Altersversorgung:Renten steigen voraussichtlich um 3,5 Prozent

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Ein Rentner zählt Geld: Manchmal geht es um jeden Cent (Foto: imago images/Westend61)

Die Erhöhung im kommenden Jahr könnte damit erstmals seit zwei Jahren höher ausfallen als die Inflation. Entscheidend für die Entwicklung ist der Anstieg der Löhne.

Von Roland Preuß, Würzburg

Deutschlands Ruheständler können kommendes Jahr erneut mit einem deutlichen Plus bei den Renten rechnen. Die Deutsche Rentenversicherung rechne mit einer Steigerung zum 1. Juli 2024 von etwa 3,5 Prozent, sagte der Vorsitzende des Bundesvorstands der Deutschen Rentenversicherung, Alexander Gunkel, bei einem Vortrag in Würzburg. Er bestätigte damit Angaben aus dem Entwurf des Rentenversicherungsberichts, die vergangene Woche bekannt geworden waren. Damit könnte die Rentenerhöhung erstmals seit zwei Jahren die Preissteigerung übertreffen.

Gunkel betonte, die 3,5 Prozent seien lediglich eine Prognose und mit entsprechender Unsicherheit behaftet. Die tatsächliche Anpassung werde erst im Frühjahr 2024 auf Grundlage aktueller Daten feststehen. Gunkel erinnerte daran, dass die Rentenerhöhung dieses Jahr deutlich höher ausfiel als im vergangenen Herbst prognostiziert. Seit Juli erhalten Rentnerinnen und Rentner im Westen 4,39 Prozent mehr Geld, in Ostdeutschland sind es 5,86 Prozent. Mit der Anpassung gilt in West und Ost ein gleich hoher aktueller Rentenwert, deshalb steigt die Rente in Ost und West nun einheitlich an.

Entscheidend für die Höhe des Anstiegs sind laut Deutscher Rentenversicherung (DRV) die steigenden Löhne. Die Bundesregierung erwartet, dass die Bruttolöhne und -gehälter in diesem Jahr um 5,6 Prozent zulegen, im kommenden Jahr erwartet sie etwa 5,1 Prozent. Die Gewerkschaften haben versucht, durch hohe Lohnforderungen zumindest einen Großteil des Kaufkraftverlusts durch die stark gestiegenen Preise auszugleichen. Dies hat einen deutlichen Anstieg der Renten zur Folge, weil diese eng an die Entwicklung der Löhne gebunden sind.

Es ist ungewiss, ob die Rentner real mehr Geld in der Tasche haben

Hintergrund der positiven Entwicklung für die Rentner ist auch die stabile Lage auf dem Arbeitsmarkt. Trotz des Krieges in der Ukraine und der folgenden Energiekrise ist eine Massenarbeitslosigkeit ausgeblieben. Im Gegenteil haben die Menschen ihre Arbeitsplätze behalten oder sogar neue gefunden, viele Unternehmen suchen zusätzliche Mitarbeiter. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ist auf etwa 35 Millionen gewachsen. Sie zahlen wiederum in die Rentenkasse ein.

Die Rentensteigerungen vergangenes Jahr hatten nicht ausgereicht, um die Preissteigerungen von bis zu zehn Prozent pro Jahr auszugleichen. Ob die voraussichtlichen Erhöhungen im Sommer 2024 dazu führen, dass die Rentner real mehr Geld in der Tasche haben, ist ungewiss. Die Bundesregierung rechnet für dieses Jahr mit einem Anstieg der Verbraucherpreise von 6,1 Prozent, auch der ist höher als die Rentensteigerungen. Im kommenden Jahr prognostiziert sie eine Abschwächung auf 2,6 Prozent. Wenn es so kommt, würden die Ruheständler mit einer Erhöhung von etwa 3,5 Prozent 2024 tatsächlich an Kaufkraft gewinnen. Laut einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sind Menschen im Rentenalter ähnlich stark von den Preissteigerungen betroffen wie der Rest der Bevölkerung.

Laut DRV wird der Beitragssatz der Rentenversicherung vorerst stabil bleiben. Arbeitgeber und Beschäftigte könnten voraussichtlich bis 2027 mit dem bestehenden Satz von 18,6 Prozent rechnen.

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