Der Börsengang lief intern unter dem Namen "Projekt Tulpe", doch ein blühender Erfolg wurde er nicht, sondern das Gegenteil. Die Aktien der Parfümeriekette Douglas sind bei der Rückkehr an die Frankfurter Börse regelrecht eingegangen. Schon der erste Kurs lag am Donnerstag mit 25,50 Euro unter dem Ausgabepreis von 26 Euro - und das, obwohl Douglas die Titel bereits am unteren Ende der Spanne zugeteilt hatte. Später ging es um bis zu zwölf Prozent nach unten, auf deutlich unter 23 Euro.
Als Vorstandschef Sander van der Laan im Handelssaal die große Börsenglocke läutete, herrschte noch Feierstimmung. Mitarbeiter läuteten gleichzeitig mit kleinen Glöckchen. Die "Projekt Tulpe" genannte, 890 Millionen Euro schwere Emission sei der "Beginn einer neuen Phase in der Douglas-Geschichte", sagte van der Laan. "Wir sind zurück", rief Aufsichtsratschef und Großaktionär Henning Kreke. Der Börsenwert des Düsseldorfer Unternehmens schmolz dann binnen weniger Stunden von 2,8 Milliarden auf rund 2,5 Milliarden Euro dahin. Die Freude war schnell dahin.
Investmentbanker versuchten sich an Ursachenforschung. "Die Anleger hat nervös gemacht, dass die Aktien am unteren Ende ausgegeben wurden. Das hat eine Abwärtsspirale ausgelöst", sagte ein mit der Emission befasster Kapitalmarktexperte. Die Warnung des "Gucci"-Konzerns Kering vor sinkenden Umsätzen vom Vortag habe die Stimmung im Luxus-Segment zusätzlich belastet. "Jetzt muss sie ihren Boden finden. Ich bin sicher, dass sie sich mittelfristig erholt." Die Anleger seien immer noch vorsichtig, sagte ein anderer Banker. "Dass Douglas den Börsengang hinbekommen hat, ist schon ein Erfolg." Ein Banker verwies auf den Schuhkonzern Birkenstock, bei dessen Emission in New York es vier Wochen gedauert hatte, bis die Aktie den Ausgabepreis wieder erreicht hatte.
Dabei zeigten sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt generell weiter in Kauflaune - der Leitindex Dax markierte ein neues Rekordhoch. Auch der zwei Milliarden Franken schwere Börsengang des Schweizer Hautpflegekonzerns Galderma in Zürich läuft besser: Die Aktien werden bei 53 Franken am oberen Ende der Preisspanne zugeteilt, das Debüt ist für Freitag geplant. Beide Unternehmen gehören bisher Finanzinvestoren, und beide verwenden den Erlös aus dem Börsengang, um die Schulden abzubauen, die ihnen die bisherigen Eigentümer aufgehalst haben. Douglas fließen mit dem Börsengang brutto 850 Millionen Euro zu, der Finanzinvestor CVC und die Familie Kreke legen weitere 300 Millionen Euro drauf.
"Das war kein tolles Signal für andere Börsengänge"
Douglas war 2013 nach der gemeinsamen Übernahme durch den Finanzinvestor Advent und die Eigentümerfamilie Kreke von der Börse genommen worden. 2015 ging die Mehrheit für knapp drei Milliarden Euro an CVC. Der Investor will aussteigen, mit dem Börsengang ließ er seinen Anteil von 84 auf 54,4 Prozent verwässern. 31,8 Prozent der Aktien sind im Streubesitz. Deutsche-Börse-Vorstand Thomas Book machte auf Zuversicht. "Douglas steht in voller Blüte", sagte er auf dem Parkett. Der Börsengang sei der Beginn einer neuen Wachstumsgeschichte.
Die Kette, die in der Corona-Krise Federn lassen musste, hatte sich zuletzt Schwung für den Sprung an die Börse geholt. Im ersten Quartal 2023/24 mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft stieg der Umsatz um acht Prozent auf 1,56 Milliarden Euro, und auch der Gewinn schnellte nach oben. Vorstandschef van der Laan sieht Douglas mit seinen Filialen und Online-Shops auf Wachstumskurs - bis 2026 will er den Umsatz auf fünf von 4,1 Milliarden Euro steigern. Douglas betreibt Online-Shops und 1850 Filialen in 27 Ländern Europas.
Dass der schlechte Empfang für Douglas andere Börsenanwärter abschreckt, glauben die Banker eher nicht. "Das war kein tolles Signal für andere Börsengänge, aber es hat funktioniert", sagte einer von ihnen. In Deutschland hält sich die Zahl der Kandidaten aber in Grenzen.