Energie:Gegenwind für Söders Fracking-Vorstoß

Lesezeit: 2 min

Die Umweltschäden von Gas-Fracking (hier in Kalifornien) werden seit Langem kritisiert. (Foto: David McNew/AFP)

SPD und Grüne weisen den Vorschlag des CSU-Chefs zurück, anderswo in Deutschland Gas zu fördern. Er solle lieber dafür sorgen, dass in Bayern genug Energie erzeugt wird.

Von Markus Balser und Andreas Glas, Berlin, München

Mit seiner Forderung, das umstrittene Fracking in Norddeutschland zu prüfen, hat der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) scharfe Reaktionen ausgelöst. "Geht's noch?", twitterte der niedersächsische Landeschef Stephan Weil (SPD). Dass Söder im SZ-Interview besonders die Erdgasreserven in Niedersachsen betont hatte, konterte Weil so: "Lieber Markus Söder, wie wär's endlich mit Windkraft in Bayern?" Der Hintergrund: In seinem eigenen Bundesland steht Söder in der Kritik, weil die strenge 10H-Abstandsregel dort jahrelang den Bau von Windrädern erschwert hat.

Auch die Bundesregierung reagierte skeptisch auf Söders Vorstoß. Es gehe derzeit darum, nach Lösungen zu suchen, die bei Engpässen im kommenden Winter helfen könnten, sagte eine Sprecherin von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Dabei helfe "das unkonventionelle Fracking nicht", sagte sie weiter. Wissenschaftlich begleitete Probebohrungen seien ja bereits erlaubt. Nur wolle die Wirtschaft gar keine durchführen. "Anträge auf Probebohrungen seitens der Wirtschaft gibt es bis aktuell keine und gab es auch in den vergangenen Jahren nicht", sagte die Sprecherin. Derartige Probebohrungen seien auch sehr zeitaufwändig. Sonstige Vorhaben seien in diesem Bereich "aufgrund der schädlichen Auswirkungen auf Umwelt und Wasser verboten".

"Die Lösung bei anderen zu suchen ist typisch Bayern"

Auch der niedersächsische Energieminister stellte klar: "Fracking ist keine Option." Die Lösung für Probleme "bei anderen zu suchen, das ist typisch Bayern", sagte Olaf Lies (SPD). Beim Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt, was Gefahren für die Umwelt birgt. "Fracking von gestern will keiner", hatte Söder gesagt. Es sei allerdings "sinnvoll zu prüfen, ob es neue und umweltverträgliche Methoden gibt". Das Thema ist auch innerhalb der Bundesregierung umstritten. Im Juni hatte die FDP das Fracking-Verbot in Deutschland infrage gestellt. Erlaubt ist hierzulande nur das Fracking in Sandsteinschichten, nicht aber das sogenannte unkonventionelle Fracking, zum Beispiel in Schiefergestein. Den FDP-Vorschlag wies Minister Habeck umgehend zurück. "Es dauert Jahre, wenn man es überhaupt machen will, um solche Vorkommen zu erschließen", sagte er. "Es gibt gar kein Interesse daran, das zu tun".

Eine "Scheindebatte", nannte Grünen-Chef Omid Nouripour den Fracking-Vorstoß aus Bayern. Es gehe darum, gut über "die nächsten ein bis zwei Winter" zu kommen und währenddessen unabhängig zu werden von russischem Gas, sagte er. Laut Nouripour bringt Fracking frühestens in fünf Jahren relevante Fördermengen. Auch er verwies darauf, dass im Jahr 2020 in Bayern nur drei neue Windräder genehmigt wurden und die Union verantwortlich sei für die Abhängigkeit von Russland. "Markus Söder ist der Problembär der Energieversorgung in Deutschland", sagte Nouripour.

Per Twitter reagierte dann wiederum Markus Söder auf die Kritik an seiner Person und der bayerischen Windkraftbilanz. Bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien "liegen wir deutlich über dem Bundesschnitt", schrieb der CSU-Parteichef, "jetzt legen wir zusätzlich den Turbo ein und werden auch beim Wind deutlich besser". Im ersten Halbjahr seien in Bayern 13 neue Windkraftanlagen beantragt worden. Genehmigt wurden im selben Zeitraum allerdings nur vier. Widerspruch bekommt Söder von seinem eigenen Koalitionspartner. Die Freien Wähler teilten mit, dass sie den Einsatz dieser Technologie "nach wie vor vehement" ablehnen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: