Luftfahrt:Lufthansa drängt auf neue Verhandlungen

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Lufthansa-Chef Carsten Spohr bei der Jahrespressekonferenz an diesem Donnerstag. (Foto: Lando Hass/dpa)

Nach dem Streik der Bodenmitarbeiter droht nun ein Ausstand der Flugbegleiter. Wie die Airline das verhindern will.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Bloß das nicht: Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann drängt die Gewerkschaft Verdi, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. "Wir sind jederzeit bereit, zu verhandeln", so Niggemann bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. Verdi hatte die Bodenmitarbeiter für Donnerstag und Freitag zu einem weiteren Streik aufgerufen und fordert 12,5 Prozent höhere Gehälter.

Niggemann betonte, dass die Mitarbeiter seit 2022 Gehaltserhöhungen von mehr als zehn Prozent bekommen hätten, untere Einkommensstufen sogar von mehr als 19 Prozent. 2023 sei es gelungen, mit den Piloten einen sehr langfristigen Tarifvertrag auszuhandeln, und zwar ohne Streiks. "Wir bieten mit die besten Konditionen in der Branche", so Niggemann. Die Angebote der Lufthansa seien "einigungsfähig." Nach einer Urabstimmung der Gewerkschaft UFO zeichnet sich indes der nächste Streik an - dieses Mal wollen die Flugbegleiter ihren Forderungen per Ausstand Nachdruck verleihen.

Die Menschen wollen wieder fliegen

Die Auseinandersetzungen mit ihren Gewerkschaften treffen die Lufthansa in einer wirtschaftlich erfolgreichen Phase, nachdem sie vor vier Jahren auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie nur mit Mühe eine Insolvenz hatte abwenden können.

Der Konzern hat 2023 mit dem drittbestem Ergebnis seiner Geschichte abgeschlossen. Lufthansa erreichte einen operativen Gewinn von 2,7 Milliarden Euro, bei einem Umsatz von gut 35 Milliarden Euro eine Marge von etwa 7,6 Prozent. Sie zahlt ihren Aktionären erstmals seit 2019 sogar wieder eine Dividende. Eine Marge von mindestens acht Prozent ist das Ziel von Konzernchef Carsten Spohr.

Das gute wirtschaftliche Ergebnis hat die Fluggesellschaft vor allem der bislang ungebrochen starken Nachfrage im Luftverkehr zu verdanken. 2023 stieg die Zahl der Passagiere um 20 Prozent auf 123 Millionen. Sogar notorische Verlustbringer wie die Konzerntöchter Austrian und Eurowings trugen dieses Mal zum Konzernergebnis positiv bei. Eurowings sprach sogar von einer "historischen Gewinnwende." Lufthansa insgesamt hat in den letzten Jahren umgesteuert und sich weniger auf die derzeit immer noch rückläufigem Geschäftsreisenden konzentriert, sondern das Netz für Privatreisende attraktiver gemacht.

Um die Flotte zu erneuern, wird Lufthansa in den nächsten Jahren durchschnittlich mehr als 2,5 Milliarden Euro jährlich investieren. In diesem Jahr sollen 20 neue Langstreckenflugzeuge ausgeliefert werden. Insgesamt hat das Unternehmen 250 neue Jets bestellt. Der Konzern will aber nicht nur für neue Flugzeuge Geld ausgeben, sondern auch weitere Fluglinien integrieren. Spohr hofft darauf, dass die Europäische Kommission den Einstieg bei ITA Airways bis Jahresende genehmigt. Auch an TAP Air Portugal ist Lufthansa interessiert.

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