Geldpolitik:Lagarde verteidigt grüne Anleihenkäufe

Lesezeit: 1 min

EZB-Präsidentin Christine Lagarde will bei Anleihenkäufen auch auf die Öko-Bilanz der Herausgeber achten. Das gefällt nicht jedem. (Foto: Ints Kalnins/Reuters)

Die Notenbankerin will verstärkt Schuldscheine von Konzernen mit einer prima Klimabilanz erwerben. Kritiker warnen aber vor dem Risiko einer Öko-Blase.

Von Björn Finke, Brüssel

Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), verteidigt ihren Ansatz, bei Anleihekäufen auch die Klimabilanz der Herausgeber dieser Schuldscheine zu berücksichtigen. Eine entsprechende Antwort schickte die Währungshüterin nun an einen kritischen Europaabgeordneten. Die Frankfurter Notenbank will verstärkt Anleihen von Konzernen erwerben, die wenig Treibhausgase in die Atmosphäre blasen. Dies macht es für die Unternehmen einfacher, sich zu verschulden. Das Nachsehen sollen Betriebe mit einer miesen Klimabilanz haben. Lagarde hat dieses Ansinnen im Sommer vorgestellt.

Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber hält nicht viel von diesem Vorgehen. Der wirtschaftspolitische Sprecher der christdemokratischen EVP-Fraktion sieht das Risiko, dass sich eine Blase bei Öko-Wertpapieren bilden könnte. Zudem befürchtet er Nachteile für die eigentliche Mission der EZB: den Kampf gegen die hohe Inflation. Ferber schickte daher ein Schreiben mit drei kritischen Fragen an Lagarde. Unter anderem wollte er wissen, wie sich das neue Konzept mit dem Prinzip der Marktneutralität vereinbaren lässt. Dies bedeutet, dass die EZB bei ihren Käufen nicht die Preise der Wertpapiere verzerren oder bestimmte Herausgeber bevorzugen sollte.

Lagarde antwortete jetzt mit einem dreiseitigen Brief, welcher der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Sie verteidigt dort den grünen Ansatz und erklärt, dass Marktneutralität keine gesetzliche Vorgabe für die EZB sei, sondern lediglich eine Art Werkzeug für das Handeln der Notenbank auf den Finanzmärkten. Bereits früher sei die EZB von einer "komplett marktneutralen Verteilung" abgewichen, schreibt die Französin.

Ferber überzeugt das nicht: Die Notenbank verabschiede sich "endgültig vom Konzept der Marktneutralität", sagt er. "In Zeiten, in denen die EZB ihr Inflationsziel meilenweit verfehlt, wäre Christine Lagarde gut beraten, sich auf das Thema Preisstabilität zu konzentrieren."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusErbschaft
:Omas Häuschen ist nur noch schwer zu halten

Was viele nicht wissen: Von 2023 an wird es drastisch teurer, eine Immobilie zu vererben. Bei Betroffenen, Steuerberatern und Notaren herrscht gerade Torschlusspanik.

Von Harald Freiberger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: