Krankenversicherer:Neuer Verbund will Kosten für Privatversicherte senken

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Auch gegenüber den Ärzten wollen die Krankenversicherer gemeinsam auftreten. (Foto: Christian Endt/Christian Endt)

Fünf große private Krankenversicherer wollen künftig gemeinsam mit Ärzten verhandeln. Sie versprechen sich durch ihre Marktmacht eine bessere Versorgung - und geringere Kosten.

Von Ilse Schlingensiepen, Köln

Wenn ein Privatpatient zur Behandlung in eine Klinik geht, muss er - außer in Notfällen - vorab die Kostenübernahme durch seinen privaten Krankenversicherer klären. Zwar ist das in den meisten Fällen kein Problem, für den Patienten aber häufig mit Rückfragen, Bürokratie und Stress verbunden. Umso schöner, wenn ihm der Versicherer die Arbeit abnimmt.

Fünf private Krankenversicherer (PKV) haben sich jetzt zusammengetan, um für ihre Kunden bei Krankenhäusern und Ärzten solche und ähnliche Verbesserungen zu erreichen. An der Kooperation "Innovatives Versorgungsmanagement" beteiligen sich Axa, Debeka, HUK-Coburg und die Versicherungskammer Bayern, zu der die Bayerische Beamtenkrankenkasse und die Union Kranken gehören.

Gemeinsam handeln sie Verträge mit Pharmafirmen, Kliniken und Ärzten aus, um die Versorgung ihrer Versicherten zu verbessern und damit möglichst auch kostengünstiger zu machen. "Wir wollen die Versorgungsqualität und die Prozesse verbessern", erläutert Debeka-Vorständin Annabritta Biederbick. Die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens ist nach ihren Angaben zurzeit kein Thema. Möglicher Grund: Das könnte das Kartellamt auf den Plan rufen.

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Zwar sehen Kliniken und Ärzten solche Vorgaben durch Versicherer und ihre Verbünde in der Regel kritisch. Die Hoffnung auf eine größere Zahl der lukrativen Privatpatienten erleichtert ihnen aber die Akzeptanz.

Das "Innovative Versorgungsmanagement" liegt voll im Trend. Immer mehr private Krankenversicherer versuchen, eine aktive Rolle in der Versorgung ihrer Kunden zu übernehmen. Die Hoffnung: Das erhöht die Qualität und senkt langfristig die Kosten. Gleichzeitig werden Kooperationen für die PKV-Anbieter immer wichtiger. Viele sind zu klein, um die Herausforderungen der Zukunft allein zu stemmen, Stichwort Digitalisierung.

Die fünf Gesellschaften haben zusammen mehr als vier Millionen Vollversicherte, die PKV-Branche insgesamt kommt auf 8,7 Millionen. Die Debeka ist mit großem Abstand Marktführer in der Vollversicherung. Laut der Ratingagentur Assekurata folgt die Axa auf Platz 2, die HUK-Coburg ist Nummer 6 und die Bayerische Beamtenkrankenkasse Nummer 8.

Die Ersparnisse sollen den Versicherten zugute kommen, heißt es.

Die Versicherer haben bereits erste Verträge abgeschlossen. Mit dem Pharmaunternehmen Sandoz in Deutschland, zu dem die Marken Hexal und 1 A Pharma gehören, haben sie einen Rabattvertrag ausgehandelt. Er räumt ihnen günstige Konditionen bei einzelnen Arzneimitteln oder dem gesamten Sortiment ein. "Die erzielten Ersparnisse erhöhen die Beitragsstabilität und kommen so den Versicherten zugute", sagt Biederbick. Eine Vereinbarung mit der Medigreif Inselklinik in Heringsdorf, die auf Psychosomatik und Psychotherapie spezialisiert ist, zielt auf die Verkürzung von Wartezeiten und vereinfachten Prozesse, etwa beim Kostenübernahmeverfahren. Weitere Verhandlungen laufen.

Die Unternehmen möchten über gezielte Vereinbarungen auch erreichen, dass sich Ärzte, Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen bei der Behandlung der Versicherten besser abstimmen und verzahnen. Langfristig setzen sie dabei auch auf digitale Lösungen.

Axa, Bayerische Beamtenkrankenkasse, Debeka, HUK-Coburg und Union sind die Zusammenarbeit gewohnt. Sie sind ebenfalls an dem Portal "Meine Gesundheit" beteiligt, das die Axa gemeinsam mit dem Arztsoftwarehersteller Compugroup gegründet hat. "Durch die Kooperation haben wir uns kennengelernt und Vertrauen aufgebaut", sagt Hans-Olav Herøy, Vorstand der HUK-Coburg. Ein weiterer Vorteil sei die gemeinsame digitale Plattform.

Kommt ein Vertrag zustande, müssen sich nicht alle fünf Versicherer daran beteiligen. Auch auf Seiten der Kunden und der Behandler gibt es keinen Zwang, betont Biederbick. "Die Therapiefreiheit bleibt immer beim Arzt, wir machen lediglich Angebote."

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