Der Vorschlag der Schufa, mithilfe von Kontodaten Menschen in finanzieller Notlage gezielt mit zinslosen Krediten zu unterstützen, hat parteiübergreifend Kritik hervorgerufen. "Ich bin skeptisch, ob eine Verschuldung über den vorgeschlagenen Kredit die notwendige Unterstützung und Sicherheit in der aktuellen Krise bietet", sagte Martin Rosemann, der sozialpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, am Donnerstag.
Rosemann verwies auf die Maßnahmen, die die Bundesregierung bereits auf den Weg gebracht habe, wie Gas- und Strompreisbremse oder das Wohngeld, das zum kommenden Jahr deutlich ausgeweitet wird. "Wichtig ist, dass die Ansprüche bekannt sind und die Verfahren funktionieren, sodass die Unterstützung auch ankommt."
Andreas Audretsch, der Vizevorsitzende der Grünen im Bundestag, sagte, für eine Unterstützung der Menschen sei eine Zusammenarbeit mit der Auskunftei nicht nötig. "Menschen in schwierigen Lagen dazu zu zwingen, der Schufa Zugang zu ihrem Konto zu geben, ist eine absurde Idee. Menschen brauchen in dieser Zeit Sicherheit, nicht das Nachstellen einer privaten Bewertungs-Plattform", sagte Audretsch.
Die Schufa-Chefin Tanja Birkholz hatte im SZ-Interview vorgeschlagen, dass die Auskunftei gemeinsam mit dem Finanz-Start-up Bonify ein Härtefall-Zertifikat anbietet, mit dem Menschen in Zahlungsschwierigkeiten "unbürokratisch und digital" nachweisen könnten, dass sie staatliche Hilfe benötigten. Diese könnten dann ein staatliches Darlehen erhalten, vergleichbar mit dem Studentenkredit Bafög. Hierzu müsste das Tochterunternehmen der Schufa einmalig Einblick in die jeweiligen Bankkonten nehmen, um zu sehen, wie sich die Energiekosten im Vergleich zum Nettoeinkommen und anderen Größen entwickelt hätten.
"Wir müssen das Preisproblem aber an der Wurzel packen. Kredite lösen das Problem nicht."
Die Hilfspakete der Bundesregierung waren immer wieder dafür kritisiert worden, dass sie auch Menschen zugutekommen, die das Geld nicht benötigen - und dass das Verfahren zu aufwendig und langwierig sei.
Das Geld nun mithilfe der Schufa zu verteilen, hält allerdings auch die Union für falsch. Er teile zwar die Einschätzung der Schufa-Chefin, dass viele Menschen nur noch begrenzt Rücklagen hätten. "Wir müssen das Preisproblem aber an der Wurzel packen. Kredite lösen das Problem nicht", sagte Stephan Stracke, der sozialpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag.
Zuerst sei die Bundesregierung gefordert, gezielte Hilfen und Erleichterungen auf den Weg zu bringen. Zinslose Kredite dürften nur die Ultima Ratio sein. "Ich bin skeptisch, ob die Schufa samt Tochterunternehmen an der Stelle die geeignete Institution wären", sagte Stracke. Die Schufa solle weiterhin objektive Einschätzungen zur Kreditwürdigkeit geben. Aus der Not der Menschen dürfe "kein Geschäftsmodell werden".