Tauziehen um die Macht:"Weg für VW/Porsche frei"

Jetzt kommt es Schlag auf Schlag: Erst tritt Porsche-Chef Wiedeking zurück, dann bekräftigt Volkswagen-Chef Winterkorn, dass ein neuer Autogigant aus den beiden Unternehmen geformt werden solle.

Der Weg für einen neuen VW/Porsche-Konzern unter der Führung von Volkswagen ist nach den Worten von VW-Vorstandschef Martin Winterkorn frei. Der VW-Aufsichtsrat habe einem entsprechenden Konzept zugestimmt, sagte Winterkorn am Donnerstag nach einer Sitzung des Kontrollgremiums in Stuttgart.

Tauziehen um die Macht: VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch lacht: Geht es im Machtkampf zwischen Volkswagen und Porsche am Schluss in die von ihm vorgegebene Richtung?

VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch lacht: Geht es im Machtkampf zwischen Volkswagen und Porsche am Schluss in die von ihm vorgegebene Richtung?

(Foto: Foto: Reuters)

Dieses Konzept solle nun ausgearbeitet werden. Der neue Großkonzern solle zu einem "Kraftfeld" in der weltweiten Automobilindustrie werden.

Die genauen Modalitäten des Zusammengehens der beiden Unternehmen sollen bis zum 13. August erarbeitet werden, sagte Winterkorn weiter. Abgeschlossen werden soll die Fusion der beiden Unternehmen nach Angaben des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) bis Mitte 2011.

Winterkorn hob hervor, dass Porsche innerhalb des neuen "integrierten Automobilkonzerns" seine Eigenständigkeit behalten solle. Porsche werde ein "eigenständiges Unternehmen mit Sitz in Baden-Württemberg" bleiben.

Zuvor war bekannt geworden, dass das Emirat von Katar bei Volkswagen einsteigen wolle: Der Emir von Katar steige mit seinem Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA) mit rund 17 Prozent bei Europas größtem Autobauer ein, berichtet das Magazin Focus am Donnerstag auf seiner Internetseite.

Wie Focus Online aus Konzern- und Bankenkreisen erfuhr, soll der Milliarden-Deal bereits in den nächsten Tagen vollzogen werden. Damit würde QIA nach dem Sportwagenhersteller Porsche und dem Land Niedersachsen der drittgrößte Anteilseigner in Wolfsburg.

An die VW-Beteiligung gelangt der arabische Staatsfonds demnach durch den Kauf von Aktienoptionen, die derzeit noch bei Porsche liegen. Der Sportwagenhersteller besitzt knapp 51 Prozent an Volkswagen und soll zusätzlich Optionen auf mehr als 20 Prozent der VW-Aktien halten.

Während einer Marathonsitzung des Porsche-Aufsichtsrats hatte sich das Gremium vergangene Nacht für Gespräche mit Katar zum Einstieg bei Porsche ausgesprochen. Zudem beschloss der Aufsichtsrat eine Kapitalerhöhung von mindestens fünf Milliarden Euro.

Porsche hat sich bei der Mehrheitsübernahme von VW verhoben und eine Schuldenlast von rund zehn Milliarden Euro angesammelt.

Kredit aus Katar

Die schwer verschuldeten Stuttgarter seien nun bereit, die Optionen an Katar abzugeben, hieß es in dem Bericht weiter. Dafür zahlten die Araber mehrere Milliarden Euro, die jedoch nicht in die Kasse von Porsche, sondern an diverse Banken fließen sollten.

Zusätzlich gewähre der Staatsfonds dem angeschlagenen Sportwagenhersteller einen Kredit in Höhe von 750 Millionen Euro.

Damit solle Porsche ein Darlehen in etwa gleicher Höhe ablösen, das VW den Stuttgartern im März gewährt hatte. Damals soll Porsche kurz vor der Insolvenz gestanden haben.

Der Einstieg Katars würde die Ausgangslage von Porsche in den Verhandlungen über einen "integrierten Automobilkonzern" mit Porsche als zehnter Marke von VW verbessern. Die Struktur des gemeinsamen Konzerns bleibt aber unklar. Porsche könne nun auf Augenhöhe mit VW verhandeln, sagte Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche vor der Belegschaft.

"Der Mythos Porsche lebt und wird nie untergehen", sagte er mit tränenerstickter Stimme auf einer Betriebsversammlung. Wolfgang Porsche, der Wiedeking lange die Stange gehalten hatte, hat sich zunächst gegen die Vorstellungen seines Cousins und Mitaktionärs Piech durchgesetzt, der einen Einstieg der Araber abgelehnt und stattdessen eine Übernahme des Porsche-Sportwagengeschäfts durch VW für rund acht Milliarden Euro favorisiert hatte.

In VW-Kreisen wurde allerdings bekräftigt, dass eine Beteiligung an der operativen Porsche AG auf der Tagesordnung bleibe: "Es bleibt dabei, dass sich VW an der Porsche AG beteiligen wird", sagte eine Person aus dem Umfeld des Wolfsburger Autoherstellers.

Das Kontrollgremium solle einen Auftrag zur Erarbeitung eines Fahrplans für den integrierten Autokonzern erteilen.

Verhandlungen versandet

Die Porsche-Eigner, die Familien Porsche und Piech, hatten Anfang Mai Gespräche mit Volkswagen über einen integrierten Konzern beschlossen. Doch waren die Verhandlungen darüber versandet, weil Porsche-Chef Wendelin Wiedeking den Sportwagenhersteller vor allem über eine Kapitalspritze des Emirats Katar entschulden wollte.

VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, der auch Porsche-Miteigner ist, will Porsche dagegen als zehnte Marke in den Volkswagenkonzern eingliedern.

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