SZ-Wirtschaftsgipfel:In der Höhle des Adlon

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Speed-Dating mit den Investoren Manon Sarah Littek und Jochen Schweizer. (Foto: Johannes Simon)

Diese beiden Start-ups pitchen um die Gunst der Investoren Jochen Schweizer und Manon Sarah Littek.

Von Ann-Kathrin Nezik

Der Event-Unternehmer Jochen Schweizer hat ein bisschen mehr Zeit und Geld, seit er nicht mehr in der Jury von "Die Höhle der Löwen" sitzt, jener TV-Castingshow, in der Gründer um die Gunst prominenter Investoren werben. Die Rolle des Start-up-Richters gefällt ihm aber noch immer, das spürte man während seines Auftritts beim SZ-Wirtschaftsgipfel. Dort prüfte er zusammen mit Manon Sarah Littek vom Green Generation Fund zwei Jungunternehmen: Was ist euer Hintergrund? Wie wollt ihr Geld verdienen? Ist euer Geschäftsmodell skalierbar?

Organifarms

Die Idee entstand bei einem Hackathon Ende 2019 in Berlin. Die Soziologin Hannah Brown und ihre drei späteren Mitgründer stießen dort auf ein Problem, unter dem sehr viele Landwirte leiden: Es fehlen ihnen Menschen, die auf ihren Feldern und in ihren Gewächshäusern Obst und Gemüse ernten.

Das Team entwickelte aus dem Problem ein Produkt. Den ersten Prototypen schraubten sie im Keller des Elternhauses von Mitgründer Dominik Feiden in Konstanz zusammen, einen Roboter namens Berry, der selbständig durch Gewächshäuser fährt und Erdbeeren pflückt. Mithilfe von Kameras und künstlicher Intelligenz erkennt das Gefährt, ob die Früchte reif sind. Die KI sei notwendig, damit sich der Roboter sicher durch die engen Gänge bewege, sagt Mitgründerin Hannah Brown. "Außerdem herrschen in einem Gewächshaus überall andere Lichtverhältnisse, und die Erdbeeren wachsen an jedem Strauch unterschiedlich."

Erste Kunden in Deutschland und den Niederlanden setzen den 100 000 Euro teuren Roboter von Organifarms bereits im Testbetrieb ein. Gerade bereitet das Team die Serienproduktion vor und steht vor dem Abschluss einer Finanzierungsrunde.

Health4Future

Als die Corona-Pandemie begann, lebten die drei Schwestern Philomena, Penelope und Panoria Poetis überall in der Welt verstreut. Das Virus zwang sie, nach Deutschland zurückzukehren, wo sie davor im elterlichen Beratungsunternehmen gearbeitet hatten. Dort hatten sie auch gelernt, wie wichtig die Digitalisierung für die Medizin ist.

Obwohl keine der Schwestern einen medizinischen Hintergrund besitzt, fühlten sie sich aufgrund dieser Erfahrung gerüstet, eine digitale Plattform für Long-Covid-Erkrankte aufzubauen. Patientinnen und Patienten, die den Verdacht haben, an Long Covid zu leiden, können dort ihre Symptome eingeben und erhalten innerhalb weniger Minuten einen Diagnosevorschlag. Das erspare den Betroffenen einen Ärztemarathon und dem Gesundheitssystem viel Geld, sagt Mitgründerin Philomena Poetis.

Von der Resonanz seien sie selbst überrascht gewesen. Inzwischen betreut das Start-up nach eigenen Angaben 13 500 Long-Covid-Erkrankte. Um mit ihrer Idee Geld zu verdienen, wollen die drei Gründerinnen nun Kooperationen mit Krankenkassen schließen und kostenpflichtige Therapieangebote verkaufen.

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