Porsche: Job von Wiedeking in Gefahr:Katar greift nach Volkswagen

Abfuhr für Porsche: Das Emirat Katar plant den Einstieg bei VW. Porsche-Chef Wiedeking könnte das den Job kosten.

K.-H. Büschemann und M. Hesse

Im Machtkampf zwischen Porsche und VW bahnt sich eine Wende an. Das Emirat Katar will sich offenbar nur über einen Einstieg bei VW an dem gemeinsamen Autokonzern beteiligen. Um die Familie Piëch dafür zu gewinnen, müsste womöglich Porsche-Chef Wiedeking gehen.

Porsche, Volkswagen, ddp

Das Emirat Katar will VW-Optionen von Porsche übernehmen - Wendelin Wiedeking könnte so seinen Job verlieren.

(Foto: Foto: ddp)

Das Emirat Katar hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung kein Interesse an einem Einstieg bei dem Sportwagenhersteller Porsche, wohl aber bei Volkswagen. In Finanzkreisen heißt es, der staatliche arabische Investor wolle den Stuttgartern ihre Optionen auf den Erwerb weiterer VW-Aktien abkaufen und so zehn bis 20 Prozent an dem Wolfsburger Konzern erwerben.

Eine solche Lösung hält Katar aber offenbar mit Porsche-Chef Wendelin Wiedeking für nicht möglich, wenn der Investor auch grundsätzlich eine einvernehmliche Lösung mit allen bevorzugt. Katar habe kein Interesse, mit Wiedeking "gegen den Rest der Welt zu koalieren", hieß es in den Kreisen weiter.

Führung von VW

Vielmehr sehe sich der Staatsfonds als freundlicher Investor, der eine Lösung im Einvernehmen mit Porsches Eigentümer-Familien Piëch und Porsche sowie dem Land Niedersachsen und dem VW-Management anstrebe. Der Sportwagenhersteller hat sich mit der Übernahme von VW zu viel zugemutet und sucht Hilfe durch eine Beteiligung des Staatsfonds von Katar.

Den mächtigen Ferdinand Piëch, der Porsche-Miteigentümer und VW-Aufsichtsratsvorsitzender ist, könne man für diese Lösung aber nur gewinnen, wenn Wiedeking zurücktrete oder zumindest seinen Plan einer Komplettübernahme von VW aufgebe.

Ein entscheidender Punkt in den Verhandlungen mit Katar ist, dass Porsche durch den Verkauf der VW-Optionen genug Geld zufließt, um sich aus der finanziellen Klemme zu befreien und die Rolle als 50-Prozent-Aktionär bei VW weiter spielen zu können. Piëch und das VW-Management wollen aber einen dominanten Einfluss Porsches auf die VW-Strategie oder gar ein Aufstocken der Beteiligung verhindern. Wiedeking hat diese Perspektive bis zuletzt nicht aufgegeben.

Katar setzt nach Angaben aus Finanzkreisen auf einen Zusammenschluss beider Konzerne unter Führung von VW. Dazu müssten sich aber nicht sofort die Eigentumsverhältnisse ändern, hieß es. Die Araber halten eine direkte Beteiligung an Porsche für unattraktiv. Als reiner Kapitalgeber für den bedrängten Konzern wolle man nicht agieren.

"Unterste Schublade"

Vielmehr strebe man eine strategische Beteiligung an dem führenden deutschen Autohersteller an. Dieses Ziel sei mit VW besser zu erreichen. Das Land Niedersachsen, das 20 Prozent der VW-Aktien hält, sowie das VW-Management und die Belegschaft stehen dem Einstieg Katars positiv gegenüber. Auch die Porsche-Eigentümerfamilien beurteilen den Informationen zufolge den Plan Katars inzwischen positiv.

Das wäre aber neu. Porsche-Familienoberhaupt Wolfgang Porsche stand bisher loyal hinter Wiedeking, der die Direktbeteiligung Katars an Porsche vorzieht. Ein Sprecher von Porsche sagte dazu, die seit Wochen laufenden Gespräche zwischen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und den Vertretern von Katar liefen normal weiter. "Uns wurde klar signalisiert, dass sie ohne Wiedeking an einer Beteiligung nicht interessiert sind." Die Gegner Wiedekings hätten in der Auseinandersetzung mit dem Porsche-Chef jetzt "die unterste Schublade geöffnet".

Auch die Landesregierung von Niedersachsen hat sich inzwischen unübersehbar auf die Seite der Gegner Wiedekings gestellt. Das öffentliche Gutheißen der direkten Beteiligung von Katar an VW kann als eine gegen Wiedeking gerichtete Äußerung verstanden werden. Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) soll nach Informationen aus dem Umkreis der Staatskanzlei in Hannover verärgert sein über Wiedeking und den Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche. Die hätten seit Wochen keinen Kontakt mit Wulff gehabt. "Das ist kein Stil", heißt es in Hannover.

Rasche Lösung gewünscht

Der Kritik hält der Porsche-Sprecher entgegen: "Es gab in den vergangenen Wochen durchaus Kontakte." Wulff drängt dem Vernehmen nach jetzt auf eine schnelle Einigung. In Hannover ist zu erfahren, dass er eine Lösung für Porsche und VW "in der nächsten Woche" haben will. Sonst bleibe "alles beim Alten", und es werde "keinen Einstieg von Katar geben".

An einer raschen Lösung des Konflikts haben auch das VW-Management und die Gläubigerbanken von Porsche Interesse. Gelinge es dem verschuldeten Sportwagenhersteller nicht, seine Optionen auf VW-Aktien zu veräußern, drohe dem Konzern eine Finanzierungslücke. Zwar hatten 15 Gläubigerbanken im März neue Kredite über zehn Milliarden Euro gewährt. Dazu zählten unter anderem die Landesbank Baden-Württemberg, die Deutsche Bank, die Commerzbank und eine Reihe von Auslandsbanken. Doch könnte eine weitere Lücke entstehen, wenn Porsches VW-Optionen auslaufen.

Porsche hatte einen Kredit bei der Förderbank KfW beantragt, den diese aber abgelehnt hat. Bei Volkswagen geht die Sorge um, dass Porsche gezwungen sein könnte, einen Teil der VW-Anteile unter Druck abzustoßen, um eine mögliche Kapitallücke zu schließen, heißt es in Finanzkreisen. Die VW-Aktie stieg am Freitag um knapp drei Prozent.

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