Finanzaufsicht:N26 zahlt Millionen-Bußgeld wegen Geldwäsche-Versäumnissen

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Das Logo der N26 Bank GmbH wird auf einem Smartphone angezeigt. (Foto: Thomas Trutsche/imago)

Die Smartphone-Bank beteuert aber, die Probleme bereits behoben zu haben und alles besser machen zu wollen. Die Bafin schaut trotzdem weiter ganz genau hin.

Von Jan Diesteldorf, Frankfurt

Die Zeit ist jedes Mal knapp, wenn einer Bank etwas komisch vorkommt. Nur 72 Stunden haben Geldhäuser Zeit, um einen Verdacht auf Geldwäsche zu melden. Bei Betrugsfällen etwa, bei merkwürdigen Auslandsüberweisungen oder bei Transaktionen zwischen Firmen, die schon einmal aufgefallen waren. Jede dieser Geldwäscheverdachtsmeldungen muss dann zügig bei der zuständigen Sammelstelle landen, der Financial Intelligence Unit (FIU) des Zolls. Ein Riesenaufwand für die Banken, denen das Gesetz klare Vorgaben macht.

Wer diesen Aufwand nicht ernst nimmt, dem drohen harte Konsequenzen. So musste die Smartphone-Bank N26 zuletzt 4,25 Millionen Euro Bußgeld zahlen, wie die Bafin am Mittwochmorgen bekannt gab - ein außergewöhnlich hoher Betrag. Nach Angaben von N26 geht es um "weniger als 50 Fälle in den Jahren 2019 und 2020", in denen die Bank Geldwäscheverdachtsmeldungen verspätet abgegeben hatte. Den erst jetzt bekannt gewordenen Bußgeldbescheid hatte die Bafin im Juni verschickt. Man habe den Betrag bereits Mitte Juli vollständig beglichen, teilte N26 mit.

Die Geldbuße steht in einer Reihe von Maßnahmen, mit denen die Bafin der Smartphone-Bank auf die harte Tour beibringt, was sie von einer funktionierenden Geldwäsche-Vorsorge erwartet. Im Mai schickte die Behörde der Smartphone-Bank einen Sonderbeauftragten für die Geldwäscheprävention ins Haus. Bereits 2019 hatte die Bafin nach einer Sonderprüfung der Bank erhebliche Mängel moniert, unter anderem bei der Geldwäscheprävention, der Regeltreue (Compliance) und in der IT. Im August drohte sie gar damit, N26 Auflagen für das Neugeschäft und die weitere Expansion im Ausland zu machen.

Der Verstoß war "schwerwiegend, wiederholt oder systematisch"

Obendrauf kommt nun das empfindliche Bußgeld. Strafen in dieser Höhe sieht das Gesetz nur dann vor, wenn es sich um einen "schwerwiegenden, wiederholten oder systematischen Verstoß" handelt. Wenn ein zur Abgabe von Geldwäscheverdachtsmeldungen verpflichtetes Unternehmen also schon länger unsauber gearbeitet und seine Pflichten vernachlässigt hat.

N26 lässt das nur in der Vergangenheitsform so stehen. "Alle von der Bafin geforderten Maßnahmen zur Verbesserung von rechtzeitigen Meldungen verdächtiger Aktivitäten wurden von N26 bereits vollumfänglich umgesetzt", teilte die Bank mit. Allein im laufenden Jahr habe man mehr als 25 Millionen Euro in die Geldwäschebekämpfung investiert, erklärte eine Sprecherin. Verspätete Verdachtsmeldungen soll es künftig möglichst nicht mehr geben, die Echtzeit-Überwachung von Konten zur Eindämmung von Betrug und Geldwäsche sei ausgebaut worden.

Mit N26 hat es ausgerechnet eine Bank zu einem der am höchsten bewerteten Jungunternehmen in Deutschland geschafft. Erst vor sieben Jahren gegründet, könnte das auf Privat- und Geschäftskunden fokussierte Institut in einer laufenden Finanzierungsrunde mit bis zu zehn Milliarden Euro bewertet werden. Bei allem Erfolg fällt die Bank seit Jahren bei Fällen von Online-Betrug auf. N26-Konten werden regelmäßig missbraucht, etwa von Kriminellen, die von getäuschten Dritten - oder mit gefälschten Dokumenten - eröffnete Konten nutzen, um Geld für online angebotene, in Wahrheit aber nie verschickte Ware zu kassieren.

Etwa zeitgleich mit dem Bafin-Bußgeld wurde auch bekannt, dass N26 einen seiner wichtigsten Manager verliert - was aber der Bank zufolge nichts miteinander zu tun hat. Deutschland-Chef Georg Hauer wechselt zum Start-up Hawk AI und soll dort Finanzchef und COO werden. Die Suche nach einem Nachfolge sei schon weit fortgeschritten, teilte eine Sprecherin von N26 mit.

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