Sportwagenhersteller:Porsche verzichtet plötzlich auf Kredit

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Erst lässt die KfW Porsche abblitzen, jetzt will der Sportwagenhersteller keinen neuen Kreditantrag bei der Staatsbank mehr stellen.

Karl-Heinz Büschemann

Porsche wird auf den lange gewünschten Kredit der staatseigenen KfW-Bank verzichten. Das erfuhr die Süddeutsche Zeitung aus Unternehmenskreisen. Gleichzeitig aber lehnen die Gesellschafter des Zuffenhausener Unternehmens den Plan ab, den Volkswagen zur Zusammenführung der beiden Unternehmen vorgelegt hat.

"Aus dem Häuschen": Das niedrige finanzielle Angebot von VW für die Porsche-Anteile sorgt bei Wolfgang Porsche für Unmut. (Foto: Foto: AP)

Trotz seiner finanziellen Notlage will sich der Sportwagenhersteller Porsche nicht auf das Angebot einlassen, das Volkswagen in der vergangenen Woche gemacht hat, um den Streit zwischen den beiden Unternehmen um die Vormacht bei VW zu beenden.

Der Porsche-Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Porsche sei empört über den Vorschlag, einen 49 Prozent-Anteil von Porsche an VW zu verkaufen, hieß es in Stuttgart. "Das ist für uns kein gangbarer Weg", sagte ein Porsche-Sprecher am Montag.

Angebot von VW "macht die Familie wahnsinnig"

Vor allem das niedrige finanzielle Angebot in dem Konzept für die Porsche-Anteile habe Wolfgang Porsche, "aus dem Häuschen gebracht", heißt es in Stuttgart. Damit ist eine Einigung der zerstrittenen Partner wieder in weite Ferne gerückt.

Ein Sprecher von Porsche erklärte, man verhandele weiter täglich mit dem staatlichen Investment-Fonds des Emirats Katar. Die Gespräche seien "auf einem guten Weg". Im Spiegel hatte es geheißen, VW habe Porsche ein Ultimatum gestellt, das Angebot bis zum Montag anzunehmen. Bei Porsche wie bei VW heißt es, von einem Ultimatum sei nichts bekannt. Das Land Niedersachsen, das an VW 20 Prozent hält und das im Machtkampf zwischen VW und Porsche eine Schlüsselrolle spielt, will eine Entscheidung von Porsche über den Einstieg eines Investors noch in dieser Woche.

Porsche hatte 2005 begonnen, VW zu übernehmen. Da sich der kleine Sportwagenhersteller mit dem Vorhaben finanziell übernommen hat, streiten die Manager beider Unternehmen seit Monaten darüber, wer bei einem Zusammengehen beider Unternehmen die Führung im neuen Konzern.

Am Mittwoch der vergangenen Woche hatte der VW-Vorstand den Gesellschaftern von Porsche einen neuen schriftlichen Plan unterbreitet, wie die Unternehmen zusammenkommen könnten.

Teil des Konzeptes ist, dass VW den Familien Porsche und Piëch, denen der Sportwagenhersteller in Zuffenhausen gehört, einen Anteil von 49 Prozent an ihrem Unternehmen abkaufen. Nach einer Fusion von VW und Porsche hätten die heutigen Porsche-Eigentümer an VW einen Anteil von 40 Prozent.

Der Plan wird von der Familie entrüstet zurückgewiesen. Der Preis von drei bis vier Millionen Euro für die 49 Prozent sei viel zu niedrig, heißt es in Stuttgart. Der Vorschlag wird von der Porsche-Familie auch abgelehnt, weil danach sofort der Kredit in Höhe von 10,7 Milliarden zurückzuzahlen wäre, den Porsche gerade erst von einem Bankenkonsortium erst gerade erhalten hatte.

Das Darlehen wird sofort fällig, sobald die Porsche AG ganz oder zum Teil verkauft wird. "Das Angebot von VW macht die Familie wahnsinnig", heißt es im Umkreis von Wolfgang Porsche.

"Schluss mit Dallas und Denver"

Der Nord-Süd-Konflikt zwischen Porsche und VW, in dem das Land Niedersachsen auf der Seite von VW steht, sorgte am Wochenende für weitere Spannungen. Der Betriebsratsvorsitzende von Porsche, Uwe Hück, hatte in der SZ erklärt, er vermute den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff hinter dem Ultimatum. Hier werde versucht, Porsche kaputt zu machen. "Das lassen wir nicht zu."

Am Montag hieß es in Hannover, die Äußerungen Hücks hätten beim Ministerpräsidenten Kopfschütteln ausgelöst. "Porsche überzieht". Porsche habe von Kooperationen mit Volkswagen stark profitiere. Zudem habe VW dem Zuffenhauser Unternehmen jüngst einen Kredit in Höhe von 700 Millionen Euro gewährt.

Wulff sagte am Montag in Berlin zum Streit zwischen Porsche und VW: "Es sollte allmählich mal Schluss sein mit Dallas und Denver". Wie lange der Streit dauern wird, ist unklar. Das Porsche-Management erklärt, es habe die volle Unterstützung des Emirats Katar. Es liege ein Angebot von Katar vor für den Einstieg bei Porsche wie für den Kauf von VW-Optionen. Jetzt müsse noch über die Preise verhandelt werden. Die Gespräche über einen Einstieg bei Porsche und den Kauf von Porsche-Anteilen würden "schon bald" beendet.

Gleichzeitig heißt es bei Porsche, man habe den Plan aufgegeben, bei der staatlichen KfW-Bank einen Kredit in Höhe von 1,75 Milliarden Euro zu bekommen. Die staatliche Förderbank hatte Ende vergangener Woche einen Antrag von Porsche aus politischen Gründen abgelehnt, aber eingeräumt, Porsche könne aber einen neuen Antrag stellen.

© SZ vom 30.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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