Arbeitsunfall bei Mars Wrigley:Drama im Schokobottich

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Ein Schokoladentank kann eine Falle sein. (Foto: Alamy Stock Photos / SubbotinaA/YAY Media/mauritius images)

Zwei Reinigungskräfte fallen in einen Tank mit Schokoriegel-Zutaten, die Feuerwehr muss sie retten. Für den Fabrikbetreiber Mars Wrigley hat das ein Nachspiel.

Von Tobias Bug

Augustus Glupsch kniet an einem Teich aus Schokolade und greift gierig in den braunen See hinein, um davon zu naschen. "Hey kleiner Junge! Meine Schokolade darf von keiner Menschenhand berührt werden", ruft Willy Wonka ihm zu, doch da passiert es: Augustus rutscht ab und fällt in die flüssige Schoki, taucht gleich darauf wieder auf, braun überzogen wie eine Frucht im Schokoladenfondue, nach Luft schnappend. "Helft ihm", ruft Mama Glupsch, "er kann nicht schwimmen!"

Ganz so dramatisch wie in Tim Burtons Film "Charlie und die Schokoladenfabrik" ging es wohl nicht zu, als im Juni vergangenen Jahres zwei Reinigungskräfte in der Fabrik des Süßigkeitenkonzerns Mars Wrigley in Elizabethtown, Pennsylvania, in einen Bottich mit Schokolade fielen. In dem Tank, in dem Zutaten für den Dove-Riegel gemischt wurden, stand die süße Flüssigkeit Berichten zufolge nur kniehoch. Trotzdem konnten die beiden Männer - wie Augustus Glupsch - sich nicht mehr aus eigener Kraft aus der Schokolade befreien. Haste Schoko am Schuh, haste Schoko am Schuh.

Herbeigerufene Kollegen und Feuerwehrleute, angeblich mehr als zwei Dutzend, versuchten zunächst, die beiden von oben aus dem meterhohen Tank zu ziehen. Das gaben sie schnell auf, es klappte einfach nicht, und da sie gerade keinen breiten Saugschlauch zur Hand hatten wie in Burtons Filmklassiker, bohrten sie ein Loch in den Boden des Tanks. Heraus kamen flüssige Dove-Schokolade und zwei damit überzogene Reinigungskräfte. Einen der beiden brachte ein Helikopter ins Krankenhaus, den anderen ein Krankenwagen. Glücklicherweise waren beide nur leicht verletzt. Sind schließlich nicht aus Zucker.

Für US-amerikanische Verhältnisse ist das eine milde Geldstrafe

Für den Riegelriesen Mars Wrigley, vor knapp 15 Jahren verschmolzen aus jeweils mehr als 100 Jahre alten Süßwarenherstellern, hatte der Vorgang aber ein Nachspiel. Die für Arbeitssicherheit zuständige Behörde, die den Arbeitsunfall zuvor schon als "schwerwiegend" eingestuft hatte, verdonnerte den Konzern nun zu einer Geldstrafe von 14 500 Dollar. Die Reinigungskräfte, keine Vollzeitmitarbeiter in der Schokoladenfabrik, sondern externe Dienstleister, hätten keine angemessene Sicherheitsschulung bekommen, um den Bottich zu säubern, so die Behörde für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz OSHA.

Für US-amerikanische Verhältnisse ist das eine milde Geldstrafe und ob die beiden Reinigungskräfte ihren Auftraggeber verklagt haben, ist nicht bekannt. Einen neuen Tank kann der Konzern auch aus der Schokokasse zahlen. Mars ist schließlich mit einem Jahresumsatz von 22 Milliarden Dollar im Jahr 2022 der mit fast acht Milliarden Dollar Abstand größte Süßwarenhersteller der Welt.

Ein Sprecher des Unternehmens sagt dazu: "Die Sicherheit unserer Mitarbeiter und externen Auftragnehmer hat für unser Unternehmen oberste Priorität" und dass die OSHA bei der Nachuntersuchung kooperativ gewesen sei. Bei so viel Sprechersprech dann lieber doch zurück zum Kinderfilm: Auch der kräftige Augustus Glupsch, der zwischendurch im Schlauch steckengeblieben war, kam heil wieder raus. Nicht mithilfe der Feuerwehr, sondern mithilfe der Oompa Loompas, Willy Wonkas Arbeitern. Ob sich Mars Wrigley nun auch einen solchen Schlauch anschafft, ist nicht überliefert.

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