem um Leiharbeiter, deren Verträge nicht verlängert werden. Besonders in Brandenburg kommen die Einschnitte überraschend, wollte Tesla doch eigentlich die Belegschaft in Grünheide auf mehr als 22 000 fast verdoppeln, da der Autobauer dort große Pläne für eine Werkserweiterung hat. Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen, sagte: "Bisher gibt es jede Menge Gerüchte und eine Absichtserklärung von der Konzernzentrale, dass über zehn Prozent des Personals abgebaut werden soll - global. Was das für Grünheide bedeutet, dazu hat selbst der Betriebsrat noch keine Information."

Am Montagabend meldete sich auch Brandenburgs Wirtschafts- und Arbeitsminister Jörg Steinbach (SPD) zu Wort. Er rechnet im Falle eines Personalabbaus im Autowerk des US-Autobauers Tesla in Grünheide mit einem Wegfall von weit weniger als 3000 Stellen. "Der Einbruch beim Absatz von Elektroautos in Deutschland und Europa dürfte auch an einem Marktführer wie Tesla nicht spurlos vorübergehen", so Steinbach. Er stehe mit dem Unternehmen im Kontakt. "Wenn es zu einem Stellenabbau bei Tesla in Grünheide kommen sollte, dürfte sich die Zahl der Stellen nach unseren Informationen nicht um 3000 bewegen, sondern signifikant niedriger ausfallen."

Am Dienstag gab es die erste offizielle Reaktion des Unternehmens. "Wir sind davon überzeugt, dass nur eine effiziente und schlanke Organisation für zukünftige Herausforderungen gut aufgestellt ist. Unsere Erfahrung zeigt, dass dieses Vorgehen maßgeblich zu unserem Erfolg beiträgt", teilte eine Sprecherin von Tesla in Grünheide mit. Zum angekündigten Stellenabbau hieß es: "Diese Maßnahme prüfen wir und werden sie für die Gigafactory Berlin-Brandenburg vor dem Hintergrund aller arbeitsrechtlichen und mitbestimmungspflichtigen Erfordernisse unter Einbeziehung des Betriebsrates verfolgen." Die in Medienberichten genannte Zahl von 3000 betroffenen Stellen "entbehrt dabei jeder Grundlage".

Es ist nicht die erste Jobabbau-Welle, die Elon Musk seinem Unternehmen verordnet: Vor zwei Jahren entließ Tesla schon einmal rund zehn Prozent seiner Mitarbeiter, auch 2018 und 2019 mussten Tausende Menschen das Unternehmen verlassen.

Der Aktienkurs ist in diesem Jahr bereits um 31 Prozent eingebrochen

Die grundsätzliche Sorge vor einem neuen Jobabbau gibt es in der Tesla-Belegschaft schon länger. Anfang des Jahres wurden Tesla-Manager um eine Einschätzung gebeten, ob die Positionen ihrer Mitarbeiter kritisch sind. Einigen Angestellten wurde Ende vergangenen Jahres mitgeteilt, dass das Unternehmen im Rahmen der jährlichen Leistungsbeurteilung keine leistungsbezogenen Aktienzuteilungen mehr anbieten wird. "Wir müssen einfach jeden Penny herausholen, der möglich ist", sagte Finanzvorstand Vaibhav Taneja bei der Bekanntgabe der jüngsten Finanzergebnisse. "Wir haben ein starkes Team, das sich voll und ganz auf diese Aufgabe konzentriert."

Am Montag meldeten sich dann erste Tesla-Topmanager zu Wort und verkündeten ihren Abgang, zum Beispiel Drew Baglino. Er war seit 2006 bei Tesla und spielte eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Batterien und E-Motoren. Er schrieb auf der Plattform X zu seinem Abschied nur lobende Worte über den E-Autobauer. Auch Politik-Chef Rohan Patel wird das Unternehmen verlassen, wie er ebenfalls auf X, verpackt in Lobes- und Dankbarkeitsfloskeln, verkündete.

Seine Zahlen zum abgelaufenen Quartal legt Tesla erst kommende Woche vor. Der Elektroautopionier war mit einem deutlichen Absatzrückgang in das Jahr gestartet. Die Auslieferungen sanken im ersten Quartal um mehr als acht Prozent im Vorjahresvergleich. So lieferte das Unternehmen seit Beginn des Jahres 386 810 Fahrzeuge aus, Experten waren von 457 000 Fahrzeugen ausgegangen. Auch die Produktion ging um rund 1,7 Prozent zurück. Dennoch hat Tesla einen Überschuss von fast 50 000 Fahrzeugen, die nicht verkauft werden konnten. Es war das erste Mal seit fast vier Jahren, dass das Unternehmen weniger Fahrzeuge ausgeliefert hat als vor Jahresfrist. Der Tesla-Aktienkurs ist in diesem Jahr um 31 Prozent eingebrochen. Dennoch ist das Unternehmen mit knapp 545 Milliarden Dollar Börsenwert immer noch der weltweit am höchsten bewertete Autokonzern.

Das Unternehmen macht für den schlechten Jahresauftakt vor allem Lieferkettenprobleme verantwortlich, allerdings kann sich Tesla auch dem allgemeinen Trend nicht entziehen, dass auf vielen Märkten die Nachfrage nach E-Autos nachgelassen hat, insbesondere in Europa und den USA. Zudem wird die Konkurrenz für den E-Auto-Pionier durch andere Hersteller größer, vor allem durch chinesische Wettbewerber. Tesla senkte immer wieder die Preise, um den Absatz anzukurbeln. Dadurch litt schon im vergangenen Jahr die Gewinnmarge. Jetzt sollen also Kosteneinsparungen durch einen Jobabbau helfen.

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