Tarifstreit:Viele Zugausfälle durch Warnstreik der Lokführergewerkschaft

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Die Anzeige des Berliner Hauptbahnhof weist auf den GDL Streik hin. (Foto: Fabian Sommer/dpa)

Wieder durchkreuzt ein Arbeitskampf Pläne von Pendlern und Bahnreisenden. Viele Züge fallen aus, andere werden deshalb besonders voll werden. Megastaus auf den Autobahnen werden aber nicht erwartet.

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Berufspendler und Bahnreisende müssen nach Warnstreikaufrufen der Lokführergewerkschaft GDL mit zahlreichen Zugausfällen im Regional- und Fernverkehr in Nordrhein-Westfalen rechnen. Die GDL hat bundesweit zu einem erneuten Warnstreik bei der Deutschen Bahn von Donnerstag, 22.00 Uhr, bis Freitag, 22.00 Uhr, aufgerufen. Die GDL hat für denselben Zeitraum in Nordrhein-Westfalen auch Beschäftigte der Unternehmen NordWestBahn GmbH und der Transdev Rhein-Ruhr GmbH in einem Tarifkonflikt zu Warnstreiks aufgerufen.

Die Deutsche Bahn hat Notfahrpläne aufgestellt und ruft die Fahrgäste auf, dazu die Auskunftssysteme zu nutzen. Aufgrund des Warnstreiks komme es zu großen Fahrplanänderungen im Regionalverkehr der DB in Nordrhein-Westfalen, teilte das Unternehmen mit. Es sei nur ein stark reduziertes Angebot möglich, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn NRW. Auch schon vor Warnstreikbeginn seien Einschränkungen möglich gewesen. Die Auskunftssysteme bahn.de/reiseauskunft, zuginfo.nrw und die App DB Navigator würden ständig aktualisiert, erklärte sie.

Der Bahn-Konkurrent National Express, der nicht direkt von den GDL-Warnstreikaufrufen betroffen ist, rechnet mit sehr vollen RRX-Zügen und bittet Reisende ebenfalls, sich vorab zu informieren.

Die National-Express-Linien RE 1 (RRX), RE 5 (RRX), RE 6 (RRX), RE 11 (RRX), RE 4 sowie RB 48 und RE 7 verkehrten zwar planmäßig im Regelverkehr, teilte ein Sprecherin des Unternehmens am Donnerstag mit. Aufgrund der Warnstreiks in anderen Bahnunternehmen und der damit verbundenen weitreichenden Zugausfälle im Nah- und Fernverkehr müsse aber mit hohen Auslastungen auf diesen Verbindungen gerechnet werden. Zudem könnten die Warnstreiks in anderen Unternehmen unter Umständen auch bei National Express zu Verspätungen und Einschränkungen führen. Deshalb sollten Reisende die Auskunftssysteme wie zuginfo.nrw nutzen.

Die GDL-Warnstreiks werden nach ADAC-Einschätzung an diesem Freitag nicht zu deutlich mehr Staus auf den Autobahnen in NRW führen. „Wir gehen davon aus, dass viele Berufspendler inzwischen zumindest tageweise im Homeoffice arbeiten können und sich wieder auf den Streik einstellen“, sagte ein Sprecher des ADAC Nordrhein am Donnerstag und verwies auf bisherige Erfahrungen mit Bahnstreiks. Die Autobahnen seien aktuell allerdings ohnehin sehr voll, wie Stauzahlen für den Monat November gezeigt hätten. „Das Staurisiko ist zwischen 7.00 und 9.00 Uhr sowie 15.00 und 18.00 Uhr am größten“, sagte der Sprecher.

Wer mit dem Auto fahren müsse, sollte möglichst außerhalb der Stoßzeiten fahren und die Wetterlage im Blick haben, rät der ADAC. Der Sprecher verwies auf den Deutschen Wetterdienst (DWD), der für die Nacht zum Freitag vor Glättegefahr durch gefrierenden Regen teils bis in tiefe Lagen gewarnt hat. Laut DWD-Prognose für NRW liegt der Schwerpunkt von der Eifel über das Sauerland bis zum Eggegebirge. Unwetter sei möglich, hieß es in der Prognose am Donnerstag. Dabei seien starke Einschränkungen im Straßenverkehr wahrscheinlich.

Das bevölkerungsreichste Bundesland gilt auch als großes Pendlerland. In NRW sind nach Daten des Statistischen Landesamtes 2022 rund 4,9 Millionen Beschäftigte regelmäßig zur Arbeit in einen anderen Ort gefahren. Wie sich die Pendler auf die verschiedenen Verkehrsmittel verteilen, lässt sich aus dieser Statistik nicht ablesen. Ein Blick auf den nur bedingt vergleichbaren Mikrozensus für NRW mit Daten für das Jahr 2020 zeigt aber, dass das Auto zumindest damals wichtigstes Verkehrsmittel für Pendler war. Gut 70 Prozent der Menschen nutzten laut dem Mikrozensus 2020 das Auto für den Weg zur Arbeit.

Die GDL kündigte eine zentrale Kundgebung für NRW an diesem Freitag um 12.00 Uhr vor dem Hauptbahnhof Köln an. Neben Hunderten Streikenden werde dazu der stellvertretende GDL-Chef Lars Jedinat erwartet, sagte GDL-Bezirksvorsitzender Sven Schmitte am Donnerstag der dpa. Bezüglich der Warnstreikaufrufe an Mitarbeiter der NordWestBahn GmbH und Transdev Rhein-Ruhr verwies er darauf, dass parallel mehrere Tarifverhandlungen mit Unternehmen liefen. Bei Transdev habe die GDL das Scheitern der Verhandlungen erklärt.

Die NordWestBahn, die in NRW mit vier Linien in Ostwestfalen-Lippe aktiv ist, geht von starken Einschränkungen aus. Die RheinRuhrBahn, die fünf Linien mit Schwerpunkt Ruhrgebiet betreibt, hat auf vier Linien einen Busnotverkehr eingerichtet. Eine Sprecherin des Unternehmens bat ebenfalls Fahrgäste, sich vorab zu informieren.

Nach dem Warnstreik will die GDL bis 7. Januar nicht mehr streiken, wie GDL-Chef Claus Weselsky bereits ankündigte. Die Deutsche Bahn kritisierte, die GDL vermiese Millionen unbeteiligten Menschen das zweite Adventswochenende. Der Zeitpunkt der Warnstreikankündigung am Mittwochabend stieß beim Fahrgastverband Pro Bahn auf Unmut. „Was wir kritisieren, ist die Kurzfristigkeit. Wir möchten, dass zwei Tage vorher bekannt gegeben wird, wann gestreikt wird, damit sich der Fahrgast darauf einstellen kann“, sagte Vorsitzender Detlef Neuß.

© dpa-infocom, dpa:231207-99-213490/3

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