Der größte deutsche Staatskonzern steuert nach Angaben aus Aufsichtsratskreisen auf eine Milliardenlücke zu. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung fehlen der Deutschen Bahn bis 2023 rund vier Milliarden Euro. Das wurde bei einer Aufsichtsratssitzung des Konzerns am Mittwoch in Berlin deutlich. Das Unternehmen äußerte sich zu den Angaben nicht.
Die Aufsichtsräte der Bahn segneten die Budgetplanung für 2019 ab und ließen sich die Mittelfristplanung des Vorstands vorlegen. Die Bahn will in den kommenden fünf Jahren massiv in Personal, Fahrzeuge und das Schienennetz investieren, um zuverlässiger und pünktlicher zu werden und mehr Güter auf die Züge zu bekommen. Bereits durchgesickert war, dass es dabei um rund fünf Milliarden Euro zusätzlich gehen soll.
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Nun allerdings wird auch klar, dass der Konzern seine Pläne ohne harte Einschnitte kaum umsetzen kann. Erst eine Milliarde Euro davon sei finanziert, hieß es aus Aufsichtsratskreisen. Woher die weiteren Milliarden kommen sollen, ist noch offen.
Dabei drängt die Zeit: Schon zwei Milliarden Euro werden den Angaben zufolge im kommenden Jahr fällig. Der Vorstand sei beauftragt worden, bis März 2019 konkrete Vorschläge auszuarbeiten, wie die Investitionen aus dem Konzern heraus finanziert werden können. Dass die Bundesregierung mit weiteren Milliarden einspringt, gilt derzeit als unwahrscheinlich. Auch höhere Schulden sind kaum möglich, denn der Konzern sitzt bereits auf einem Schuldenberg von fast 20 Milliarden Euro.
Eine Teilprivatisierung des Konzerns wird somit immer wahrscheinlicher. Die Bahn könnte ihre Pläne für eine teilweise Privatisierung wieder aus der Schublade holen und mit der Auslandstochter Arriva an die Börse gehen oder sie in Teilen verkaufen. Entsprechende Überlegungen kursierten zuletzt im Management der Bahn. In der Politik sind die Pläne jedoch umstritten. Vor allem von der SPD gab es immer wieder Kritik an dem Kurs, profitable Unternehmensteile des Staatskonzerns zu verkaufen.