Müll im Haushalt:Was Deutschland wegwirft

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Der Müll steht zur Entsorgung bereit: Die Tonnen werden zur Abholung auf die Straße gestellt. (Foto: Gottfried Czepluch/imago images; Bearbeitung SZ)

Zwei Drittel des Abfalls, der in der Restmülltonne landet, gehört dort nicht hin. Dabei ließe sich ein Großteil der Fehlwürfe vermeiden.

Von Vivien Timmler

Eigentlich ist die Sache mit der Mülltrennung eine simple. Solange Glas zu Glas, Pappe zu Pappe und Plastik zu Plastik sortiert wird, kann aus Altem etwas Neues entstehen. Aus diesem Grund gibt es heute in vielen Kommunen neben dem Hausmüll noch weitere Abfalltonnen, eben für Altpapier, Biomüll oder Leichtverpackungen. Die Recyclingquoten sind in den vergangenen Jahren in fast allen Bereichen gestiegen. Und doch gibt es mehrere Millionen Tonnen eigentlich noch verwertbarer Abfälle, die dem deutschen Recyclingsystem entgehen - weil sie gar nicht erst dort ankommen.

Nur ein knappes Drittel dessen, was gemessen am Gewicht in Deutschlands Restmülltonnen landet, entspricht nämlich echtem Restabfall, hochgerechnet aufs Jahr etwa 42 Kilo pro Kopf. Dazu gehören zum Beispiel Hygieneprodukte, Windeln, Staubsaugerbeutel oder zerbrochene Tassen. Das ist das Ergebnis einer Stichproben-Analyse von umgerechnet mehr als 2800 Hausmülltonnen im Auftrag des Umweltbundesamtes. Das heißt jedoch im Umkehrschluss: Die anderen zwei Drittel der Abfälle, die hierzulande im Hausmüll landen, gehören dort eigentlich gar nicht hin.

So entsorgt jeder Deutsche im Schnitt etwa 50 Kilogramm Bioabfälle im Jahr - aber eben nicht in der Biotonne, sondern im Restmüll. Der Anteil von Garten-, Küchen- und Essensabfällen am Hausmüll ist somit größer als der Anteil des echten Restmülls. Dabei sollen organische Abfälle in Deutschland eigentlich getrennt gesammelt werden, das Kreislaufwirtschaftsgesetz sieht das schon seit 2015 vor. Nur so können sie zu Kompost oder Biogas weiterverarbeitet werden. Umgesetzt wurde die Vorgabe jedoch längst nicht überall: In vielen Bundesländern ist das Sammeln von Biomüll nach wie vor freiwillig, häufig hängt die Akzeptanz der Biotonne zudem von den jeweiligen Gebühren ab.

Der zweite große Posten der Fehlwürfe im Hausmüll sind mit etwa 35 Kilo die sogenannten Wertstoffe. Neben Altpapier, Altglas und Kunststoff gehören zu dieser Gruppe auch Altkleider, Holz, Kork und Elektrogeräte. Altpapier und Leichtverpackungen, das sind beispielsweise leere Joghurtbecher, können in vielen Kommunen direkt am Haus per Tonne oder Container gesammelt werden. Die anderen Materialen müssen eigentlich bei Wertstoffinseln oder Wertstoffhöfen entsorgt werden. Die Stichprobe zeigt nun, dass sie im Alltag stattdessen jedoch häufig im Hausmüll laden.

Das gilt insbesondere für Kunststoffe: Insgesamt 700 000 Tonnen Plastik werden hierzulande jedes Jahr über den Restmüll entsorgt. Das entspricht etwa 8,6 Kilo Kunststoffen pro Einwohner und Jahr, die nicht eingeschmolzen und zu neuen Kunststoffprodukten weiterverarbeitet werden können.

Produzieren Stadtbewohner generell mehr Müll?

Bewohner von Kleinstädten oder Vororten sind die sparsamsten und sorgfältigsten Entsorger, zeigt die Umweltbundesamt-Analyse. Dort liegt die Hausmüllmenge bei etwa 111 Kilo pro Einwohner im Jahr. In ländlichen Gebieten ist sie mit 125 Kilo schon etwas höher, in Städten liegt sie mit 151 Kilo noch einmal deutlich darüber. Zu erklären ist diese Differenz jedoch laut Umweltbundesamt nicht etwa damit, dass Stadtbewohner generell viel mehr Hausmüll produzieren. Vielmehr sind demnach vor allem die Fehlwürfe für die regionalen Unterschiede verantwortlich.

So sind in ländlichen Regionen die Anschlussquoten an die Biotonne häufig geringer als in Kleinstädten, die Netze an Entsorgungsmöglichkeiten etwa für Schadstoffe zudem weniger gut ausgebaut. Dafür funktioniert die Entsorgung von Altpapier, Glas und Kunststoff in ländlichen Gebieten und Kleinstädten ähnlich gut - im Gegensatz zu den Städten. Je dichter Menschen aufeinander wohnen, desto höher ist demnach der Anteil an Wertstoffen in der Restmülltonne. Das gilt insbesondere für Altpapier, Plastik- sowie Verbundverpackungen. Folglich ist in Städten das ungenutzte Recycling-Potenzial am größten.

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