Prekäre Finanzlage:Neuer Wirbel um Porsche

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Dem Autohersteller Porsche könnte es schlechter gehen als bislang gedacht: Dem Unternehmen sollen insgesamt 14 Milliarden Euro fehlen. Unterdessen versuchen Piëch und Porsche, die EU auszubremsen.

Der Sportwagenbauer Porsche hat Medienberichten zufolge weitaus mehr Schulden als bislang bekannt. Wie mehrere Medien am Samstag vorab berichteten, drückt den Sportwagenbauer eine Schuldenlast von rund 14 Milliarden Euro, bislang war die Rede von zehn Milliarden Euro.

In einem vertraulichen Gespräch mit Porsche-Miteigentümer Wolfgang Porsche soll Ackermann gesagt haben, dass die Familien Porsche und Piëch schnell eigenes Kapital in den Konzern stecken müssten. (Foto: Foto: AP)

Der Spiegel beruft sich in seiner Vorabmeldung auf Bankenkreise. Demnach müssten noch weitere Anleihen hinzugezählt werden, die das Unternehmen herausgegeben habe. Ein Porsche-Sprecher bestätigte die neuen Zahlen nicht und verwies auf die zehn Milliarden Euro.

Ackermann soll interveniert haben

Entschieden wandte sich der Sprecher gegen Angaben aus dem Focus-Bericht, wonach Porsche in etwa zwei Wochen zahlungsunfähig gewesen wäre, wenn es nicht zu einer Einigung mit Volkswagen gekommen wäre. Am Donnerstag hatte VW nach monatelangem Ringen den Machtkampf mit Porsche gewonnen, der Sportwagenbauer soll zehnte Marke bei den Wolfsburgern werden. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking nahm seinen Hut. Nachfolger wurde der bisherige Produktionsvorstand Michael Macht.

Wie der Spiegel weiter schreibt, hat Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche in einem vertraulichen Gespräch auf die schwierige finanzielle Lage hingewiesen. Die Familien kämen um eine Kapitalerhöhung nicht herum, habe Ackermann gesagt. Sie müssten sehr schnell eigenes Kapital ins Unternehmen stecken.

Nach Informationen von Spiegel und Focus sollen die Familien Porsche und Piëch künftig weniger Anteile halten als bislang angenommen: Demnach sollen die Familien in der ersten Jahreshälfte 2011 über mehr als 30 Prozent der Anteile am vereinten VW-Porsche-Konzern verfügen, das Land Niedersachsen über mehr als 20 und das Emirat Katar über weniger als 20 Prozent.

Der Focus beruft sich dabei auf interne VW-Unterlagen. Sprecher von Porsche und VW kommentierten diese Informationen auf Anfrage nicht. Wie das Magazin weiter schreibt, würden die Familien die Salzburger Porsche-Holding mit in das gemeinsame Unternehmen einbringen.

Der EU ein Schnippchen schlagen

Dem Focus-Bericht zufolge soll Wolfgang Porsche auch im neuen Unternehmen Aufsichtsratschef bleiben und zudem in Kürze als Nachfolger von Ex-Porsche-Chef Wiedeking ins sechsköpfige Präsidium des VW-Aufsichtsrates einziehen. Auch hierzu gab es von den Unternehmen keinen Kommentar.

Die geplante Übernahme von Porsche durch Volkswagen hat auch die Debatte über das VW-Gesetz neu entfacht: Die EU-Kommission will die Rechtmäßigkeit dieses Gesetzes erneut prüfen. Ein Sprecher von Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy sagte demnach, seine Behörde werde im September beraten, ob sie Deutschland deswegen zum zweiten Mal nach 2007 vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) verklagt.

Womöglich bliebe eine Klage aber ohne Einfluss: Denn die Familien Porsche und Piëch sollen nach Angaben des Spiegel mit Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) eine weitreichende Vereinbarung getroffen haben: Den Angaben zufolge werden die Sonderrechte des Landes Niedersachsen unabhängig vom VW-Gesetz abgesichert. Entsprechend der Zusicherung der Familien Porsche und Piëch würden die zwei wichtigsten Punkte des VW-Gesetzes in die Satzung des Unternehmens aufgenommen werden.

Die Dinge seien "längst für die Zukunft" geregelt, bestätigte ein Sprecher von Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff. Es gebe eine Verständigung darauf, "dass die Sperrminorität dauerhaft bei 20 Prozent in der Satzung des Konzerns bleiben soll". Dem Sprecher zufolge gilt das auch für das Entsendemandat, wonach Niedersachsen zwei Vertreter in den VW-Aufsichtsrat schicken kann.

Die Sonderregelung war in den 60er Jahren geschaffen worden, um eine feindliche Übernahme auszuschließen. Sie sichert dem Land Niedersachsen ein Vetorecht in wichtigen strategischen Fragen sowie bei Standortentscheidungen. Das Gesetz war auch ausschlaggebend dafür, dass der Versuch von Porsche, VW zu kaufen, scheiterte.

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