Regierungswechsel in Italien:Monti-Effekt verpufft

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Der erste Härtestest für den designierten Berlusconi-Nachfolger Mario Monti verläuft ernüchternd. Die Anleger sind noch nicht von einer besseren Zukunft des Landes überzeugt: Italien muss nach wie vor extrem hohe Zinsen zahlen, um sich Geld zu leihen. Auch der Dax reagiert verhalten.

Der Monti-Effekt bleibt aus: Silvio Berlusconi ist weg, Mario Monti ist mit der Regierungsbildung beauftragt - doch Investoren glauben noch nicht so richtig an Italien.

Der hochverschuldete Euro-Staat muss den Investoren für fünfjährige Staatsanleihen Rekordzinsen zahlen. Das Land platzierte am Montag Papiere im Volumen von drei Milliarden Euro. Für die Papiere mit einer Laufzeit bis Mitte September 2016 wurden jedoch mehr als 6,2 Prozent fällig - so viel wie noch nie seit der Euro eingeführt wurde.

Zum Vergleich: Mitte Oktober zahlten Investoren bei einer vergleichbaren Auktion lediglich 5,3 Prozent. Allerdings könnte Experteneinschätzungen zufolge Montis Ernennung den Anstieg des Zinssatzes abgedämpft haben.

Bei den zehnjährigen Staatsanleihen sieht es besser aus: Für sie musste der italienische Staat am Montag 6,4 Prozent Zinsen bieten. Das ist immer noch gefährlich hoch, aber niedriger als vergangene Woche. Am Mittwoch waren die Zinskosten auf mehr als sieben Prozent gestiegen. Bei diesem Satz mussten die Euro-Länder Griechenland, Irland und Portugal unter den Rettungsschirm flüchten.

Je geringer das Vertrauen der Käufer, umso höher der Zinssatz, den die Regierung den Käufern bieten muss. Investoren hoffen, dass die beiden hochverschuldeten Euro-Länder Italien und Griechenland nach den Regierungswechseln nun zügig entschlossene Reformen angehen werden und damit ein Zusammenbruch der Euro-Zone verhindert wird.

Mit Lucas Papademos in Griechenland und Mario Monti in Italien stehen nun Wirtschaftsexperten an der Spitze der beiden Staaten. Papademos war früher Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, Monti EU-Kommissar für Wettbewerb. Nach Berlusconis Rücktrittsankündigung hatten die Kurse am Freitag angezogen. Doch so ganz allein wird Monti nicht regieren: Italien steht nicht nur unter der Finanzaufsicht von Montis früherem Arbeitgeber, der Europäischen Union, sondern neuerdings auch der des Internationalen Währungsfonds.

An den Börsen war ein Monti-Effekt nach dem Kurssprung vom Freitag wenn überhaupt nur sehr schwach zu spüren. Der deutsche Leitindex Dax rutschte sogar ins Minus und pendelte um die Nullmarke. Die beiden großen deutschen Finanzinstitute, die Deutsche Bank und die Commerzbank, gewannen allerdings hinzu. Beide halten Staatsanleihen der Krisenstaaten, würden bei einem Staatsbankrott also kein Geld sehen.

Weidmann glaubt an Monti

Der Vormittag in Frankfurt war ernüchternd. Gute Zahlen aus Asien hatten zuvor Hoffnung auf einen neuen Kurssprung in Europa genährt. In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index ein Prozent fester. Auch der breiter gefasste Topix-Index gewann fast ein Prozent. Der Eurokurs zog in Fernost leicht an, auf gut 1,3750 Dollar nach zuletzt 1,3745 in New York. Auch an den Aktienmärkten in Südkorea, Taipeh und Singapur verbuchten die Papiere überwiegend Gewinne. Schon am Freitag hatten die Börse in New York um mehr als zwei, die in Frankfurt um mehr als drei Prozent im Plus geschlossen.

Dass Monti Italiens Schuldenprobleme trotz hoher Zinslasten in den Griff bekommen wird, glaubt Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. "Das Land kann die gegenwärtigen Schwierigkeiten noch aus eigener Kraft lösen", sagte er zu Beginn der Konferenz "Euro Finance Week" in Frankfurt. "Worauf es ankommt, ist hier der politische Wille", sagte Weidmann, der auch im EZB-Rat sitzt. Monti müsse aber sofort loslegen: Die neue Zuspitzung der Krise nur zwei Wochen nach dem EU-Gipfel zeige, dass keine Zeit mehr zu verlieren sei.

Er sprach sich erneut dagegen aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) Anleihen von Staaten wie Italien kauft, um ihnen frisches Geld zu verschaffen. "Die Geldpolitik kann und darf Solvenzprobleme von Staaten und Banken nicht lösen", sagte Weidmann.

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