Banknoten:Was kommt auf die neuen Euro-Scheine?

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Ein Motiv, das garantiert nicht auf den Scheinen landen wird: der (Pleite-)Geier. (Foto: MARIO ANZUONI/AFP)

Sie sollen endlich kommen, die neuen Euro-Geldscheine. Die EZB will unter anderem Flüsse und Vögel abbilden. Doch welche? Eines steht fest: Reibereien sind programmiert.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Die Europäische Zentralbank wird gerne als Maschinenraum charakterisiert. Pingelig geregelte Entscheidungsabläufe und lange Planungszyklen prägen insbesondere die Entwicklung neuer Banknoten für die Eurozone. Etwa von 2029 an sollen neue Scheine kommen, diese dann fälschungssicherer, haltbarer und, was die abgebildeten Motive angeht, bunter. Die EZB richtet sich dabei nach den Vorschlägen aus der Bevölkerung. Bei einer Umfrage im Sommer mit mehr als 20 000 Teilnehmern aus den Euro-Staaten sprachen sich die meisten dafür aus, die Themen "Europäische Kultur", "Flüsse: Wasser des Lebens in Europa" und "Vögel: frei, widerstandsfähig, inspirierend" als Grundlage für die Entwicklung der Motive zu verwenden.

"Die ausgewählten Themen stellen eine Verbindung zwischen Europa und den hier lebenden Menschen her", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Das passe gut zu dem Ziel, dass die neuen Geldscheine alle Menschen in Europa stärker ansprechen sollten. Die Motive auf den aktuellen Euro-Banknoten sind anders als bei früheren nationalen Währungen vergleichsweise nüchtern: fiktive Bauwerke. Die ersten Euro-Banknoten wurden am 1. Januar 2002 ausgegeben. Seit Mai 2019 ist die zweite Generation der Euro-Scheine mit neuen Sicherheitsmerkmalen komplett. Im Dezember 2021 startete die EZB die Planung zur erneuten Neugestaltung der Scheine.

Am Ende steht die Frage: Was ist das genau, "Europäische Kultur"?

Bis Ende 2024 soll eine Beratergruppe Motive für die ausgewählten Themen vorschlagen. Anschließend wird ein Designwettbewerb stattfinden. Die Bürger sollen dann erneut um ihre Meinung gefragt werden. Die Entscheidung über die endgültige Gestaltung und den Zeitpunkt der Produktion und Ausgabe der neuen Banknoten möchte die EZB voraussichtlich 2026 treffen. Dann dauert es noch zwei bis drei Jahre, bis die neuen Scheine in den Umlauf kommen.

Bis dahin drohen harte Debatten und manch lauer Witz: Zunächst haben natürlich alle Eurostaaten qua Selbstverständnis gehörig viel "Europäische Kultur" zu bieten. Man muss sich aber erst einmal darauf einigen, was genau darunter zu verstehen ist. Da die Anzahl der Geldscheine (Fünfer, Zehner, 20er, 50er, 100er und 200er) überschaubar ist, dürfte es Mitglieder geben, die sich hernach wegen Nichtberücksichtigung ihres Kulturguts benachteiligt fühlen. Konfliktpotenzial bergen auch die Flüsse: Rhein oder Donau? Loire oder Po? Moldau oder Neckar? Isar oder Spree?

Ähnliche Gestaltungsvielfalt gibt es natürlich auch bei den Vögeln: Nachtigall, Kuckuck, Eule, Adler oder Dompfaff, was darf es sein? Zwar sind die Staatsfinanzen in der Eurozone mau und selbst Euro-Notenbanken machen Verluste. Dennoch dürfte der Pleitegeier ausgeschlossen sein.

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