Schwarze Konten:Steuerfahnder jagen Kunden der britischen Coutts-Bank

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Der Trick heißt "Zebra": Ermittler verdächtigen Kunden der britischen Privatbank Coutts, Geld vor dem Finanzamt versteckt zu haben. Die Betroffenen belasten die Bank schwer.

Von Hans Leyendecker und Klaus Ott

Nordrhein-westfälische Steuerfahnder suchen seit Anfang der Woche deutsche Kunden der britischen Coutts-Bank auf, die Steuern in großer Höhe hinterzogen haben sollen. Das Land NRW hatte bereits im Sommer 2012 für rund eine Million Euro eine CD mit Coutts-Daten gekauft. Die Auswertung dauerte lange, weil die Bankkunden offenbar das Modell "Zebra" bevorzugten. Auf den weißen Konten lagen in der Regel kleinere Beträge, die ordnungsgemäß versteuert waren. Die großen Vermögen sollen sich auf schwarzen Konten befunden haben. Diese beiden Konten-Systeme mussten getrennt erfasst und bearbeitet werden. Es gibt erste Aussagen von Coutts-Kunden, dass Bankmitarbeiter zur Trennung der Konten geraten hätten. Ob das zutrifft, werden die Ermittlungen zeigen.

Zeitgleich mit der Coutts-Aktion finden seit wenigen Tagen bundesweit Durchsuchungen im Zusammenhang mit hochwertigem Datenmaterial der Credit Suisse und zweier anderer Banken statt. Rheinland-pfälzische Finanzbehörden hatten für 4,4 Millionen Euro eine Steuer-CD gekauft. Fachleute schwärmen von der Qualität des umfangreichen Materials, das im Wesentlichen für die Jahre 2005 bis 2010 ungewöhnlich detailliert und aussagekräftig sein soll. Die Höhe der jeweiligen Vermögen ist meist überschaubar, aber die große Zahl der Fälle lässt insgesamt hohe Steuernachzahlungen erwarten.

Parallel zu diesen Durchsuchungen wird von der Wuppertaler Steuerfahndung Datenmaterial zur Zürcher Großbank UBS ausgewertet, das teilweise bis 2010 reicht. Schon vor Monaten haben Durchsuchungen nach dem Kauf einer CD mit Angaben über Kunden von Merrill Lynch Schweiz begonnen. Dass der Kauf von Datenträgern mit Informationen über im Ausland verstecktes Vermögen deutscher Bürger ein gutes Geschäft ist, zeigt sich am Beispiel von NRW, das sieben der neun bekannt gewordenen Steuer-CDs gekauft hat. Finanzminister Norbert Walter-Borjans sagte am Donnerstag im Haushalts- und Finanzausschuss des Landtags, seit Frühjahr 2010 seien durch Ankauf von Steuer-CDs und anschließende Selbstanzeigen von Steuerhinterziehern 671 Millionen Euro in die Landeskasse geflossen.

Das meiste Geld, 400 Millionen Euro, brachten 7949 Selbstanzeigen. Viele der Selbstanzeigen waren offenbar aus Angst vor den CDs gestellt worden. Schweizer Banken, gegen deren Mitarbeiter wegen Verdachts der Beihilfe zur Steuerhinterziehung ermittelt wurde, zahlten 197,5 Millionen Euro Geldbuße. 70 Millionen Euro brachten Steuernachzahlungen im Rahmen der gegen 3088 Kapitalanleger aus NRW auf Basis der Steuer-CDs eingeleiteten Ermittlungsverfahren. Hinzu kommen in der NRW-Bilanz Geldauflagen und Geldbußen in Höhe von insgesamt rund 3,6 Millionen Euro. NRW rechnet mit weiteren Erlösen.

© SZ vom 19.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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