Leipzig (dpa/sn) - Der bundesweite Großstreik im öffentlichen Verkehr hat am Montag in Sachsen Busse, Bahnen und Züge zum Stillstand gebracht. Die Gewerkschaft Verdi hatte die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe in Leipzig, Dresden, Chemnitz, Plauen und Zwickau zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Wegen eines zeitgleichen Warnstreikaufrufs der Eisenbahngewerkschaft EVG kam auch der Zugverkehr „nahezu vollständig“ zum Erliegen, wie eine Bahnsprecherin sagte. An den Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden wurden alle innerdeutschen Flüge gestrichen. Ein Verkehrschaos auf den Straßen gab es laut Polizei nicht.
Die beiden Gewerkschaften kämpfen in unterschiedlichen Tarifrunden für mehr Einkommen. Deutschlandweit waren nahezu sämtliche Flughäfen sowie Wasserstraßen, Bundesautobahnen und der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in sieben Bundesländern von den Warnstreiks betroffen. Von Arbeitgeberseite gab es Kritik am Großstreiktag, die Gewerkschaften verteidigten ihre Forderungen.
Die Leipziger Verkehrsbetriebe stellten am Montag ihren Linienverkehr komplett ein. Auch in den vier anderen Städten blieben Busse und Bahnen im Depot, wie Verdi-Fachbereichsleiter Paul Schmidt sagte. Im ÖPNV sei die Streikbereitschaft groß. „Es gibt einen hohen Leidensdruck der Beschäftigten.“
Die Deutsche Bahn stellte wegen des Warnstreiks der Gewerkschaft EVG sowohl den Fern- als auch den Nahverkehr ein. Auch auf den Strecken, die von Privatbahnen betrieben werden, fuhren laut Fahrplanauskunft weitestgehend keine Züge. Vereinzelt wurde Schienenersatzverkehr mit Bussen angeboten. Laut der Bahn-Sprecherin beteiligten sich alle Berufsgruppen im Bahn-Konzern am Warnstreik. Die EVG sprach von bundesweit 30.000 streikenden Beschäftigten.
An den Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden war das Sicherheitspersonal wie an fast allen großen Airports zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Laut An- und Abflugtafeln beider Airports fielen alle Lufthansa-Verbindungen von und nach München und Frankfurt aus. In Dresden wurden zudem ein Eurowings-Flug von und nach Düsseldorf und eine Air-Dolomiti-Verbindung nach Frankfurt gestrichen. Die übrigen Flüge anderer Gesellschaften blieben bestehen.
Auf den Autobahnen kam es wegen der Arbeitsniederlegungen - anders als von Verdi zunächst angedeutet - nicht zu Tunnelsperrungen. Die Gewerkschaft habe am Wochenende eine Notdienstvereinbarung mit der Autobahn GmbH geschlossen, so dass die Tunnel normal betrieben würden, sagte Fachbereichsleiter Schmidt. Dennoch waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Autobahn GmbH zum Warnstreik aufgerufen. Schmidt ging davon aus, dass zum Beispiel Pflegearbeiten entlang der Autobahnen entfielen.
Insgesamt zeigte sich Verdi mit dem Streikgeschehen zufrieden. „Heute gab es nochmal eine sehr gute Beteiligung und eine hohe Entschlossenheit“, sagte der Landesbezirksleiter von Verdi am Montagnachmittag. Sollte am Mittwoch kein Angebot vorliegen, seien die Kolleginnen und Kollegen „zu allem bereit“. Vor allem der Warnstreik im ÖPNV in den fünf sächsischen Städten sei ein voller Erfolg gewesen. Auch bei der Streikdemonstration zusammen mit der Eisenbahngewerkschaft hätte es eine gute Beteiligung gegeben.
Verdi fordert für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Angebote der Arbeitgeber wurden bislang als unzureichend zurückgewiesen. Die Tarifverhandlungen gingen am Montag weiter.
Die EVG verhandelt derzeit mit der Bahn und 50 weiteren Eisenbahn-Unternehmen über neue Tarifverträge. Sie will 650 Euro mehr für alle Beschäftigungsgruppen durchsetzen, alternativ 12 Prozent. Auch diese Tarifverhandlungen werden in dieser Woche fortgesetzt.
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