Rüstungsindustrie:Gute Zeiten für Panzer-Aktien

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Renk baut Panzergetriebe - und anderem auch für die Leopard-Panzer der Bundeswehr. (Foto: Martin Meissner/AP)

Der Augsburger Rüstungslieferant Renk legt einen fulminanten Börsengang hin. Das zeigt: Investoren rechnen noch mit guten Geschäften.

Von Titus Blome

Eine alte Börsenweisheit besagt: Kommt ein Goldrausch, dann fange nicht an zu graben, sondern investiere in Schaufeln. Ihre derzeitige Variante hat eine etwas dunklere Note: Kommt es zu Krisen und Kriegen, fang nicht an zu schießen, sondern investiere in Panzer. Oder, wie in diesem Fall, die Triebwerke dafür. Denn darum geht es bei dem Augsburger Rüstungszulieferer Renk, der am Mittwoch einen überraschenden Börsengang wagte. Und die Weisheit bewahrheitet sich: Die Aktie schnellte seitdem um über 40 Prozent auf zuletzt knapp 22 Euro in die Höhe.

Es war schon der zweite Anlauf für den Gang an die Börse. Ende 2020 hatte der Finanzinvestor Triton die damalige VW-Tochter Renk gekauft und vom Markt genommen. Für Oktober 2023 war dann ein Börsengang geplant. Die Umstände waren, wenn man das so nennen kann, gut: Das Unternehmen profitiert von der Rückkehr der Kriege und Konflikte weltweit. Der Krieg in der Ukraine hat den Bedarf an Panzern stark ansteigen lassen, die von Kanzler Olaf Scholz (SPD) ausgerufene Zeitenwende ließ Aktien anderer Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall in die Höhe schnellen.

Im Krieg steigt der Umsatz

Renk hatte 2022 einen Umsatz in Höhe von rund 850 Millionen Euro erzielt und strebte für 2023 nach frühen Angaben eine Milliarde an, hat aber für das Gesamtjahr noch keine Zahlen vorgelegt. Im Oktober zielte das Unternehmen auf eine Börsenbewertung von 1,5 Milliarden ab. Knapp das Doppelte, was Triton drei Jahre zuvor für die Übernahme gezahlt hatte.

Doch ein Haushaltsstreit zwischen Republikanern und Demokraten in den USA stellte damals weitere Gelder für die Ukraine infrage - und damit auch die Nachfrage nach schwerem Geschütz. Triton blies den Börsengang kurzfristig ab und kündigte vor wenigen Tagen fast ebenso kurzfristig einen zweiten Versuch für den vergangenen Mittwoch an. Mit einigem Erfolg: Triton verkaufte innerhalb von zwei Tagen 33,3 Millionen Renk-Aktien für insgesamt 500 Millionen Euro, was ein Drittel des Unternehmens ausmacht. Die Nachfrage war so groß, dass die Emission in letzter Minute noch um 50 Millionen aufgestockt wurde. Renk wird nun mit 1,75 Milliarden Euro bewertet.

Das Problem: Die Blockade der US-Republikaner

Gerade rechtzeitig, möchte man meinen. Denn: Die Ukraine-Hilfen aus den USA stehen derzeit erneut infrage. Am Mittwochabend blockierten Republikaner im Senat einen Entwurf der Demokraten, der die Hilfsgelder für die Ukraine und Israel mit von den Konservativen geforderten Maßnahmen zur Grenzsicherheit verbunden hätte. Zuletzt hatte sich die Europäische Union auf Hilfen von 50 Milliarden Euro über vier Jahre für Kiew geeinigt. Da Russland derzeit keine Anstalten macht, seine Invasion einzustellen, wird das wohl die Nachfrage nach Panzern für eine gewisse Zeit sichern. Zumindest Investoren scheinen das so zu sehen.

Allerdings möchte der demokratische Fraktionsführer im US-Senat, Chuck Schumer, erneut über Militärhilfen abstimmen lassen, diesmal ohne Zusätze zu Grenze und Immigration. Das Ergebnis ist aber weiterhin unsicher, vor allem, weil selbst bei einer Annahme des Entwurfes noch das republikanisch kontrollierte US-Repräsentantenhaus abstimmen muss.

So oder so: Renk ist nun an der Börse, und am meisten investierte einer der größten Kunden. Der Panzerhersteller KNDS kaufte 6,7 Prozent der Anteile für 100 Millionen mit der Möglichkeit, auf 25 Prozent aufzustocken. Der Rüstungskonzern ist Großkunde bei Renk, das Investment stellt einen verstärkten Schulterschluss innerhalb der Branche dar. In Zeiten gewaltsamer Konflikte ist Renk zunehmend gefragt. Das Unternehmen stellt jetzt bereits die Getriebe für die meisten westlichen Panzerarten. Auch der US-Vermögensverwalter und Rüstungsinvestor Wellington kaufte Renk-Aktien im Wert von 50 Millionen Euro ein. Europäische Investoren sind traditionell vorsichtig bei Investments in die Rüstungsindustrie.

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