Dagmar Wöhrl:Die neue Löwin in der Höhle

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"Es war schon eine einzigartige Situation, die ich so noch nicht erlebt habe." Dagmar Wöhrl. (Foto: dpa)

Die CSU-Politikerin Dagmar Wöhrl wechselt vom Bundestag ins Fernsehen. Und ersetzt als Jurorin in der Start-up-Show "Die Höhle der Löwen" ihren Vorgänger Jochen Schweizer.

Von Katharina Kutsche

Im Grunde ist ja alles ein einziger Wettkampf. Investor gegen Investor, Gründer gegen Gründer, Verstand gegen Gefühl. Daraus hat der Fernsehsender VOX eine Sendung gemacht, die seit 2014 höchst erfolgreich ist. In "Die Höhle der Löwen" bewerben sich Gründer von Start-ups bei erfahrenen Unternehmern, den Löwen, um Risikokapital. Wenn an diesem Dienstagabend die Arena zum vierten Mal öffnet, lässt VOX eine neue Löwin auf die Gründer los: Dagmar Wöhrl.

Überraschend sei das gewesen, als der Sender angefragt habe, ob sie sich vorstellen könne, für den Erlebnisunternehmer Jochen Schweizer einzuspringen, sagt Wöhrl, 63. Sie habe sich mit ihrer Familie besprochen, die ihr zugeraten habe, die Sendung zu machen. Ein wichtiger Punkt, denn sie vertritt dort die Beteiligungsgesellschaft Introinvest, deren Geschäftsführer ihr Ehemann Hans Rudolf Wöhrl ist: "Ich trete dort als Familienunternehmerin auf."

Wöhrl sitzt seit 1994 für die CSU im Bundestag

Acht Deals hat die Neu-Investorin in der Sendung gemacht, die meisten sind unter Dach und Fach. Das ist nicht selbstverständlich, im Gegenteil ist es ein wesentlicher Kritikpunkt an der Gründer-Show, dass viele Abschlüsse im Nachhinein platzen, die Situation also nicht realistisch sei. Das liege aber ihrer Erfahrung nach an den Gründern, sagt Wöhrl, die zwar den Werbeeffekt der Sendung nutzen, aber hinterher Notartermine absagen, weil sie doch einen anderen Investor gefunden oder falsche Angaben gemacht haben.

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Vielen dürfte Dagmar Wöhrl weniger als Unternehmerin, sondern eher als Politikerin bekannt sein. Nach dem Abitur und einem Jura-Studium baute die Nürnbergerin ihre Anwaltskanzlei auf, bekam zwei Söhne und wurde von der CSU gefragt, ob sie sich vorstellen könne, für den Stadtrat in ihrer Heimat zu kandidieren. Wöhrl, bis dahin kein Mitglied einer Partei, konnte. Von 1990 an vertrat sie Nürnberg im Stadtrat, seit 1994 sitzt sie für die CSU im Bundestag, war deren wirtschaftspolitische Sprecherin und unter Wirtschaftsminister Michael Glos von 2005 bis 2009 parlamentarische Staatssekretärin.

Wöhrls Liste an Ehrenämtern und Mitgliedschaften ist lang, ihre Sitze in Bei- und Aufsichtsräten sind zumindest so viele, dass sie sich zeitweilig der Kritik ausgesetzt sah, nicht genügend Zeit in ihre parlamentarische Arbeit zu stecken. Kritik, die sie genauso ärgert wie auf ihre früheren Erfolge bei Miss-Wahlen - Gewinnerin Miss Germany 1977, zweitplatziert bei Miss International und Miss Europe 1978 - reduziert zu werden.

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Es bewerben sich nicht nur die Gründer, sondern auch die Investoren

Auch die Aufzeichnung der Sendung kostete Zeit, zumal es schwierig gewesen sei, gemeinsame Termine für die Investoren zu finden. "Das meiste war im Frühjahr", sagt Wöhrl, also kein Problem für ihre sonstigen Aufgaben. Und doch: "Es war schon eine einzigartige Situation, die ich so noch nicht erlebt habe", so die Politikerin. Über Introinvest fördere die Familie schon seit Jahren junge Unternehmen und Start-ups, da kommen regelmäßig Gründer in die Firma. Nur wisse man da schon vorher, wer das ist, kenne den Businessplan. In der Sendung sei das immer eine Überraschung. Und was einem selbst gefällt, mögen vielleicht auch die anderen.

Wöhrl machte eine neue Erfahrung: In der VOX-Höhle bewerben sich nicht nur Gründer, sondern auch die Investoren. "Das ist in der Politik für mich einfacher", sagt die Bundestagsabgeordnete, "da kann ich ja auf 23 Jahre Erfahrung zurückgreifen."

Dienstagvormittag tritt der Bundestag zu seiner letzten Sitzung in dieser Legislaturperiode zusammen, die auch die letzte für die Abgeordnete Wöhrl ist, sie tritt nicht mehr an. Am Abend schaut sich die Löwin dann ihren Einstieg in die Unternehmerzukunft an - "witzig, wie sich das alles fügt, oder?"

© SZ vom 05.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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