Mobilfunk:Roaming-Gebühren sind Geschichte - und jetzt?

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Seit dem 15. Juni fallen für Mobilfunkgespräche im EU-Ausland keine zusätzlichen Gebühren an. (Foto: dpa)

Seit drei Monaten surfen EU-Reisende ohne Aufpreis. Erste Zahlen zeigen: Davon profitieren sowohl Urlauber als auch lokale Betriebe.

Von Nikola Noske, München

Viele EU-Bürger haben bereits in ihrem Sommerurlaub davon profitiert, dass die Europäische Kommission zum 15. Juni dieses Jahres die Roaminggebühren abgeschafft hat. Reisende können seitdem im EU-Ausland mobil telefonieren und im Internet surfen, ohne dass zusätzliche Kosten für sie anfallen. Zum sogenannten "Roam like at home"-Konzept hat die Kommission am Dienstag ein erstes Fazit vorgelegt: Die ersten Monate ohne Roamingaufschläge hätten gezeigt, dass die Bürger die neue Regelung nutzen und ihr Smartphone bei Reisen ins EU-Ausland öfter verwenden als früher. Der Datenverkehr habe generell zugenommen.

Einer Flash-Eurobarometer-Umfrage zufolge, welche von der EU in Auftrag gegeben worden ist, kennen bereits 71 Prozent der EU-Bürger die neue Regelung. Unter denjenigen, die seit Mitte Juni verreisten, sind es sogar 86 Prozent. Seit der Abschaffung der Roaminggebühren nutzen doppelt so viele Reisende ihr Mobilfunkgerät unterwegs genauso oft wie zu Hause.

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Der Anteil stieg im Vergleich zu den Vormonaten von 15 auf 31 Prozent. Der Anteil der Verbraucher, die im Ausland nie mobile Datendienste in Anspruch nehmen, sank von 42 Prozent auf 21 Prozent. Außerdem schalten nur noch zwölf Prozent der Befragten ihr Handy im Ausland aus. In den Monaten davor waren es 20 Prozent. Allerdings, so die Kommission, schränken weiterhin 60 Prozent der Reisenden ihre Datennutzung bei einem Aufenthalt im EU-Ausland ein.

Die Studie ergab auch, dass 72 Prozent der Befragten glauben, dass sie selbst oder jemand aus ihrem Bekanntenkreis von den abgeschafften Roaminggebühren profitieren. Die Vorteile lägen dabei nicht nur bei den Reisenden, sagte Miapetra Kumpula-Natri, Abgeordnete der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im EU-Parlament. Lokale Betriebe könnten ebenfalls von der neuen Regelung profitieren. Touristen könnten sich nun beispielsweise unterwegs leichter im Internet über Restaurants oder Geschäfte informieren.

Mobilfunkbetreiber bauen ihre Netze aus

Mehrere Mobilfunkbetreiber haben der Studie zufolge gemeldet, dass der Datenverkehr durch Reisende gestiegen sei. Je nach Land sei dieser im Vergleich zum Vorjahr um das Drei- bis Sechsfache gestiegen. Auch die Zahl der länderübergreifenden Anrufe ist der Studie zufolge gestiegen, wenn auch nicht so stark. Wegen der steigenden Nachfrage bauten immer mehr Betreiber ihr Netz in Tourismusgebieten aus. Um Investitionen zu fördern, sollen die Kosten für die Datenübertragung nun aber weiter sinken.

Die Kommission hatte ein Jahrzehnt darauf hingearbeitet, die Zusatzkosten zu senken. Zwischen 2007 und 2016 fielen die Roamingpreise um mehr als 90 Prozent. 2015 beschlossen das Europäische Parlament und der Europäische Rat, die Roamingaufschläge ganz abzuschaffen. Seit dem 15. Juni können Europäer ihr Mobiltelefon im EU-Ausland daher fast wie zu Hause nutzen.

Ausnahmen sind Datenlimits und die Fair-Use-Regelung. Damit soll verhindert werden, dass Verbraucher den günstigeren Vertrag eines anderen EU-Landes, in dem sie keinen Hauptwohnsitz haben, dauerhaft nutzen. Sollte der Kunde innerhalb von vier Monaten mehr Zeit im EU-Ausland verbringen und dort mehr telefonieren, SMS schreiben oder das Internet nutzen als im heimatlichen Netz, können nach 14-tägiger Warnfrist zusätzliche Gebühren anfallen. Maximal sind 3,2 Cent pro Minute des Anrufs und ein Cent pro SMS möglich. Prepaid-Tarife sollen Verbraucher nur im Ausland nutzen können, wenn sie ihre Karte mit einem Mindestbetrag im Heimatland aufgeladen haben. So will die EU den europaweiten Handel mit günstigen Prepaid-Karten regulieren.

Die Ergebnisse der Flash-Eurobarometer-Umfrage seien allerdings nur ein Zwischenstand, sagte Kommissarin Mariya Gabriel. "Wir werden die Entwicklungen in der Roamingnutzung gemeinsam mit den nationalen Regulierungsbehörden weiterhin beobachten." Eine endgültige Studie zum "Roam like at home"-Konzept soll 2019 erscheinen, im kommenden Jahr soll es aber eine weitere Zwischenbilanz geben.

© SZ vom 27.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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