Quelle: Verkauf:Zittern bis zur Entscheidung

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Im Rennen um die Übernahme des Versandhauses Quelle könnte schon bald die Entscheidung fallen. Die Mitarbeiter befürchten das Schlimmste.

Uwe Ritzer

Das Schicksal des insolventen Versandhauses Quelle und damit verbunden der gesamten Arcandor-Versandhandelssparte Primondo wird sich voraussichtlich schon am Wochenende entscheiden. Wie die SZ erfuhr, hat noch keiner der vier verbliebenen Übernahmeinteressenten ein verbindliches Kaufangebot abgegeben. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen läuft die Frist dafür am Sonntagabend ab.

Kompletter Verkauf: Die Versandsparte soll nicht zerschlagen werden. (Foto: Foto: dpa)

Anschließend wollen Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg und sein Bevollmächtigter für Primondo, Jörg Nerlich, die Angebote prüfen. Es gilt als wahrscheinlich, dass bereits in der kommenden Woche ein Bieter den Zuschlag erhalten wird.

Gesamter Primondo-Verbund steht zum Verkauf

Görg selbst sprach am Donnerstag von einem Verkauf innerhalb der nächsten zwei Wochen. Dass sämtliche Investoren im letzten Moment noch einen Rückzieher machen, hält der Insolvenzverwalter für höchst unwahrscheinlich. Sein Sprecher dementierte Berichte, wonach die Versandsparte zerschlagen werden soll. "Nach wie vor steht der gesamte Primondo-Verbund zum Verkauf", sagte er. Dazu gehören auch profitable Firmen, die zwar zu Primondo gehören, jedoch selbst nicht von der Insolvenz betroffen sind.

Wie etwa der TV-Shoppingsender HSE 24 oder Baby Walz. Sie in das Verkaufspaket mit aufzunehmen, wurde mit den Gläubigern abgestimmt. Viele dieser Firmen seien mit den insolventen Primondo-Teilen so eng verzahnt, dass sie nicht getrennt behandelt werden können, so Görgs Sprecher. Zudem sei es unter Synergiegesichtspunkten sinnvoll, beispielsweise HSE 24 mitzuverkaufen, weil Fernsehen neben Internet und Katalog weiter eine Vertriebsschiene für Quelle sein soll.

Abgesehen von strategischen Überlegungen hat der Komplettverkauf auch einen handfesten Hintergrund: Die profitablen Spezialversender sind als Sicherheiten für Kredite von inzwischen insolventen Primondo-Firmen verpfändet. Also gilt: mitgefangen, mitgehangen.

Entlassungen werden vorgezogen

Berichte, wonach Görg und Nerlich damit begonnen hätten, Primondo nicht mehr als Gesamtpaket anzubieten, wies ihr Sprecher zurück. Einzige Ausnahme ist die Firma Foto-Quelle (30 Mitarbeiter). Das allerdings hatte Nerlich bereits im August angekündigt. Auch der Technik-Kundendienstleister Profectis sowie die SB Gross Handels GmbH (ein Spezialversender für Behörden, Industrie und Handwerk) würden womöglich einzeln verkauft, hatte er damals erklärt. Die beiden Letztgenannten gehören jedoch weiterhin zum Gesamtpaket, für das sich Görgs Sprecher zufolge nach wie vor vier Investoren interessierten.

Unternehmenskreise sprechen von nur drei verbliebenen Bietern. Es soll sich um ausländische Finanzinvestoren mit Erfahrung im Handelsgeschäft handeln. Die Arbeitnehmer befürchten, dass zusätzlich Personal im dreistelligen Bereich abgebaut wird. "Es bleibt bei der Größenordnung von 3700 Stellen", sagt Görgs Sprecher. Einige Entlassungen würden lediglich vorgezogen.

© SZ vom 16.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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