Die OECD sagt Deutschland für 2024 ein niedrigeres Wirtschaftswachstum als fast allen anderen Industrieländern voraus und sieht in der Haushaltskrise ein neues Konjunkturrisiko. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte wegen schwächelnder Exporte nur um 0,6 Prozent zunehmen, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten "Economic Outlook" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Nur in den benachbarten Niederlanden dürfte das Plus mit 0,5 Prozent noch geringer ausfallen.
Zum Vergleich: Das durchschnittliche Wachstum der 38 in der OECD vereinten Industrienationen wird 2024 mit 1,4 Prozent veranschlagt. Auch 2025 dürfte Deutschland mit 1,2 Prozent unter dem Schnitt von 1,8 Prozent bleiben. Im zu Ende gehenden Jahr soll Europas größte Volkswirtschaft sogar um 0,1 Prozent schrumpfen, während die OECD-Länder insgesamt durchschnittlich mit einem Wachstum von 1,7 Prozent rechnen können. "Die deutsche Wirtschaft ist gerade in einer schwierigen Phase", sagte OECD-Ökonomin Isabell Koske der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Energiekrise hat Deutschland mehr als andere Staaten getroffen, da die Industrie hierzulande einen wichtigeren Platz einnimmt und die Abhängigkeit von russischem Gas viel höher war als in anderen Ländern." Auch habe die hohe Inflation die Kaufkraft der Haushalte gesenkt und damit den Konsum beeinträchtigt. "Zudem verunsichert die Haushaltskrise Unternehmen und Konsumenten", sagte Koske.