Industrie:Deutschlands Stahlhersteller melden wieder Gewinne

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Corona-Krise und weltweite Konkurrenz haben der Branche zugesetzt. Nun profitieren Thyssenkrupp und Salzgitter von höheren Preisen. Doch eine große Herausforderung bleibt.

Maschinenbauer brauchen wieder mehr Stahl, die Autoindustrie sowieso: In der Folge erholen sich Stahlhersteller zusehends von ihren Verlusten infolge der Corona-Krise. So meldet Deutschlands Marktführer Thyssenkrupp für die vergangenen drei Monate einen Gewinn von 125 Millionen Euro; es ist das erste Quartalsplus seit Ausbruch der Pandemie. Der Essener Konzern profitiert nicht nur davon, dass er wieder mehr Stahl zu höheren Preisen verkauft. Auch seine anderen Sparten sind besser ausgelastet, etwa das Schmiede- oder Autozuliefergeschäft. Finanzvorstand Klaus Keysberg geht davon aus, dass Thyssenkrupp noch stärker gewachsen wäre, wenn Engpässe - etwa bei Computerchips - Branchen wie die Autoindustrie nicht ausbremsen würden.

Stahl gilt derzeit ebenfalls als knapp, nachdem sich viele Industrien schneller von der Krise erholt haben als zunächst befürchtet. Es dauert aber einige Zeit, bis Hersteller ihr komplexes System mit Hochöfen und Verarbeitungswerken wieder hochgefahren haben. In der Folge sind Stahlpreise weltweit deutlich gestiegen.

Thyssenkrupp will frühestens nächstes Jahr über die Zukunft der Stahlwerke entscheiden

Thyssenkrupp werde davon vor allem künftig profitieren, so Keysberg, da der Konzern nur gut zehn Prozent seiner Stahlproduktion zu aktuellen Marktpreisen verkaufe. Den Rest liefert Thyssenkrupp etwa an die Autoindustrie in mehrmonatigen Verträgen, die man nach und nach neu verhandeln könne. "Der positive Ergebniseffekt wird kommen", sagt Keysberg. "Wir werden ihn bei uns nur später sehen als beim Wettbewerb." Der Konkurrent Salzgitter meldet ebenfalls am Mittwoch den höchsten Vorsteuergewinn in einem ersten Halbjahr seit 13 Jahren. Die Niedersachsen gehen nach eigenem Bekunden mit vollen Auftragsbüchern in die nächsten Monate.

Trotz der Gewinne steht die Branche vor Herausforderungen. Zum einen haben Staaten wie China ihre Anteile auf dem Stahlmarkt ausgebaut. Viele Regionen versuchen, ihre jeweiligen Hersteller mit Zöllen vor Billigimporten aus dem Ausland zu schützen. Zum anderen stoßen Stahlwerke viele Treibhausgase aus. Die Branche plant zwar neue Anlagen, die Eisenerz nicht mehr mit Kohle, sondern mit Wasserstoff verarbeiten. Das schont das Klima, wenn der Wasserstoff mit viel Ökostrom gewonnen wird. Doch die neuen Anlagen werden Milliarden kosten und auch im Betrieb zunächst teurer sein als konventionelle Hochöfen. Viele Hersteller verhandeln daher mit dem Staat über Anschubhilfen.

Thyssenkrupp hatte in den vergangenen Jahren versucht, sich von den krisenanfälligen Stahlwerken an Rhein und Ruhr zu trennen, um sich auf stabilere Geschäfte zu konzentrieren. Doch sowohl eine Stahlfusion mit dem Konkurrenten Tata als auch ein Verkauf an Liberty Steel scheiterten. Thyssenkrupp prüft daher, die Sparte in eine eigenständige Firma auszulagern. "Eine Entscheidung vor dem nächsten Frühjahr wird es dazu nicht geben", sagt Keysberg aber.

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