Neue Konsolenspiele:Ballern füllt die Kassen

Lesezeit: 2 min

Die Spielemesse E3 in Los Angeles hat gezeigt: Noch immer wird mit harten Spielen das meiste Geld verdient. Doch kritische Fragen dürfen erlaubt sein.

Helmut Martin-Jung

Ganz gleich, mit welchem der drei Großen man auf der Computerspielmesse E3 redet - in einem sind sich Microsoft, Sony und Nintendo einig. "Interessant" sei die Messe, heißt es unisono.

Virtuelle Waffen spielten bei der E3-Spielekonferenz in Los Angeles eine tragende Rolle. (Foto: afp)

Im Klartext heißt das: Mal sehen, wer am Ende besser abschneidet. Interessante Ansätze gibt es in der Tat bei allen. Während Nintendo, die vor Jahren mit der revolutionären Konsole Wii endlich auch Gelegenheitsspieler ansprach, sich gelassen auf diesen Lorbeeren ausruht und mit ihrer 3D-fähigen Minikonsole 3DS vorprescht, suchen Microsoft und Sony mit ihren neuen Spielsteuerungen nun auch abseits der eingefleischten Spiele-Enthusiasten nach weiterer Kundschaft.

Sonys Technik Move erlaubt es, Bewegungen hochpräzise zu steuern. Außerdem legt Sony viel Wert auf die 3D-Fähigkeit seiner Playstation 3. Microsofts Kinect - die neue Steuerung für die Xbox - kommt sogar gänzlich ohne ein Gerät aus, das man in die Hand nehmen muss.

Das Internet ist überall

Es erfasst den gesamten Körper und reagiert auch auf Sprachbefehle. Vor allem das System von Microsoft, aber auch die anderen haben eigentlich ein Potential, das über die bloße Nutzung für Spiele weit hinausreicht. Am ehesten scheint man das bei Microsoft erkannt zu haben, wo man zum Start im November Zusatzdienste wie Videochat anbieten will.

Immer wichtiger wird es für alle Hersteller auch, das Internet mit seinen sozialen Netzwerken einzubinden. Sony arbeitet noch an einer Facebook-Integration, Microsoft wird sie zum Start auf jeden Fall an Bord haben, dazu natürlich auch das hauseigene Live-Netzwerk, über das die Videochats abgewickelt werden sollen.

Spielernetzwerke haben ohnehin alle Hersteller. Bei sogenannten Multiplayer-Spielen können damit mehrere Spieler über das Internet zusammen daddeln - auch wenn sie Tausende Kilometer entfernt voneinander am Bildschirm sitzen.

Ebenfalls an Bedeutung gewinnt die Integration verschiedener Geräte in ein Gesamtkonzept; zum Beispiel, dass es Spiele auch für Handys gibt. Ziel ist es, dass das Spiel auf der Konsole an der Stelle weitergespielt werden kann, an der man es auf dem Handy beendet hat.

Mit dem Vorstoß in Richtung neuer Käuferschichten setzen sich die Konzerne aber auch der Gefahr aus, vor allem Jungs jenes Zuschnitts zu verprellen, wie man sie in den riesigen Hallen des Convention Centers in Los Angeles überall trifft: Spielefreaks, die - wie ein langjähriger Beobachter boshaft anmerkte - ihren geliebten Spielfiguren immer ähnlicher werden.

Das ist nun wirklich kein Kompliment, denn die Kunstfiguren sind oft genug hässlich bis zum Grausen. Weshalb in vielen Fällen offenbar nichts anderes bleibt, als sie mit allem abzuschlachten, was die Waffentechnik hergibt.

Der Realismus der Innereien

Während es mit ordentlich Tiefbass kracht und Blut in vielerlei Farben fließt, klingelt es in der Kasse der Hersteller, für die die eingefleischten Gamer das wirtschaftliche Fundament sind, auf dem sie ihre Experimente gründen.

Die meisten dieser Titel sind technisch perfekt, kommen auf den HD-fähigen Konsolen von Sony und Microsoft grafisch sehr realistisch daher; über Fragen des Geschmacks braucht man mit echten Gamern ohnehin nicht zu streiten.

Die Frage aber muss erlaubt sein, ob es unbedingt Schwertspiele braucht, die es ermöglichen, die Körper der Gegner wie ein Metzger zu portionieren, wobei die freigelegten Innereien auch noch anatomisch korrekt dargestellt werden.

Oder ob ein Kriegsspiel sein muss, das in Afghanistan angesiedelt ist, wo die Missionen der dortigen Truppen sicherlich weniger glorreicher verlaufen als die der virtuellen Ballermänner.

Lesen Sie hierzu Berichte in der Süddeutschen Zeitung.

© SZ vom 21.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Spielemesse E3 in Los Angeles
:Die explosive Evolution der Videospielwelt

Neue Bewegungssteuerungen, 3-D-Konsolen und Blockbuster-Games: Die Messe E3 in Los Angeles beweist, dass ein neues Videospiel-Zeitalter anbricht. In Bildern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: