Es waren diese E-Mails. Das Denken und das Handeln des Dirk Notheis, Deutschland-Chef der Investmentbank Morgan Stanley, zeigten sich für jeden sichtbar in den Nachrichten, die er an den damaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg Stefan Mappus (CDU) geschickt hatte. Jetzt zieht sich Notheis von seinem Posten zurück - zumindest auf Zeit.
Derzeit prüft ein Untersuchungsausschuss des Landtags den fünf Milliarden Euro schweren EnBW-Deal, bei dem Notheis seinen CDU-Freund Mappus beraten hat. Es geht um die Frage, ob das Land zu viel bezahlt hat. Der Staatsgerichtshof des Landes hat den ohne Mitwirkung des Parlaments von Mappus und Notheis eingefädelten Kauf der Anteile vom französischen Energiekonzern EdF als Verfassungsbruch beurteilt.
Um den Deal einzufädeln, verschickte Notheis per E-Mail Anweisungen an Mappus. Die Nachrichten lassen den damaligen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs als Marionette erscheinen, die beim EnBW-Kauf von einem Investmentbanker gesteuert war. Notheis bezeichnete Merkel in den E-Mails als "Mutti", und Mappus' Einfluss auf die Kanzlerin der Bundesrepublik so: Weil der Baden-Württemberger drei von zehn Delegierten auf einem CDU-Bundesparteitag stelle, "kann er Angela mit seinen Truppen töten".
Seitdem diese E-Mails kursieren, steigt der Druck auf Notheis. Nun zieht er Konsequenzen. Er habe den Aufsichtsrat der deutschen Tochter von Morgan Stanley informiert, eine Auszeit zu nehmen, sagte eine Sprecherin am Montag. Seine Aufgaben als Deutschland-Chef würden ab sofort von Aufsichtsratschef Lutz Raettig übernommen, der diese Rolle früher schon einmal innehatte. Die übrigen Vorstandsmitglieder übernähmen Notheis' operative Aufgaben des Tagesgeschäfts.
Am Wochenende meldete die Nachrichtenagentur Reuters bereits, dass Notheis der US-Investmentbank seinen Rücktritt angeboten hat. Darüber liefen noch Gespräche mit dem Institut, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen aus der Bank.