Die Insolvenz der österreichischen Signa Holding des Investors René Benko schlägt auch auf das Traditionsunternehmen Sport-Scheck durch, das eigentlich schon gerettet zu sein schien. Die Geschäftsleitung des Sportartikel-Filialisten hat beim Münchner Amtsgericht einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. "Dieser Schritt ist erforderlich, da die Signa Holding ihrer vertraglichen Zahlungszusage durch den gestellten Insolvenzantrag nicht nachkommen kann und wird", heißt es in einer Mitteilung von Sport-Scheck. Die Signa-Pleite führe dazu, dass man selbst zahlungsunfähig sei.
Das ist umso bemerkenswerter, weil zuletzt alles danach ausgesehen hatte, als wäre Sport-Scheck dem immer größeren Chaos um das mehrere Tausend Gesellschaften umfassende Signa-Konglomerat im vergangenen Monat noch entkommen. Die 34 in Innenstädten verstreuten Geschäfte von Sport-Scheck sowie der Onlineshop mit einer Reichweite von nach Firmenangaben 13 Millionen Besucherinnen und Besuchern jährlich war seit drei Jahren Teil jener Signa-Sportsparte, die als erste Benko-Sparte in die Knie gegangen war. Doch Rettung schien nah und sie kam von der britischen Insel: Mitte Oktober kündigte die Frasers Group mit Sitz in der Kleinstadt Shirebrook in der mittelenglischen Grafschaft Derbyshire an, Sport-Scheck zu übernehmen.
Immobilien und Handel:So gerät Benkos Reich ins Wanken
Der österreichische Investor wollte Galeria sanieren. Jetzt braucht seine Holding selber dringend Hilfe. Sogar über René Benkos Abgang wird spekuliert. Denn das Katastrophenszenario soll unbedingt vermieden werden.
Man habe eine entsprechende "verbindliche Vereinbarung" mit Benkos Signa Retail Department Store Holding GmbH getroffen, hieß es damals. Die Frasers Group verfolgt erklärtermaßen das Ziel, mithilfe ihrer Tochterfirma Sports Direct größter Sportartikelhändler in Europa, Afrika und dem Nahen Osten zu werden. Der Kauf von Sport-Scheck sollte den Briten zu einer starken Stellung auf dem deutschen Sportartikelmarkt, dem umsatzstärksten Markt des Kontinents, verhelfen. Die Sportartikelindustrie, allen voran die Branchenführer Nike und Adidas, befürworteten ausdrücklich den Verkauf von Sport-Scheck an Frasers.
Doch der Deal ist fürs Erste geplatzt und Sport-Scheck steht wieder vor einer ungewissen Zukunft. Diesen Donnerstag ließ die Geschäftsführung verlauten, man plane mithilfe des Insolvenzverfahrens "die Sanierung und Stärkung der Marktpositionierung von Sport-Scheck als führender Premium Sporthändler" in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Frasers halte weiter an dem Übernahmeplan fest, jedoch hätten inzwischen angeblich "weitere potenzielle Investoren" Kaufinteresse bekundet. Man sei daher bei Sport-Scheck "zuversichtlich, einen neuen starken Partner zu finden, der dem Unternehmen langfristig Stabilität zusichert, was die Signa Holding zuletzt nicht mehr gewährleisten konnte". Ob ein solcher neuer Partner gefunden wird, und ob er tatsächlich Frasers heißen wird, wird sich frühestens im ersten Quartal 2024 zeigen.
Ungeachtet des Antrags auf ein Insolvenzverfahren bleiben nach Angaben des Unternehmens sämtliche Filialen und der Onlineshop von Sport-Scheck "unter Normalbedingungen geöffnet". 1946 von Otto Scheck in München als Schneiderei von Winterausrüstung aus alten Wehrmachtsbeständen gegründet, gehört Sport-Scheck nach allerhand wirtschaftlichen Turbulenzen seit 2020 zu Benkos unübersichtlichem Firmenreich. Zuletzt erwirtschaftete das Unternehmen etwa 350 Millionen Euro Umsatz.