Künstliche Intelligenz:"Einen guten Linkedin-Post machen KI-Programme in fünf Minuten"

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Vanessa Cann von Nyonic und Stephan Krubasik, Partner bei Kearney (Foto: Florian Peljak)

Künstliche Intelligenz wird die Arbeitswelt umwälzen. Das macht vielen Angst, doch man kann die Technologie auch für sich nutzen. Wie es geht und warum die Angst vor Jobverlusten übertrieben ist.

Von Mirjam Hauck

Wie wird künstliche Intelligenz (KI) die Arbeitswelt und die Industrie verändern, ist KI gar die neue Elektrizität und befinden wir uns schon mitten in dieser Revolution? Diese Fragen diskutierten am Dienstagabend auf der Bühne des SZ-Salons die KI-Start-up-Unternehmerin Vanessa Cann und Stephan Krubasik, Partner der Unternehmensberatung Kearney. Dort leitet er als Global Co-Lead den Bereich Kearney Analytics.

Für Stephan Krubasik ist eindeutig, dass, wenn man eine "Revolution als umwälzende Veränderung begreift", KI auf jeden Fall eine sei. Ähnlich wie man sich heute keine Welt mehr ohne Internet vorstellen könne, verändere die Technologie die Gesellschaft und natürlich auch die Arbeitswelt. Aber als Bedrohung sehen er und seine Mitdiskutantin hoch oben im SZ-Turm künstliche Intelligenz vorrangig nicht, sie stellen die Chancen in den Vordergrund.

Vanessa Cann vergleicht KI beispielsweise mit der Einführung des PCs: "Wir haben irgendwann angefangen, unsere Skills in Word oder Powerpoint in unsere Lebensläufe zu packen." So werde das auch mit den Möglichkeiten KI zu bedienen sein. Und gerade bei zähen, langsamen und sich wiederholenden Prozessen wie beispielsweise bei der Beantwortung der täglichen E-Mail-Flut könne KI eine große Hilfe sein - für jede Arbeitnehmerin, für jeden Arbeitnehmer. "Einen guten Linkedin-Post machen KI-Programme in fünf Minuten", sagt sie. "Wir brauchen mehr Entlastung, wir sind alle am Limit."

"Wir werden mehr Mensch-Maschinen-Interaktionen haben"

Die Angst, dass KI viele Jobs vernichten werde, teilt Vanessa Cann nicht. "Die Berufsfelder werden sich verändern, wir werden mehr Mensch-Maschine-Interaktionen haben", sagt sie. So könne künstliche Intelligenz in der Medizin die Diagnose stellen und dadurch könnten Arzt und Ärztin mehr Zeit mit den Patienten verbringen und "mehr zuhören". Und diese Arbeitsteilung helfe auch gegen den viel beklagten Fachkräftemangel.

Auch Krubasik ist der Meinung, dass durch den derzeitigen Transformationsprozess keine Arbeitsplätze verloren gehen. "Historisch betrachtet hat jede technologische Entwicklung - wie die Umstellung von manueller zu maschineller Arbeit - nie dazu geführt." Auch wenn man natürlich auch historischen Prozessen keine Zukunftsmodelle ableiten könne. Er sagt, man solle sich auf die konstruktiven und positiven Aspekte der KI konzentrieren, denn "Deutschland hat eine tolle Innovationskultur". Ein wichtiges Thema für die Industrie sei die intelligente Robotik und vernetzte Fabriken. So ließen sich Wertschöpfungsketten direkter steuern und optimieren.

An Lösungen für die Industrie arbeitet Vanessa Cann mit dem Start-up Nyonic. Die Gründerin will mit ihren Mitstreitern ein sogenanntes Large Language Modell (LLM), also ein Grundlagenmodell für Industrieanwendungen entwickeln. Und das soll auch in mehreren europäischen Sprachen funktionieren. Sie sagt: "Wir haben die Problematik, dass die Modelle gut in großen Sprachräumen wie Englisch sind." Aber wer das Ganze auf Isländisch probiere oder auf Schwedisch, der werde feststellen, dass die Ergebnisse miserabel seien. Und diese Probleme gelte es zu lösen.

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