Corona-Krise:Gastgewerbe profitiert vom Inlandstourismus

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Restaurants und Bars in Berlin-Friedrichshain. Die meisten Gastronomen sind mit dem Besucheraufkommen derzeit zufrieden, wie eine Studie zeigt. (Foto: Christophe Gateau/dpa)

Hotels und Restaurants verzeichnen derzeit ein großes Umsatzplus. Doch an die Zeiten vor Ausbruch der Pandemie kommen die Einnahmen noch lange nicht heran.

Von Sophie Scholl

Niedrige Inzidenzen, eine steigende Impfquote und sommerliche Temperaturen: Die Lockerungen der Corona-Maßnahmen haben im Gastgewerbe die Hoffnung auf einen besseren, umsatzstarken Sommer geschürt. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamts (Destatis) wurden diese auch erfüllt. So konnte das Gastgewerbe im Juni 2021 im Vergleich zum Vormonat Mai eine Umsatzsteigerung von 61,7 Prozent verzeichnen. Demnach hätten die Unternehmen von den schrittweisen Lockerungen der Corona-Beschränkungen im Juni in den Bereichen Gastronomie und Beherbergung profitieren können.

Trotz der positiven Zahlen bleibt die Euphorie aus. Ingrid Hartges, Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), sieht die Berechnungen kritisch. "Im Mai waren noch große Teile der Branche im Lockdown. Der starke Anstieg im Juni ist daher nicht wirklich verwunderlich", sagt sie. Im Vergleich mit dem Umsatz aus dem Jahr 2019, also noch vor der Corona-Pandemie, fällt der Blick auf die Zahlen eher ernüchternd aus. Wie die Dehoga ermittelt hat, lag der Umsatz des Gastgewerbes im Juni 2021 um 41, 4 Prozent unter dem Vorkrisenniveau im Juni 2019. Das Beherbergungsgewerbe trifft es dabei härter als das Gaststättengewerbe. Während die Gaststätten einen Umsatzrückgang von 36,4 Prozent verbuchten, brach der Umsatz des Beherbergungsgewerbes um 49,2 Prozent ein.

Dennoch sei die Stimmung im Gastgewerbe gerade gut. "Eine Umfrage von Anfang August hat gezeigt, dass weite Teile der Branche bisher zufrieden oder sogar sehr zufrieden sind", sagt Hartges. Dies würde insbesondere auf die Betriebe an touristischen Zielen zutreffen. Im Gegensatz dazu sei die Lage bei Tagungshotels, bei den Eventcaterern und Discotheken weiterhin angespannt. "Angelaufen ist inzwischen auch der Inlandstourismus in den Städten. Kongresse, Großveranstaltungen wie auch die ausländischen Touristen fehlen allerdings noch", sagt Hartges zur Lage in den deutschen Städten.

"Wir kommen bisher ganz gut durch den Sommer".

Der Kölner Gastronom Daniel Rabe stellt erleichtert fest, dass die Kölnerinnen und Kölnern zurück in die Gastronomie strömen. "Wir kommen bisher ganz gut durch den Sommer", sagt Rabe. In Köln betreibt der 40-Jährige gemeinsam mit seiner Frau drei Restaurants und eine Bar, die über das Stadtgebiet verteilt sind. Große Sorge bereitet dem Gastronomen die Auslastung der Restaurants. Wegen der geltenden Abstandsregelungen dürfen die Tische im Innenbereich nicht voll besetzt werden. Das bedeutet weniger Kunden und ist auf lange Sicht ein Problem. Es blieb nur die Ausweitung der Außengastronomie. "Wir durften nach Absprache mit der Stadt Köln ein paar Tische mehr als üblich nach draußen stellen. Das hat uns etwas geholfen", sagt Rabe.

Dennoch musste er während des Lockdowns seine Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, den studentischen Hilfskräften kündigen. Nun steht er deswegen vor dem gegenteiligen Problem: Der Personalmangel trifft die Gastronomie derzeit schwer. "Wir suchen nach Aushilfen - und damit sind wir nicht allein", sagt Rabe. Dass es noch mal zu einem Lockdown für Restaurants, Cafés und Bars kommt, bezweifelt der Gastronom. "Bevor wir wieder schließen müssen, werden wahrscheinlich die Regeln verschärft", vermutet der Kölner. Er selbst plädiert für strengere Regelungen: Für den September plant er kleinere Veranstaltungen, sogenannte Wohnzimmerkonzerte. Für die Konzerte gilt dann die 2G-Regel, die Gäste müssen also geimpft oder genesen sein. "Wir sind da strenger, als wir es eigentlich sein müssten. Für uns ist das der einzige Weg aus der Krise", sagt Rabe.

Auch Dehoga-Geschäftsführerin Ingrid Hartges glaubt nicht an einen weiteren Lockdown. "Viele Politikerinnen und Politiker haben sich bereits richtigerweise gegen erneute Schließungen ausgesprochen. Außerdem steigt die Impfquote", sagt sie.

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