Sonderermittlungen:Trumps Hausbank darf ihr Schweigen brechen

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Hauptquartier der Deutschen Bank in Frankfurt: Das Geldhaus ist nun offiziell Teil der wohl spektakulärsten Untersuchung weltweit. (Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)
  • Die Deutsche Bank muss auf Anordnung von US-Sonderermittler Robert Mueller Informationen über ihren Kunden Donald Trump herausgeben.
  • Damit gerät das Geldhaus in eine der spektakulärsten Untersuchungen weltweit. Die Bank rechnet aber offenbar damit, dass die Details sie eher entlasten werden.

Von Meike Schreiber, Frankfurt, und Kathrin Werner, New York, New York/Frankfurt

"Viele Häuser, Ex-Frauen und viele Kinder." So schilderte Rosemary Vrablic einst in einem Artikel im Fachblatt American Banker ihre Kunden. Den meisten Menschen fällt bei dieser Beschreibung sofort eine Person ein: Donald Trump. Und tatsächlich: Der US-Präsident ist Vrablics berühmtester Kunde, seit Jahren schon. Vrablic arbeitet bei der Deutschen Bank, ist zuständig für reiche Kunden. Als die New York Times ihn nach seinen Bankkontakten fragte, patzte Trump zurück: "Warum rufen Sie nicht den Kopf der Deutschen Bank an? Ihr Name ist Rosemary Vrablic. Sie ist der Boss." Keine Frage: Die Deutsche Bank und Trump - das ist schon lange ein besonderes Verhältnis.

Wie besonders es war, will nun US-Sonderermittler Robert Mueller herausfinden. Finanzkreise bestätigten einen Bericht des Handelsblatts, wonach die Bank bereits vor Wochen auf Muellers Anordnung Kontodaten und Kreditinformationen zur Verfügung gestellt hat, die offenbar im Zusammenhang mit Trump stehen. Trumps Anwalt Jay Sekulow wies diese Berichte am Dienstagabend als falsch zurück. Dennoch ist Deutschlands größte Bank damit endgültig Teil des derzeit meistbeachteten Untersuchungsverfahrens der Welt geworden. Seit Monaten prüft Mueller Hinweise auf eine Einflussnahme Russlands auf die Präsidentschaftswahl 2016. Da die Deutsche Bank zeitweise eine Art Hausbank Trumps und zugleich in Geldwäscheaktivitäten russischer Regierungsgünstlinge verwickelt war, hegten Demokraten im US-Kongress den Verdacht, dass das Institut zumindest indirekt auch an einem möglichen Wahlkomplott beteiligt gewesen sein könnte.

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Anders als Mueller hatte das Geldhaus den Demokraten mit Verweis auf das Bankgeheimnis jede Auskunft zu der Geschäftsbeziehung verweigert. Die Abgeordneten hatten mehrfach versucht, das Institut zur Herausgabe der Daten zu zwingen. Der Anordnung des Sonderermittlers hingegen kam die Bank nun "gerne" nach, wie es hinter vorgehaltener Hand hieß. Es handele sich um die Anordnung einer Behörde ("Subpoena"). Daher sei es nun möglich, die Daten herauszugeben. Ohnehin geht man bei dem Geldhaus offenbar davon aus, dass die Daten keine brisanten Details enthalten und sie die Bank eher entlasten. Zuletzt waren die Frankfurter zunehmend zwischen die politischen Fronten geraten.

Für Trump kommt das Auskunftsersuchen Muellers zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Untersuchung in der Russlandaffäre zugespitzt hat. Vergangene Woche hatte Mueller Anklage gegen Trumps Ex-Sicherheitsberater Michael Flynn erhoben, weil dieser das FBI belogen habe. Dabei ging es um Telefonate, die er im Dezember 2016 mit dem damaligen russischen Botschafter in Washington, Sergeij Kisljak, geführt hatte. Flynn gab das vor Gericht zu. Diese Gespräche, sagte er, habe er nicht aus Eigeninitiative geführt, sondern auf Anweisung ranghoher Mitarbeiter Trumps. Laut US-Medien handelt es sich dabei um Trumps Schwiegersohn Jared Kushner. Er und seine Immobilienfirma haben auch Geschäftsbeziehungen zur Deutschen Bank.

Nach Flynns Geständnis hatten Trumps politische Gegner gehofft, dass Mueller nun bald die Untersuchungen abschließen könnte. Demokratische Politiker wie die Senatorin Dianne Feinstein vermuteten, Mueller würde mit Flynns Informationen zu dem Ergebnis kommen, dass es genug Beweise für eine illegale Behinderung der Justiz geben würde. Dass die Deutsche Bank erst vor Kurzem Unterlagen herausgeben musste, bei denen es offenbar nicht sehr spezifisch um einen bestimmten Vorwurf geht, zeigt allerdings, dass Mueller noch immer eher breit nach Daten und Informationen sucht und mit seinen Untersuchungen daher wahrscheinlich noch nicht sehr weit fortgeschritten ist. Die Subpoena zeigt außerdem, dass Mueller sich nicht darauf beschränkt, Trumps Wahlkampf-Mitarbeiter zu befragen, sondern tief in die Finanzen des Trump-Imperiums einsteigt.

Mueller will offenbar tief in die Finanzen des Trump-Imperiums einsteigen

Der US-Präsident beharrt weiter darauf, dass es im Wahlkampf keine verbotenen Absprachen zwischen seinem Team und der russischen Regierung gegeben habe. Nach Medienberichten hat Mueller in den vergangenen Wochen etliche von Trumps Vertrauten befragt, darunter seinen ehemaligen Stabschef, Reince Priebus, und den ehemaligen Pressesprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer. Gegen Trumps früheren Wahlkampfmanager Paul Manafort läuft ein Verfahren wegen Finanzdelikten. Den einstigen Trump-Beratern Rick Gates und George Papadopoulos wirft Mueller vor, über ihre Kontakte mit Vertretern der russischen Regierung gelogen zu haben. Muellers Team prüft außerdem, ob bei den Käufen diverser Trump-Immobilien durch russische Geschäftsleute - darunter eine Villa in Florida, die der Oligarch Dmitrij Rybolowlew übernahm - alles mit rechten Dingen zuging.

Trump scheint die Untersuchung zunehmend zu beunruhigen. Er schrieb am Wochenende zunächst auf Twitter, er habe Flynn entlassen, weil er sowohl den Vizepräsidenten als auch das FBI über seine Kontakte mit der russischen Regierung belogen habe. Trifft die Aussage zu und stammt der Tweet tatsächlich von Trump persönlich, ist das heikel, schließlich hat Trump kurz nach Flynns Entlassung den damaligen FBI-Chef James Comey nach dessen Angaben gefragt, ob er Flynn "gehen lassen" könne. Das allerdings könnte als Behinderung der Justiz gelten.

© SZ vom 06.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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