Gastronomie:McDonald's probt die Revolution am Grill - ein bisschen

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Eine Ballonfigur von Ronald McDonald hat bei der Thanksgiving-Parade in New York für die Burger-Kette geworben. (Foto: Stephanie Keith/Getty Images/AFP)

Fast-Food-Ketten wie "Five Guys" und "Shake Shack" bedrängen den fast 70 Jahre alten Konzern. Deshalb hat McDonald's seinen Burgern in den USA nun einen Relaunch verpasst.

Von Ann-Kathrin Nezik, New York

Für Amerikaner ist der Burger nicht einfach nur ein schneller Happen, den sie mal eben hinunterschlingen. Er ist Gegenstand heftiger Kontroversen: Wie dick muss der Fleischklops zwischen den Brötchenhälften sein? Gehört das Salatblatt nach oben oder nach unten? Und sind neumodische Zutaten wie Avocados und Jalapeños eine kulinarische Bereicherung oder ein Sakrileg? Es gibt nicht wenige Familien, die sich über diese Fragen schon zerstritten haben.

Auch McDonald's hat sich nun in die Debatte eingeschaltet und verspricht nichts weniger als eine Burger-Revolution. Die fast 70 Jahre alte Fast-Food-Kette hat seinen Hamburgern gewissermaßen einen Relaunch verpasst. Die Fleischbratlinge werden fortan nicht mehr zu acht, sondern nur noch zu sechst auf den Grill geworfen. Die bis dato rohen Zwiebeln werden künftig mitgebraten und die Soße großzügiger verteilt. Auch seine pappigen Brötchen will das Unternehmen durch fluffigere Varianten ersetzen.

Das alles klingt auf den ersten Blick nicht so, als würde McDonald's damit das Rad, äh, den Burger, neu erfinden. Doch nach Angaben des Konzerns handelt es sich um die größte Veränderung seit mehreren Jahrzehnten. Saftiger und frischer sollen die Burger auf diese Weise schmecken. Ein bisschen mehr wie die Produkte der Konkurrenten, die McDonald's seit einiger Zeit bedrängen.

In den USA ist eine Reihe Burger-Ketten zuletzt stark gewachsen, die eine bessere Qualität versprechen. "Shake Shack" zum Beispiel fing mit einer kleinen Bude im New Yorker Madison Square Park an und ist heute ein börsennotiertes Unternehmen mit 400 Filialen. Dessen Mitarbeiter drücken die Burger auf dem Grill mit dem Pfannenwender platt, damit sie knuspriger werden. Dafür kosten sie auch in etwa dreimal so viel wie ein einfacher Cheeseburger von McDonald's. Eine ähnliche Strategie verfolgt "Five Guys". Beide Unternehmen gewannen zuletzt Marktanteile hinzu und expandierten international.

McDonald's-Restaurant in Arlington im US-Staat Virginia. Die Fast-Food-Kette hat seit ihrer Gründung zahlreiche Konkurrenten bekommen. (Foto: Joshua Roberts/Reuters)

McDonald's setzte dagegen bislang auf einen Dualismus aus Effizienz und Uniformität. Die Hamburger des Konzerns sollten überall auf der Welt nahezu identisch schmecken. Von Ausnahmen wie Indien einmal abgesehen, wo der Big Mac anstatt mit Rind mit Hühnchen serviert wird und Chicken Maharadscha Mac heißt. Diese Gleichförmigkeit mache McDonald's zwar schnell und sicher, aber gehe zulasten des Geschmacks, zitiert das Wall Street Journal einen Manager des Konzerns.

Das Geschäft tangierte sie immerhin nicht. Im dritten Quartal 2023 wuchs der Umsatz von McDonald's in den Vereinigten Staaten um acht Prozent. Was auch daran liegen mag, dass 85 Prozent der Amerikaner nach einer Erhebung des Marktforschungsinstituts Technomics mindestens einmal im Monat einen Burger essen. Jeder Dritte konsumiert sogar täglich Fast Food, sehr zum Unmut der amerikanischen Gesundheitsbehörde.

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Da man einen Tanker wie McDonald's mit seinen 40 000 überwiegend von Franchise-Unternehmern betriebenen Läden nicht einfach so wenden kann, feilte der Konzern jahrelang in seinen Testküchen an den Neuerungen. Viele betreffen weniger die Zutaten, sondern eher die Art, wie die Hamburger zubereitet werden. Betreiber von McDonald's-Restaurants sollen Salatblätter etwa künftig in kleineren Behältern aufbewahren, sodass sie länger frisch bleiben. Für einen besseren Schmelzpunkt sollen sie den Käse vor dem Braten auf Raumtemperatur bringen, anstatt ihn wie bisher aus dem Kühlschrank zu holen.

Ob sich der Aufwand gelohnt hat, können derzeit nur Kunden an der Westküste und im Mittleren Westen beurteilen. Erst im Laufe des nächsten Jahres soll die Burger-Revolution in allen amerikanischen McDonald's-Läden ankommen.

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