Mögliche Abspaltung:Deutsche Bank will sich offenbar von Postbank trennen

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Umgeben von weiteren Hochhäusern steht die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)
  • Die Deutsche Bank will sich offenbar von der Postbank trennen.
  • Der Verkauf soll dringend benötigtes Kapital für das Investmentbanking bringen.

Von Meike Schreiber und Stephan Radomsky

Unter den Augen der interessierten Öffentlichkeit spielt sich derzeit ein Drama deutscher Wirtschaftsgeschichte ab: Schon seit Wochen diskutieren die Chefs der Deutschen Bank halböffentlich darüber, mit welcher Strategie sie die kommenden Jahre bestehen können. Es geht nicht nur darum, wie das größte deutsche Institut seine Ertragsschwäche überwinden und dem dümpelnden Aktienkurs wieder auf die Sprünge helfen kann. Es geht auch um die künftige Rolle des skandalumwitterten Investmentbankings und die Zukunft der Filialen für die Privatkunden. Zeitweise standen fünf Modelle zur Auswahl, wie der Konzern künftig aufgestellt sein will, zuletzt hatte sich die Debatte auf zwei Alternativen verengt.

Nun sind dem Vernehmen nach die Weichen gestellt: Die Deutsche Bank wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit nach sieben Jahren Zugehörigkeit zum Deutsche-Bank-Konzern wieder von der Postbank trennen, schreibt "Der Spiegel".

Vorentscheidung gefallen?

Demnach habe der Vorstand der größten deutschen Bank in einer Sitzung am Mittwoch eine Art Vorentscheidung für den Verkauf der Postbank getroffen. Die endgültige Entscheidung soll zwar erst auf einer von Aufsichtsratschef Paul Achleitner angesetzten Sondersitzung des Kontrollgremiums am kommenden Freitag fallen. Mit dieser Vorentscheidung dürften die Weichen aber gestellt sein.

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Beobachter halten es allenfalls für möglich, dass die negative Kursreaktion am Freitag die Entscheider noch dazu bewegen könnte, nachzujustieren. Denn vom Tisch wäre damit auch der große Wurf einer Abspaltung des kompletten Privatkundengeschäftes. Die Investoren jedenfalls reagierte am Freitag enttäuscht: Der Aktienkurs der Bank fiel nach der Nachricht um fast drei Prozent und war damit zeitweise Schlusslicht im Dax.

Alternativmodell: Privatkundengeschäft abspalten

Das eigentliche Ziel der Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain, mit der neuen Strategie den seit längerem schwachen Aktienkurs wieder zu stärken, wäre damit fürs Erste komplett verfehlt. Entsprechend bemühte sich die Deutsche Bank am Freitag, die Meldung herunterzuspielen. "Berichte, wonach der Vorstand eine Entscheidung getroffen habe, sind nicht zutreffend", sagte ein Sprecher.

Dem Vernehmen nach sieht das nun bevorzugte Konzept vor, dass im verbleibenden Privatkundengeschäft Filialen geschlossen und ein Teil der Auslandsaktivitäten aufgegeben werden. Auch das Investmentbanking soll leicht schrumpfen - die Bilanzsumme müsste damit um etwa 150 Milliarden Euro kleiner werden. Außerdem sollen die Kosten gesenkt werden.

Bis kommenden Freitag sollen die Details geklärt werden. Das Alternativmodell, das Privatkundengeschäft komplett abzuspalten, wurde auch von Gewerkschaftsvertretern bevorzugt, weil dieses Szenario wohl weniger Arbeitsplätze kosten würde. Mit dem Verkauf der Postbank müsste auch das restliche Privatkundengeschäft geschrumpft werden. Immerhin aber würde die Bank an ihrem Konzept einer globalen Universalbank festhalten.

Postbank-Mitarbeiter stimmen über unbefristeten Streik ab

Fällt der formale Entschluss zum Verkauf, dürfte die Deutsche Bank versuchen, die Postbank über die Börse zu verkaufen und sie zugleich Konkurrenten anzubieten. In erster Linie geht es ihr aber darum, durch den Verkauf von Geschäft Kapital freizusetzen, das der Konzern benötigt, um das Investmentbanking weiter wie gewohnt zu betreiben. Überschattet würde ein solches Vorhaben zudem von dem derzeitigen Tarifkonflikt der Postbank - einem der härtesten ihrer Geschichte.

Bis Samstag läuft eine Urabstimmung darüber, ob unbefristet gestreikt wird, am Sonntagabend soll das Ergebnis vorliegen. Schon kurze Zeit später könnte der Arbeitskampf beginnen und das Institut ausgerechnet jetzt auf unabsehbare Zeit praktisch lahmlegen. "So wie die Stimmung ist, habe ich keinen Zweifel daran, dass es zu einem Streik kommt", sagte ein Gewerkschafter. Die aktuelle Entscheidung im Vorstand der Deutschen Bank habe aber keinen Einfluss auf die Planungen. Es wäre das erste Mal in der bundesdeutschen Geschichte, dass es bei einer Bank zu einem unbefristeten Streik käme.

Allen voran der Investmentbanker Anshu Jain hat mit der Postbank seit jeher gefremdelt. Geschickt hatte es die Deutsche Bank zuletzt verstanden, das Privatkundengeschäft und allen voran die Postbank und ihre Ertragsschwäche als das große Problem des Konzerns darzustellen. Doch auch das Investmentbanking, insbesondere das großvolumige Geschäft mit Anleihen und Währungen, läuft seit langem weniger rund. Hinzu kommt: Die Investmentbanker kassieren nicht nur die deutlich höheren Gehälter und Boni, sie sind auch für die Milliarden-Strafzahlungen aus der Finanzkrise verantwortlich.

© SZ vom 18.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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