Streckensperrung:Mehr als 1000 Busfahrten sollen Züge auf Riedbahn ersetzen

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Das Logo der Deutschen Bahn leuchtet an einem Bahnhof hinter einer Ampel. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild)

Reisende und Pendler müssen sich auf erhebliche Einschränkungen im Zugverkehr zwischen Frankfurt und Mannheim einstellen. Auswirkungen einer geplanten Generalsanierung gibt es in drei Bundesländern.

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Frankfurt/Mannheim (dpa) - Fast sechs Monate lang wird die viel befahrene Bahnstrecke Frankfurt-Mannheim kommendes Jahr insgesamt voll gesperrt sein. Als Ersatz will die Deutsche Bahn mehr als 1000 Busfahrten täglich organisieren, wie das Unternehmen am Donnerstag ankündigte. Die 150 Busse sollen von rund 400 Fahrerinnen und Fahrern gesteuert werden, deren Anwerbung laut Bahn europaweit läuft. Genügend Fahrer zu finden, sei eine riesige Herausforderung, erklärte das Unternehmen. Mehr als 80 Kilometer Bahnstrecke, die sogenannte Riedbahn, soll generalsaniert werden.

Der Abschnitt wird dafür die ersten drei Wochen des Jahres 2024 und dann erneut für fünf Monate ab 15. Juli voll gesperrt.

Die Deutsche Bahn will bis 2030 wichtige Teilstrecken „generalsanieren“. Damit verbunden sind weite Umleitungen für den Zugverkehr, der danach über Jahre ungestört laufen soll. Die Riedbahn ist die erste dieser Strecken. Sie wird pro Tag von mehr als 300 Fern-, Nah- und Güterverkehrszügen befahren.

Während der Phasen der Vollsperrung wird der Fernverkehr auf die parallel laufenden Strecken Mainz - Worms - Mannheim/Ludwigshafen und Frankfurt - Darmstadt - Heidelberg umgeleitet. Daher könnten dort nicht alle gewohnten Züge fahren, hieß es von der Bahn. Als Ersatz sollen Züge mit mehr Waggons ausgestattet werden. Eingesetzt werde alles, was zur Verfügung stehe, erklärte die Bahn. Auch Busse kommen hier zum Einsatz.

ICE und IC müssen langsamer fahren, was deren Fahrzeit um etwa 30 Minuten verlängere. Zudem entfallen einige Halte auch im Fernverkehr, etwa am Frankfurter Flughafen.

Die dreiwöchige Sperrung ab 1. Januar dient Vorbereitungsarbeiten. Die Bahn sieht sie auch als eine Generalprobe, nach der noch Änderungen am Ersatzkonzept erfolgen könnten. Bis Juli wird es zudem abwechselnde Sperrungen wegen Bauarbeiten auf den Ausweichstrecken geben, um Störungen während der Vollsperrung möglichst auszuschließen. Umgeleitet wird auch der Güterverkehr.

Die Bahn strebt bei den Ersatzbussen - die sie eigens neu anschafft - auf der Riedbahn einen 15-Minuten Takt an, abschnittsweise sollen die Busse alle fünf Minuten fahren. Dies soll Wartezeiten auch im Fall von vollen Fahrzeugen gering halten. Fahrgäste müssten mit 20 Minuten bis 30 Minuten längeren Fahrtzeiten rechnen, erklärte die Bahn. Im Angebot sollen Expressbusse und Busse sein, die an allen Bahnhalten stoppen.

Im Oktober sollen in den betroffenen Ortschaften und an den Bahnhöfen Aushänge gemacht werden. Die Informationen sind auch online abrufbar unter www.riedbahn.de. Ab 11. Oktober sind sie in der elektronischen Fahrplanauskunft enthalten.

„Die Schieneninfrastruktur ist in einem schlechteren Zustand, als wir es in der Vergangenheit haben wahrhaben wollen“, sagte Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen. Dies sei Ursache zahlreicher Störungen und Verspätungen. Über die Riedbahn fahre ein Großteil des bundesweiten Fernverkehrs, so dass sich Störungen auch bundesweit auswirkten. „Wir sind uns im Klaren, dass wir den Reisenden viel abverlangen“, sagte Vornhusen.

Der Fahrgastverband Pro Bahn begrüßt das Vorhaben, sieht aber auch die Probleme, die auf die Fahrgäste zukommen: „Das wird erst einmal den Menschen fürchterlich weh tun, die täglich zur Arbeit müssen“, sagte Thomas Mrocek für den hessischen Landesverband. Zu begrüßen sei, dass die Bahn einen eigenen Fuhrpark anschaffe. Die Beschaffung des Personals sei bei dem Konzept angesichts des Fachkräftemangels die Fußangel.

Pro Bahn fordert, dass die Busfahrer gut auf die Strecken geschult werden und so weit Deutsch verstünden, dass sie bei Fragen weiterhelfen könnten. Zudem müssten die Busse verständlich beschildert und ihre Strecken frei von Straßenbaustellen sein, damit der Ersatzverkehr stabil laufe, sagte Mrocek. Die Januar-Sperrung müsse im Nachhinein von allen Gremien reflektiert werden, um gegebenenfalls Nachbesserungen für die lange Sperrung ab Mitte Juli zu erreichen.

Erneuert werden sollen auf der Riedbahn unter anderem Weichen, Signale, Oberleitungen, Gleise und Lärmschutzwände. Ein elektronisches Stellwerk soll eingerichtet und 20 Bahnhöfe renoviert werden. „Wir haben großen Respekt vor dieser Aufgabe“, sagte Vornhusen. Auf der Internetseite des Vorhabens gibt es auch zahlreiche Ausschreibungen für Projekt- und Bauingenieure.

Die Bahn betonte, auch mit den betroffenen Kommunen zusammenzuarbeiten. Anwohner könnten sich mit dem Projektteam schriftlich in Verbindung setzen. Ab Mitte Dezember 2024 soll der Verkehr auf der Riedbahn wieder rollen.

© dpa-infocom, dpa:230927-99-356435/6

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