Corona-Impfstoff:Auch hier läuft Hoffnung vom Band

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Sie müssen makellos sein, ohne Luftblasen und Schlieren: Bevor die Impffläschchen das Werk verlassen, wird die Qualität kontrolliert. (Foto: Schott/oh)

Die Produktion läuft auf Hochtouren: Der Mainzer Konzern Schott stellt die Fläschchen her, in denen der Impfstoff gegen das Coronavirus abgefüllt wird.

Von Elisabeth Dostert, München

Frank Heinricht ist kein Segler, aber er mag dieses Bild. "Bei Sonnenschein kann man gut segeln, aber wie gut das Boot und die Mannschaft ist, zeigt sich erst im Sturm", sagt der Vorstandschef des Mainzer Konzerns Schott. Die Pandemie habe das Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt und innerhalb kurzer Zeit ungeahnte Kräfte freigesetzt. In der virtuellen Bilanzpressekonferenz am Mittwoch wirkt Heinricht ziemlich stolz auf sein Boot.

Schott stellt mit weltweit knapp 16 500 Mitarbeitern Spezialglas her: Glas für Kochfelder, Airbagzünder für Autos, Teile für Teleskope und - worauf jetzt alle schauen - sogenannte Vials aus chemisch stabilem Glas. In solchen Fläschchen wird der Impfstoff gegen das neue Coronavirus abgefüllt. "Vials sind nicht knapp. Wir können liefern", versichert Heinricht. Schott zählt neben dem M-Dax-Konzern Gerresheimer und der italienischen Stevanato-Gruppe zu den größten Anbietern.

Drei Viertel aller Covid-Impfstoffentwickler bestellen laut Heinricht bei Schott. Namen darf er nicht nennen, so gern er das vielleicht auch möchte, das Unternehmen hat sich zu Verschwiegenheit verpflichtet. So versucht Heinricht die Bedeutung von Schott in Zahlen zu fassen. Im Geschäftsjahr 2020/21, das im September endet, wolle Schott Fläschchen für zwei Milliarden Impfdosen liefern. In ein Fläschchen passen mehrere Dosen. Der Auftragsbestand, der bis in das nächste Jahr hineinreiche, liege derzeit bei 600 Millionen Vials. Dahinter steckt "eine gigantische Anzahl" von Impfdosen, sagt Heinricht.

Schott produziert Vials in vielen Werken weltweit. Am Standort Mitterteich etwa werden Glasröhren hergestellt, aus denen dann unter anderem im Werk in Mühlheim die Vials geschmolzen werden. Bevor sie das Werk verlassen, wird die Qualität kontrolliert. Die Vials müssen makellos ein, ohne Luftblasen oder Schlieren. Vor wenigen Tagen hat Schott angekündigt, in Mainz eine weitere Schmelzwanne für Pharmaglas zu bauen, die Mitte 2022 in Betrieb gehen soll. Eine Wanne liefere Material für eine Milliarde Vials, sagt Heinricht. Aber keine Investition sei dezidiert auf Covid ausgelegt.

Der Umsatz legte um gut zwei Prozent zu

Die Sparte Pharmaglas hat 2019/2020 von der Nachfrage nach Impfstofffläschchen profitiert. Die Geschäfte mit Herstellern von Flugzeugen und Autos liefen dagegen schlechter. Das Urteil von Finanzvorstand Jens Schulte fällt nüchtern aus: solide trotz Corona. Der Umsatz legte um gut zwei Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zu und blieb unter der angepeilten Spanne von drei bis sechs Prozent. Das operative Ergebnis wuchs um 4,7 Prozent auf 288 Millionen Euro.

Für das Geschäftsjahr 2020/21 peilt Heinricht ein Umsatzwachstum von zwei bis fünf Prozent an. "Das erste Quartal ist gut gestartet." Covid-Projekte sollen 25 Millionen Euro zum Umsatz beitragen. Heinricht würde jetzt gerne ein paar Produkte zeigen - zum Anfassen. So hält er sie nur in die Kamera. Er faltet ein Smartphone mit ultradünnem Glas und zeigt ein Dosiergerät zur Selbstmedikation, in dem ein Glascontainer von Schott steckt. Ein Vial hat Heinricht nicht mitgebracht. Wie das aussieht, weiß mittlerweile fast jeder.

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