Die Pandemie und die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands - zwei Ereignisse, die gezeigt haben, wie wichtig elektronische Kommunikation ist. In der Pandemie hat sie es vielen erst ermöglicht, von zu Hause aus zu arbeiten und so viele Wirtschaftszweige am Leben zu erhalten. Das Hochwasser hat auch viel Kommunikationsinfrastruktur zerstört oder sie funktionierte wegen Stromausfällen nicht - gerade dann, wenn man sie am dringendsten benötigt hätte.
So unbestritten also ihr Nutzen - wie sieht es mit der Nachhaltigkeit aus? Ist es nicht so, dass mehr und mehr Rechenzentren gebaut, mehr Leitungen verlegt und mehr Mobilfunkmasten errichtet werden müssen, damit die Daten fließen? Und produzieren diese Datenzentren nicht schon längst mehr CO2 als der gesamte Flugverkehr?
Markus Haas, Deutschland-Chef des Telekommunikationskonzerns Telefónica mit der Marke O2, redet nicht drum herum: Ja, sagt er beim SZ-Nachhaltigkeitskongress, die Informationstechnologie verbrauche auch Energie, der positive Betrag der Digitalisierung überwiege den negativen aber bei weitem: "Bis 2030 können durch die Digitalisierung bis zu 37 Prozent an CO2 eingespart werden" - bezogen auf die deutsche Gesamtbilanz.
Telefónica will bis "spätestens 2025" klimaneutral sein
Weil mit digitalen Prozessen vieles energiesparender erledigt werden könne, etwa durch mehr Home-Office oder den Verzicht auf die eine oder andere Dienstreise, unterstütze die Telekommunikationsbranche auch andere Unternehmen dabei, ihre Umweltziele zu erreichen. Telefónica selbst will bis "spätestens 2025" klimaneutral sein. "Wir haben dafür 76 Ziele, die jährlich gemessen werden", sagt Haas.
Besonders viel erwartet sich der Vorstandschef von der Mobilfunktechnologie 5G, die 90 Prozent weniger Energie verbrauche als der Vorgänger 4G, um dieselbe Datenmenge zu transportieren. Da aber auch die Menge an Daten ständig steigt, die über den Äther geht, müsse man auch an anderen Stellen ansetzen, wie etwa grünen Strom fördern.
Er nennt dazu auch ein anderes Beispiel: Telefónica hat zusammen mit dem Unternehmen Lanthan eine Lösung für deren Produkt Safe Sky entwickelt. Es geht um die Beleuchtung von Windrädern. Um Kollisionen mit Flugzeugen oder Hubschraubern zu vermeiden, müssen die nachts beleuchtet werden. An vielen Masten aber kommt so gut wie nie ein Flieger vorbei, und selbst die Windräder in Flugzeugnähe leuchten fast die ganze Nacht unnötig - das kostet Energie und verursacht Lichtverschmutzung.
Manche Windräder haben bereits ein System, um nahende Flugzeuge zu registrieren
Safe Sky, das einzige bisher zugelassene automatische System, erkennt mit einem Verkehrsdatenempfänger anhand der Signale der Transponder in den Fluggeräten, wenn sich eines nähert und schaltet das Warnlicht nur solange an, wie es in der Nähe ist. Einige Windrad-Betreiber setzen das System bereits ein, Telefónica liefert dazu die Mobilfunkanbindung. Das ganze System ist fernsteuerbar, damit nicht bei jedem Problem ein Monteur hochklettern muss.
Auch wegen solcher Lösungen ist es wichtig, die gesamte Fläche Deutschlands mit Mobilfunk zu versorgen. Ende 2024, verspricht Markus Haas, werde es keine Funklöcher mehr geben, "wir bauen auch in diesem Jahr wieder mehrere Tausend Stationen, zusammen mit den Wettbewerbern." Dabei geht es erst einmal um 4G. Ebenfalls investiert werde auch in den 5G-Ausbau, bis 2025 sollen 99 Prozent der Bevölkerung mit dem leistungsfähigen Standard erreicht werden.