Susanne Bormann verdiente schon als Kind Geld mit Schauspielerei: Für ihre erste Rolle bekam sie 20 DDR-Mark am Tag. Nachdem sie als Teenager den Grimmepreis bekommen hatte, suchte sie sich einen Film pro Jahr aus, in dem sie neben der Schule mitspielte - ein Luxus, den sie seitdem nie wieder erlebt hat, wie sie sagt.
Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung spricht die Tatort-Darstellerin darüber, wie sich der Marktwert einer Fernsehschauspielerin heute bemisst: Neben der "Bankabilty", also dem Verkaufsfaktor eines bekannten Gesichts, zähle bei Frauen auch immer die "Fuckability", sagt sie. Eine Schaupielerin müsse "als Projektionsfläche attraktiv sein, vor allem als potenzieller Partner." Ab einem bestimmten Alter würden Frauen dann gar nicht mehr gebucht, später bekämen sie Mutterrollen angeboten. "Das liegt natürlich daran, dass viele Produktionen aus reiner Männersicht besetzt werden", sagt Bormann.
Die #Metoo-Debatte in ihrer Branche habe Bormann deshalb nicht wirklich überrascht. Sie selbst versuche, sich abzugrenzen: "Wenn die Kamera nicht läuft, mache ich sehr schnell klar, wo mein Tanzbereich ist, und wo seiner ist. Ich spüre ja, wenn sich ein Kollege oder ein Regisseur in mich verliebt", sagt Bormann. Das könne immer passieren, da man schließlich sehr intensiv und in der Figur selbst miteinander arbeite. "Es gehört eben auch zum Beruf des Schauspielers, eine Faszination auf andere auszuüben."
Beim Gespräch in einem kleinen Berliner Café fällt ihr dann noch ein Test ein, anhand dem sich überprüfen lasse, wie emanzipiert ein Film sei. Man müsse einfach nur darauf achten, "ob zwei Frauen länger als zwei Minuten über etwas anderes als über Männer reden", sagt Bormann. "Da gibt es bislang sehr wenig Filme, die das erfüllen."