Nvidia:Games, Krypto, KI - der Mann mit der Lederjacke hat die Chips dafür

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Jensen Huang, Chef des Grafikchip-Spezialisten Nvidia, im Mai bei einer Pressekonferenz auf der Messe Computex in Taipeh. (Foto: Sam Yeh/AFP)

Kein Tech-Unternehmer ahnt Hypes so gut voraus wie Nvidia-Chef Jensen Huang. Nun hat der Chiphersteller seinen Gewinn verzehnfacht.

Von Helmut Martin-Jung

Stell dir vor, es ist Hype - und du hast, was alle wollen. So ergeht es gerade einem Mann mit seiner Firma: Jensen Huang, 60, Mitgründer und Chef des Chipherstellers Nvidia, hat ein Quartalsergebnis vorgelegt, das sogar in der an Hypes gewöhnten Tech-Branche ungewöhnlich ist. Der Umsatz verdoppelte sich im Vergleich zum Vorjahr auf 13,5 Milliarden Dollar. Und der Gewinn sprang nahezu ums Zehnfache von 656 Millionen auf knapp 6,2 Milliarden Dollar. Doppelt so viel Umsatz, fast zehnfacher Gewinn - was ist da los? Wie können Nvidias Produkte auf einmal so hohe Margen bringen?

Für all das ist der Hype um künstliche Intelligenz verantwortlich, ausgelöst von Sprachmodellen wie Chat-GPT oder Bildgeneratoren wie Stable Diffusion. Seit eine breite Öffentlichkeit um deren Fähigkeiten weiß, wollen viele mitmischen bei dieser Zukunftstechnologie. Und Nvidia ist - wie schon so oft - bereit. Der charismatische Chef Jensen Huang schafft es ein ums andere Mal, die richtige Technik zum richtigen Zeitpunkt marktreif zu haben.

Nvidia begann als Spezialist für Grafikkarten. Kein Gamer, der es ernst meinte, kam ohne diese mit speziellen Grafikchips bestückten Steckkarten aus. Diese eignen sich jedoch nicht bloß dazu, die gigantischen Mengen an Bildinformationen zu berechnen, wie sie in Computerspielen zu bewältigen sind. Mit ihnen lassen sich auch KI-Berechnungen ausführen. Beim maschinellen Lernen etwa muss eine Vielzahl von Parametern gegeneinander abgewogen werden. Und diese Parameter ändern sich auch noch ständig. Die Grafikprozessoren schaffen das, weil sie sehr viele kleine Recheneinheiten haben, die parallel arbeiten.

Huang hatte das schon früh erkannt. Lange schon bietet Nvidia Software an, mit der sich seine Grafikprozessoren auch für bestimmte Rechenaufgaben nutzen lassen. Das entdeckten irgendwann auch die KI-Forscher. Und hatten damit endlich eine Möglichkeit gefunden, ihre rechenintensiven Algorithmen schnell und zu überschaubaren Kosten laufen zu lassen. Mit dem Hype, der sich nun um KI entwickelt hat, stieg auch die Nachfrage nach Nvidias Chips. Billig sind diese nicht. Die auf KI spezialisierten H100-Prozessoren kosten bis zu 30 000 Dollar. Davon will Nvidia im nächsten Jahr 1,5 bis zwei Millionen Stück produzieren.

Gut lief es für Nvidia auch in seinem traditionellen Geschäft, dem Gaming. Das Grafikkarten-Business wuchs gegenüber 2022 um 22 Prozent. Da machte es auch nichts aus, dass der vor einigen Jahren ausgebrochene Hype um Kryptowährungen sich merklich abgekühlt hat. Grafikkarten wurden damals zum Erzeugen des Kryptogeldes verwendet. Zeitweise waren sie Mangelware und wurden zu Mondpreisen gehandelt. Huang hat mit KI längst ein neues Hype-Thema für sich und Nvidia erschlossen. Sein eigener Anteil an der Firma ist nunmehr 42 Milliarden Dollar wert - nicht schlecht für einen Mann, der einst als mittelloser Einwohner in die USA kam.

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