Skurriler Fund in Kalifornien:Das Penny-Problem

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Säckeweise Ein-Cent-Münzen kann man nicht mal eben zur Bank bringen, also muss sich der kalifornische Besitzer eine andere Lösung einfallen lassen. (Foto: Design Pics/IMAGO)

Ein Immobilienmakler findet im Haus seines verstorbenen Schwiegervaters eine Million Ein-Cent-Münzen. Aber was soll man mit drei Kleinlastern voller Geldstücke tun - zumal darunter ein sehr wertvolles sein könnte?

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Wie viel sind eine Million amerikanischer Ein-Cent-Münzen, landläufig als Penny bezeichnet, wert? Nein, das ist keine Frage aus einem Mathetest für Fünftklässler, und die richtige Antwort ist deshalb mit ziemlich großer Sicherheit auch nicht: 10 000 Dollar. Der kalifornische Immobilienmakler John Reyes stellt diese Frage derzeit, man kann auf seinem Instagram-Profil per Direktnachricht ein Angebot abgeben. Die Wahrscheinlichkeit nämlich, dass bei einer Million Penny-Münzen eine ziemlich wertvolle dabei ist, ist doch ziemlich hoch - oder doch nicht?

Bevor es jedoch an die Details geht, muss freilich die wichtigste Frage zuerst geklärt werden: Warum in aller Welt besitzt John Reyes eine Million Penny-Münzen? Es sind, nur um das komplette Ausmaß dieses Wahnsinns zu verstehen, ungefähr drei Kleinlaster voll mit Geldstücken.

Reyes hat diesen Schatz gefunden, als er das Haus seines verstorbenen Schwiegervaters in Los Angeles ausräumte. Im Bereich unterhalb des Erdgeschosses - nur die wenigsten Häuser in L.A. haben einen richtigen Keller, die meisten nur einen Zwischenraum für Instandhaltungen - entdeckte er Säcke und Schachteln, und darin waren die Münzen. "Mein erster Gedanke war: Wie hat er das nur gesammelt, ganz allein mit seinem Bruder?", sagt Ryes über Schwiegervater Fritz, der in den 1960ern aus Deutschland in die USA ausgewandert war und die Penny-Stücke offenbar als Geldanlage betrachtete: "Die Säcke waren so schwer, dass wir Schwielen an den Händen hatten, nachdem wir nur ein paar davon rausgeholt hatten."

Das war im Herbst vergangenen Jahres. Reyes wollte die Penny-Münzen zuerst bei Coinstar tauschen: Man wirft Kleingeld in einen Automaten und kriegt dafür Geld oder Gutscheine - nach Abzug von acht Prozent Gebühren. Eine Million Pennys wären dort nur 9200 Dollar wert gewesen, und Reyes hätte sie erst einmal zu einem Automaten transportieren müssen. Das wollte er nicht, also probierte er es bei Banken - und bemerkte, dass das auch nicht so einfach ist: Man kann nicht einfach drei Kleinlaster voller Münzen zu einer Filiale karren. Reyes berichtet von "Sag-mal-spinnst-du-Blicken", schließlich aber von der Erleuchtung durch den Hinweis einer Bankmitarbeiterin, die gesagt habe: "Es könnte sein, dass unter der Million Pennys ein Eine-Million-Penny ist."

Fehlprägungen und andere Varianten können viel wert sein

Die amerikanische Münzanstalt fertigte Pennys zunächst aus Kupfer. Das wurde während des Zweiten Weltkriegs wertvoll, also wurden Pennys im Jahr 1943 aus Stahl mit Zink-Überzug gefertigt; seit 1982 werden sie aus Zink mit ein wenig Kupfer hergestellt. Es gibt ein paar Fehlprägungen aus dem Jahr 1943 mit Kupfer, die sind heutzutage besonders wertvoll: 1996 wurde eine für 82 500 Dollar verkauft, im vergangenen Jahr eine für knapp 300 000 Dollar. Es gibt andere wertvolle Varianten, auf dem nur in den USA zugänglichen Portal Offer-Up wird gerade ein Penny aus dem Jahr 1960 für eine Million Dollar angeboten, und einer aus dem Jahr 1967 für 750 000 Dollar.

Das führt freilich zur nächsten Frage: Wie lange dauert es, eine Million Penny-Stücke zu überprüfen, bis man womöglich dieses eine wertvolle findet? Reyes sagt, dass er ein, vielleicht zwei Prozent der Münzen untersucht habe - ohne Erfolg, denn, wie er sagt: "Wir hatten keine Ahnung." Versiegelte Säcke und Schachteln, viele von Banken, die es gar nicht mehr gibt, habe er bislang nicht angerührt.

Zunächst hatte Reyes die Münzen für 25 000 Dollar bei Offer-Up angeboten, mit der Auflage, dass die Käufer alle Münzen nehmen und selbst abholen. Am vergangenen Wochenende berichtete der Lokalsender KTLA über den Fund, und seitdem ist für Reyes die Hölle los. Mehr als 300 Angebote seien eingegangen - offenbar jedoch keines, mit dem Reyes zufrieden ist, auch wenn das Offer-Up-Angebot mittlerweile gelöscht ist. Wie gesagt: Man kann sich bei ihm per Instagram-Nachricht melden, mit einer ganz persönlichen Antwort auf die Frage, wie viel diese eine Million Pennys wert sind.

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